Wesel. . Die Chancen für Bernd Reuther stehen nicht schlecht, demnächst im Bundestag zu sitzen - wenn der positive Trend für die FDP weiter anhält.
- Die Stimmung für die FDP ist prächtig, vor allem durch Christian Lindner, der im Mai satte Prozente einfuhr
- Die liberale Basis vor Ort merkt dies an zahlreichen Eintritten in die eher kleine Partei
- Der 46-jährige Bernd Reuther wagt dennoch keine Prognose: Es kommt, wie’s kommt
Die Chancen stehen nicht schlecht, dass der Weseler Bernd Reuther den Sprung nach Berlin schafft und für die FDP in den Bundestag einzieht. Seit die Liberalen mit Christian Lindner wieder so richtig Fahrt aufgenommen haben und mit 12,6 Prozent bei der NRW-Landtagswahl im Mai ihr bestes Ergebnis erzielten, zeigt der Trend weiter nach oben.
Bernd Reuther steht dazu noch auf dem aussichtsreichen Platz 14 der NRW-Landesliste, der allerdings faktisch dem 13. entspricht. Denn der bis vor Kurzem noch vor ihm aufgestellte Christof Rasche, Parlamentarischer Geschäftsführer der Landstagsfraktion, wird nicht antreten.
Kampagne mit Schwarz-Weiß-Fotos
Es ist müßig, Rechenspiele anzustellen, aber würde die FDP acht Prozent auf Bundesebene erreichen, könnte Reuther vermutlich seine Koffer packen und sich in Berlin eine Wohnung suchen. Doch das weist der 46-Jährige weit von sich: „Ich mache keine Aussagen dazu, schließlich gibt es noch Überhangmandate und andere Unbekannte.“
Was den Wahlkampf angeht, ist der Mann aus Obrighoven allerdings schon schwer aktiv. Gerade kommt er von einem Dreh für seinen Kandidatenfilm, der über die sozialen Netzwerke verbreitet werden soll. „Hier sind keine Profis am Werk“, sagt er, „es ist eine jungliberale Truppe.“ Ein Fotoshooting für die Kampagne mit Schwarz-Weiß-Fotos, wie sie beim Landtagswahlkampf auch schon erfolgreich war, hat es ebenfalls gegeben. Auf dem Handy zeigt Reuther eines seiner Porträts, das am Rhein in Bislich aufgenommen wurde.
Viele neue Mitglieder
1000 Plakate werden wohl gedruckt, um sie im gesamten Wahlkreis aufzuhängen, allerdings wohldosiert, wie der Freidemokrat selbst sagt. Hinzu kommt großflächige Werbung. Ob es was nutzt? „Die Leute finden es nicht gut, wenn an jeder Laterne ein Plakat hängt“, sagt Reuther. Allerdings müsse er sich in so mancher Stadt seines Wahlkreises schon bekannt machen, damit es nicht heißt, „Bernd, wer...?“
Die Vorzeichen sind jedenfalls positiv, was Reuther auch mit den zehn neuen Mitgliedern begründet, die in den letzten Monaten zur FDP gefunden haben. Dagmar Ewert-Kruse von der Bürgerinitiative Historisches Rathaus Wesel gehört dazu. Sie sitzt deshalb seit kurzem als Fachfrau im Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing. Reuther freut sich, wenn Menschen sich in seiner Partei einbringen, so wie Ewert-Kruse. Er freut sich aber auch über Beitragszahler, die nicht öffentlich als Freidemokrat in Erscheinung treten möchten, so wie bei einem der jüngsten Beitritte. Überzeugt von den politischen Zielen der FDP sei derjenige natürlich, allerdings müsse er auch beruflich mit Akteuren anderer Parteien verhandeln...
Breitbandausbau und Kombi-Bad
„Die Stimmung für die FDP ist gut“, sagt Bernd Reuther und lobt Christian Lindner. „Der macht ‘nen Bombenjob. Das motiviert natürlich auch.“ Nach der Urlaubszeit Mitte August will der Weseler Bundestagskandidat dann auch richtig loslegen, Unternehmensbesuche machen und sich an diversen Veranstaltungen beteiligen. Christian Lindner wird wohl auch kommen, wann und wohin – das ist noch offen. Der Breitbandausbau ist ein Riesenthema, sagt Reuther, das Kombi-Bad und die Landesplanung, um nur wenige Inhalte seines Wahlkampfes zu nennen. Mit allem, was öffentlichkeitswirksam ist, kennt er sich schließlich bestens aus, ist er beim Essener Bauunternehmen Hochtief doch für die Leitung des Marketings und der Öffentlichkeitsarbeit rund um die weltweiten öffentlich-privaten Partnerschaften zuständig.
„Ich würde gerne in den Bundestag reinkommen“, fasst der Politiker, der FDP-Fraktions- und Parteichef in Wesel ist, zusammen. „Wenn nicht, würde ich aber auch kein unglücklicher Mensch werden.“
>>>EGON WILHELM RAMMS UND ERWIN HOLSTEG
Der Blick zurück, den Bernd Reuther getan hat, zeigt, dass es bislang zwei FDP-Bundestagsabgeordnete aus Hamminkeln und aus Wesel gab: Zum einen Egon Wilhelm Ramms aus Bislich, der auch mal Ratsherr in Wesel war und den Vorsitz der Fraktion innehatte. Er war von 1957 bis 1969 in Bonn aktiv.
Zum anderen Erwin Holsteg. Der Agraringenieur und Landwirt aus Brünen gelangte wie Ramms über die Landesliste in den Bundestag und saß dort in der Zeit von 1980 bis 1983. Zur FDP hatte er bereits 1952 gefunden.