Wesel/Berlin. Der Kreis Weseler FDP-Bundestagsabgeordnete ordnet zum Jahresende die politische Lage ein und erklärt konkrete Folgen für die Kommunen.
Bernd Reuther sieht sich als Bindeglied zwischen dem Kreis Wesel und der Bundesregierung in Berlin. Beim NRZ-Gespräch zum Jahresende schildert der FPD-Bundestagsabgeordnete, dass diese Funktion mal mit Freud, aber gelegentlich auch mit Leid verbunden sei. Als konkretes Beispiel nennt er Fördermöglichkeiten des Bundes: „Ich stehe im ständigen Austausch mit den Bürgermeistern und weise auch auf neue Fördertöpfe hin.“ Doch wenn sich diese unerwartet schließen, greife er auch zum Telefon und nehme direkt Kontakt mit den Bürgermeistern auf – wie neulich, als er dem Schermbecker Verwaltungschef mitteilen musste, dass durch die Haushaltssperre des Bundes eine Fördermöglichkeit für die kostspielige dringende Sanierung der Dreifachsporthalle entfalle: „Da habe ich Mike Rexforth angerufen und gesagt: Lieber Mike, das wird jetzt erstmal nichts!“ Nicht nur dort liege jetzt einiges aus Eis, so der 52-Jährige aus Wesel, der auch stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss ist.
FDB-Basis im Kreis Wesel blickt auf den Zustand der Ampel
Reuther erklärt, nicht nur wegen der erschwerten Haushaltslage: „Im Moment sind die Zeiten in der Politik ziemlich spannend!“ Dies spüre er auch bei den FDP-Mitgliedern aus dem Kreis Wesel. Vor allem der Zustand der Regierung sei an der Basis in seiner Heimat ein großes Thema. „Der ganz große Teil ärgert sich natürlich auch teilweise über die Ampelregierung“, so der Liberale, der ergänzt: „Die meisten sagen, gerade die FDP muss da ihrer Verantwortung gerecht werden und kann da nicht einfach aus der Ampel flüchten. Da ist trotz allem Bauchgrimmen eine klare Zustimmung.“
Bernd Reuther blick sogar schon weit voraus und gibt sich optimistisch: „Ich glaube schon, dass wir Richtung nächste Wahlen ein gutes Ergebnis erziehen können, müssen aber konsequent zu unseren Prinzipien und Leitlinien stehen.“ Die sei auch für die Kommunalpolitiker der FDP sehr wichtig, weil höchstwahrscheinlich die Bundestagswahl parallel zur Kommunalwahl stattfinden werde.
„Schienenersatzverkehr wird wohl die Regel statt die Ausnahme“
Der Liberale pendelt zwischen der Hansestadt und der Hauptstadt hin und her, nutzt dabei auch die Bahn, die ihn als verkehrspolitischer besonders interessiert. „Gerade das Thema Betuwe-Linie ist sehr spannend.“ Wenn im Jahr 2025 die Kernsanierung der bestehenden Gleise komme, stelle sich die Frage: „Was ist jetzt mit dem Bocholter zwischen Wesel und Bocholt? Da bin ich Gesprächen mit der Bahn, das gestaltet sich allerdings schwierig“, so Reuther. Man müsse dort mit Dieselloks operieren, wenn man die Strecke während der Sperrung zwischen Emmerich und Oberhausen weiterbetreiben wolle – zudem fahre dort Vias.
Parallel werde 2025 an der Betuwe-Linie massiv weitergebaut. „Das wird aber natürlich zu vielen Störungen kommen“, prognostiziert der Verkehrsexperte der Freien Demokraten, der ergänzt, Schienenersatzverkehr (SEV) werde dann eher die Regel als die Ausnahme werden. Allerdings hat Reuther auch Lob für den Bus-Transfer parat: „Ich hab es selber zuletzt ein paarmal auf dem Weg von Berlin nach Wesel genutzt: Dadurch, dass sie jetzt alles etwas optimiert haben, klappt das eigentlich ganz gut.“ Die Taktung könne aber noch weiter verbessert werden. Sein Zwischenfazit: „Das ist natürlich schon umständlich und nicht so schön, als wenn man im Zug sitzt, aber man kommt an.“
Der Abgeordnete müsse häufig die Politik der Bundesregierung vor Ort im Kreis Wesel erklären, berichtet Bernd Reuther: „Für mich ist wichtig, mich hier mit den Bürgermeistern auszutauschen und auch mit Unternehmen zusammenzusetzen – es gibt so viele Sachen, wie die Strompreisbremse, die direkten Einfluss haben, bei den die Firmen direkt betroffen sind. So habe der 52-Jährige erst kürzlich mit der Hamminkelner Bäckerei Bors getroffen, um das Thema Energiekosten zu erörtern. Auch sei er von vielen Betrieben wegen der LKW-Maut-Erhöhung angesprochen worden, ebenso von Gastronomen zur Rücknahme der reduzierten Mehrwertsteuern im Gastro-Bereich.
Reuther fordert den Abschuss von Wölfin Gloria
Und natürlich sei auch der Wolf ein Thema in Berlin. „Wir haben dafür gesorgt, dass das Thema im Koalitionsvertrag vorkommt und sich die Bundesumweltministerin jetzt auch bewegt, was uns die Entnahme von Problemwölfen ermöglicht. Auch das Land NRW muss sich noch bewegen und kann sich keinen schlanken Fuß machen.“ Er sei häufig vor Ort gewesen bei Betroffenen, so Reuther. „Es werden ja nicht nur Schafe und Pferde gerissen, es gab auch schon Fälle, wo Rinder gerissen wurden. Problemwölfe, wie besagte Gloria, müssen entnommen werden!“ Andere europäische Länder in Skandinavien und auch Frankreich hätten da eine klare Regulierung. „Keiner will den Wolf ausrotten, aber es muss verträglich sein“, so der Liberale aus Wesel.