Wesel. Kita-Ausbau, weitere Schulsanierungen, Neubauprojekte Umzug des Bürgerbüros: Was sich die Stadt Wesel für das kommende Jahr vorgenommen hat.

Nach Monaten des Wartens kam am Freitag endlich der erhoffte Anruf vom Land: Die Stadt hat die Erlaubnis, das ehemalige Finanzamt an der Ritterstraße als Unterkunft für geflüchtete Menschen zu nutzen. Die Erleichterung ist dem Verwaltungsvorstand um Bürgermeisterin Ulrike Westkamp beim Pressegespräch zu den wichtigen Aufgaben und Änderungen im neuen Jahr anzumerken. Denn die Situation ist inzwischen schwieriger als in den Jahren 2015/16. „Wir gehen davon aus, dass der Krieg noch lange dauern wird“, sagt Bürgermeisterin Ulrike Westkamp mit Blick auf die Ukraine. Die Unterbringung der Menschen gehört zu den dringlichsten Themen für 2023.

Denn in den diversen Flüchtlingsunterkünften wie etwa der Hansaringschule und -sporthalle sind noch gut 50 Plätze frei, so Sozialdezernent Rainer Benien. 32 Menschen werden allein im Dezember erwartet – und stetig kommen weitere Personen an. Die Stadt rechnet damit, dass die heftigen Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur dazu führen, dass noch mehr Menschen die Flucht ergreifen. Gut 50 Prozent der Neuankömmlinge sind Ukrainer, weitere Personen kommen aus dem Iran, Afghanistan, Syrien und die ersten auch aus Russland. „Wir sind dankbar, wenn Bürger uns freien Wohnraum melden“, appelliert Bürgermeisterin Westkamp an das Engagement der Weseler.

Wie schnell das alte Finanzamt für etwa 70 Personen hergerichtet werden kann, ist offen. Noch gibt es keinen schriftlichen Bescheid vom Land als Eigentümer. Dr. Markus Postulka, der jüngst seinen Dienst als Dezernent angetreten hat, lobt Wesel dafür, dass bisher keine Containerdörfer hergerichtet werden mussten. Westkamp: „Wir arbeiten daran, dass es so bleibt, können es aber nicht ausschließen.“ Außerdem ist die Stadt dabei, eine Partnergemeinde in der Ukraine zu suchen.

Diese Kitas werden 2023 in Wesel neu- oder ausgebaut

Rund 220 Kinder aus geflüchteten Familien werden bisher in den Weseler Schulen unterrichtet, bei den Kitas steht ein erneuter Ausbau an – denn insgesamt gibt es mehr Kinder in Wesel. An der katholischen Kirche in Flüren beginnt 2023 der Bau der neuen Tagesstätte mit drei Gruppen und auch in Büderich und Bislich wird je eine Kita – zumindest für eine gewisse Zeit – um eine Gruppe erweitert, berichtet Benien.

Im Erholungsgebiet Aue soll sich etwas bewegen: Die Sanierung des Rundweges um den Auesee geht weiter und für 445.000 Euro wird die neue Trendsportanlage umgesetzt. 1300 Personen haben an einer Umfrage hierzu mitgemacht. Einen Beteiligungsprozess wird es auch vor dem Bau der Skate- und Bikeanlage am Auestadion geben, das Stadion selbst erhält einen neuen Naturrasen.

Die Sanierungen der Schulen sollen in Wesel 2023 weitergehen. Zum Beispiel an der Grundschule Blumenkamp (Foto), in Büderich, an der Konrad-Duden-Grundschule, der Realschule und der Ida-Noddack-Gesamtschule.
Die Sanierungen der Schulen sollen in Wesel 2023 weitergehen. Zum Beispiel an der Grundschule Blumenkamp (Foto), in Büderich, an der Konrad-Duden-Grundschule, der Realschule und der Ida-Noddack-Gesamtschule. © FUNKE Foto Serivces | Markus Weißenfels

Investitionen stehen in vielen Gebäuden an: 33 Millionen Euro werden 2023 für 80 Einzelmaßnahmen in die Hand genommen. Davon sind 27,6 Millionen Euro für Schulen und Sporthallen gedacht, unterstreicht Postulka. So stehen zum Beispiel Sanierungen und Erweiterungen an den Grundschulen Blumenkamp, Büderich und Konrad Duden, der Realschule sowie an der Ida-Noddack-Gesamtschule auf der Agenda.

Die Feuerwehrgerätehäuser Büderich und Obrighoven werden für 2,5 Millionen Euro saniert, die Gerätehäuser in Bislich und Ginderich sogar erneuert. Dafür werden zunächst Planungen erstellt. Außerdem erarbeitet die Stadtverwaltung eine „Roadmap“ (einen Projektplan) zur Entwicklung des CO2-Verbrauchs, um das Ziel der klimaneutralen Stadtverwaltung bis 2025 im Auge zu behalten.

Bürgerbüro Wesel zieht in die Rathauspassage

Bürger werden im Laufe des nächsten Jahres das Bürgerbüro an einem neuen Ort finden: Es zieht in die ehemalige Eon-Geschäftsstelle in der Rathauspassage. Dadurch muss man nicht mehr ins Rathaus, um zur Meldestelle zu gelangen. Dafür wechselt die Ausländerbehörde ins heutige Bürgerbüro. Das entzerrt die Situation für das Amt deutlich: Zu voll und zu eng ist es in den aktuellen Räumen, so Westkamp.

Zugleich will die Stadtverwaltung noch mehr Dienstleistungen online ermöglichen, schon jetzt sind es über 130. Und: Wer Mängel melden möchte, kann dafür bald eine neue App nutzen. So können Vandalismus, wilder Müll oder ausgefallene Ampeln schnell dem Rathaus mitgeteilt werden. Die „Bibliothek der Dinge“ wird weiter ausgebaut, hier können Bürger zum Beispiel Strommessgeräte ausleihen.

Stolz ist die Stadt darauf, Teil des Unesco-Welterbes „Limes“ zu sein. Da die Reste der ehemaligen römischen Lager unter dem Wald in Flüren verborgen sind, will die Stadt als Teil einer speziellen Radroute zum Limes eine Radstation und Hinweistafeln installieren, um den historisch wichtigen Ort sichtbar zu machen.

Diese Gebühren sinken im neuen Jahr in Wesel

In Bezug auf Steuern und Gebühren werden die Bürger unterm Strich eher entlastet, versichert Kämmerer Klaus Schütz. Zwar steigt die Grundsteuer B auf das Niveau des so genannten fiktiven Hebesatzes (von 479 auf 493 Punkte). Für die meisten Bürger wird diese Erhöhung jedoch durch die deutlich sinkende Abwassergebühr mehr als aufgehoben – sie sinkt von 3,17 auf 2,65 Euro pro Kubikmeter. Auch die Abgaben für Niederschlagswasser werden günstiger (von 1,02 Euro auf 86 Cent je Kubikmeter).