Hamminkeln/Bocholt. Die Strecke Wesel-Bocholt ist von den Betuwe-Arbeiten nicht betroffen. Züge fahren trotzdem nicht. Das ärgert die Grünen, aber es gibt Gründe.

Wer mit dem Bocholter in Richtung Ruhrgebiet pendelt, muss seit einiger Zeit eine gehörige Portion Leidensfähigkeit mitbringen. Denn diverse Baustellen, die vor allem mit dem Ausbau der Betuwe-Linie zusammenhängen, bremsen die Zugverbindung immer wieder aus. Zurzeit läuft gar nichts zwischen Bocholt und Oberhausen. Lediglich ein Schienenersatzverkehr (SEV) pendelt zwischen Wesel und Bocholt. Das bringt jetzt die Grünen aus Hamminkeln, Wesel und Bocholt auf den Plan.

Für Ulrich Gorris, Fraktionssprecher der Grünen in Wesel, ist nicht nachvollziehbar, warum die „Bocholter“ Bahnlinie während der Bauarbeiten an der Betuwe-Linie zwischen Wesel und Oberhausen nicht weiter betrieben wird. Stattdessen müssen Pendler auch hier auf den langsamen Schienersatzverkehr umsteigen. „Hunderte Pendler zwischen Bocholt und Wesel brauchen mit dem Bus fast eine Stunde mehr für Hin- und Rückfahrt. Das zwingt viele Menschen wieder ins Auto,“ sagt die Bocholter Fraktionssprecherin Monika Ludwig.

Verzögerung „ist nicht zumutbar“

Initiator der gemeinsamen Aktion ist der Fraktionssprecher aus Hamminkeln, Johannes Flaswinkel: „Viele Hamminkelner Bürgerinnen und Bürger pendeln jeden Tag zur Arbeit ins Ruhrgebiet. Schon durch die unvermeidbare Sperrung zwischen Wesel und Oberhausen verbringen diese Leute eine zusätzliche Stunde im Bus. Die vollkommen unnötige Verzögerung zwischen Wesel und Hamminkeln ist nicht zumutbar.“

Mit diesen Argumenten haben die Grünen in allen drei Kommunen gleichlautende Anträge gestellt. Die Grünen wollen, dass die Bürgermeister von Bocholt und Hamminkeln und die Bürgermeisterin von Wesel, gemeinsam vom zuständigen Streckenbetreiber, der Vias, während der Bauarbeiten an der Betuwe-Linie einen regulären Schienenverkehr zwischen Wesel und Bocholt fordern.

Die jetzige Sperrung wird voraussichtlich bis zum 24. September dauern. Die Bahn will in dieser Zeit entlang der Strecke zwischen Niederrhein und Ruhrgebiet Arbeiten an Gleisen, Brücken, Lärmschutzwänden und der Oberleitung durchführen. Zwischen Oberhausen und Emmerich verkehrt ein Schienenersatzverkehr mit allen Unterwegshalten. Zusätzlich fährt ein Schnellbus ab Oberhausen Hbf mit den Halten Wesel, Emmerich, Emmerich-Elten und Zevenaar direkt nach Arnhem Centraal. Ein weiterer SEV mit allen Unterwegshalten fährt zwischen Wesel und Bocholt und ersetzt den „Bocholter“.

In Duisburg wird eine Brücke abgerissen

Jetzt kommt die nächste Hiobsbotschaft für die Pendler. Weil im Autobahnkreuz Duisburg-Kaiserberg eine Brücke über der Bahnlinie abgerissen wird, kann der RE 19 zwischen Bocholt und Düsseldorf auch hier nicht durchgängig fahren. Erste Einschränkungen gibt es ab dem 21. September. Sie dauern voraussichtlich bis Freitag, 13. Oktober.

Auch in diesem Fall ist die Strecke Wesel-Bocholt erst einmal nicht von den Bauarbeiten betroffen. Züge könnten zwischen beiden Strecken fahren. Theoretisch. Warum das praktisch nicht geht, weiß der Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Lothar Ebbers: „Die Bahn sperrt immer die komplette Strecke, dazu wird auch der Strom in der Oberleitung abgestellt.“ Sprich, es fließt kein Strom zwischen Wesel und Bocholt. Ein Umstand, den Lothar Ebbers heftig kritisiert: „Das mag ja betriebswirtschaftlich Sinn machen, gesamtwirtschaftlich aber auf keinen Fall.“ Auch die Bahn bestätigt, dass die komplette Strecke, also auch Wesel-Bocholt, in Absprache mit dem Betreiber VIAS gesperrt wurde. Deshalb sei schon die Einfahrt in den Bahnhof Wesel nicht möglich.