Wesel. Das Weseler Schulbauprogramm wird nicht wie mal geplant um das Jahr 2030, sondern frühstens 2038 fertig. Das sind die Zeitpläne für alle Schulen.

Es ist eines der ambitioniertesten Investitionsprojekte in Wesel überhaupt: das Schulbauprogramm der Stadtverwaltung. Ursprünglich sollten 90 Millionen Euro in die Modernisierung der Schulen fließen, die Maßnahmen bis 2030 weitgehend abgeschlossen sein. Doch längst ist klar, dass die Kosten angesichts der explodierenden Preise in allen Bereichen nicht zu halten sein werden – und auch der Zeitrahmen für die Fertigstellung der Projekte verschiebt sich deutlich nach hinten.

Die Unwägbarkeiten sind groß: Die Baukosten wirken sich massiv aus, Planungen werden immer schwieriger, es gibt Engpässe bei Material und Personal. Zudem haben sich die Prognosen bei den Schülerzahlen im Vergleich zu 2019, als die Planungen vom Rat beschlossen wurden, nach oben hin verändert. Es wird also mehr Platz für künftige Schülerinnen und Schüler gebraucht.

Die Verwaltung hat nun einen Plan vorgelegt, wie sie das Schulbauprogramm künftig umsetzen möchte. Ergebnis der Überlegungen: Es soll zeitlich bis ins Jahr 2038 gestreckt werden, Priorität haben außerdem erstmal die Umbauarbeiten und Erweiterungen, um mehr Unterrichtsräume zu schaffen. Erst wenn die an den jeweiligen Standorten fertig sind, soll die Sanierung der Bestandsgebäude angegangen werden.

Schulbauprogramm in Wesel: Die Planungen sind kompliziert

Weil sich für so einen langen Zeitraum kaum seriös abschätzen lässt, wie teuer es an den Schulen wirklich wird, soll nun für jedes einzelne Projekt eine belastbare Planung erstellt werden, über die dann die Politik jeweils im Einzelnen entscheidet. Eine solcher Entwurf liegt für die Ida-Noddack-Gesamtschule bereits vor, Kernpunkt ist ein neuer zentraler, dreigeschossiger Bau mit einem neuen Eingangsbereich. Die Gesamtkosten dafür liegen bei 36,5 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2019 ist die Stadt für beide Gesamtschulen noch von Investitionen von um die 27 Millionen Euro ausgegangen. Der Rat wird in seiner Dezembersitzung darüber abstimmen.

Ebenfalls weiter vorangeschritten ist die Planung für die Konrad-Duden-Realschule. Hier ist geplant, die alte Toilettenanlage auf dem Schulhof abzureißen, die Pausenhalle zu erweitern und eine Sanitäranlage neu zu errichten – derzeit wird mit Ausgaben von 19,1 Millionen Euro gerechnet. Zudem soll ein dreigeschossiger Anbau in Richtung Schulhof entstehen, der sowohl Klassen- als auch Fachräume enthält.

Weiter vorantreiben möchte die Verwaltung auch die Planungen für den neuen Grundschulstandort in der Innenstadt. Favorisiert wird die frühere Hansaring-Schule, in der derzeit Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht sind. Der Bau müsste allerdings umfangreich saniert werden, außerdem sind Anbauten nötig. Allerdings ist der Platz auf dem Gelände laut Verwaltung begrenzt.

Die Politik ist sich bisher einig darüber, dass am Schulbauprogramm unbedingt festgehalten werden muss – trotz all der Unwägbarkeiten. So sprachen sich zuletzt der Schulausschuss und der Gebäudeausschuss einstimmig für den Vorschlag der Verwaltung aus – er muss aber noch vom Rat abgesegnet werden. Dennoch gab es auch kritische Stimmen. „Es ist schon bitter, dass sich dieses Konzept zeitlich so weit nach hinten verschiebt, dass viele aktuelle Schülerinnen und Schüler davon nicht mehr profitieren werden“, sagte Barbara Wagner von den Linken.

Schulen in Wesel: Kinder werden teilweise in Containern unterrichtet

Für die Verwaltung ist aufgrund der steigenden Zahl der Kinder und Jugendlichen klar, dass es bis zur Umsetzung des gesamten Programmes Zwischenlösungen braucht, um genügend Unterrichtsräume zu haben. Geplant ist deshalb die Anschaffung von Containern an mehreren Standorten. An einigen Schulen gibt es solche Lösungen bereits. „Die Rückmeldungen sind durchgehend positiv“, betont Schuldezernent Rainer Benien. Möglicherweise könnten diese Container später an anderen Stellen weitergenutzt werden, wenn eine Schule fertig ist.