Neukirchen-Vluyn. Trox entwickelt mobile Luftfilter. Alle Schulen bekommen welche. Und im Herbst gibt es bei der Kommunalwahl eine dicke Überraschung.

Nach dem ersten Teil des Jahresrückblicks folgt hier der zweite. Die Pandemie bestimmt weiter den Alltag in Neukirchen-Vluyn. Es gibt gleichwohl Überraschungen, Ärger und viel Freude.

⇒ Überraschung bei den Wahlen

Bei den Kommunalwahlen im September gibt es eine kleine Sensation. Nachdem Bürgermeister Harald Lenßen (CDU) noch beim ersten Wahltermin mit 48,3 Prozent vor seinem ärgsten Herausforderer Ralf Köpke (36,34 Prozent) gelegen hat, erzielt der parteilose Kandidat der SPD zwei Wochen später Ende des besagten Monats bei den Stichwahlen einen Sieg. Am 27. September um kurz vor halb neun am Abend steht fest: Der neue Bürgermeister heißt Ralf Köpke. Er erzielt 51,50 Prozent der Stimmen und lässt den Amtsinhaber mit 48,50 Prozent hinter sich.

Großer Jubel im Füllort, wo die Sozialdemokraten feiern. Ernüchterung bei den Christdemokraten im Viva Event-& Freizeitpark. Lenßen gibt sich als fairer Verlierer und gratuliert Köpke aus der Ferne. Christian Pelikan, der dritte Bürgermeisterkandidat, der für Bündnis 90 / Die Grünen angetreten ist, erlebt diese Überraschung nur noch als Zuschauer.

Die Grünen gehören aber zu den Gewinnern der Wahl. Sie ziehen mit acht Ratsmitgliedern in das Stadtparlament ein. Auch die CDU kann bei den Wählerinnen und Wählern punkten. Ergebnis: elf Direktmandate. Für die SPD verläuft die Wahl weniger erfreulich. Sie verliert ihre Position als größte Fraktion.

Nach den Wahlen strengen die Grünen Koalitionsgespräche an, da sie keine wechselnden Mehrheiten mehr wollen. Die Gespräche mit der SPD enden ohne ein für beide erfreuliches Ergebnis. Mit der CDU scheint es mehr Gemeinsamkeiten zu geben, oder womöglich einfach das größere Bemühen, zusammenzufinden.

Anfang November konstituiert sich der Rat. Es gibt etliche neue Ratsmitglieder, so dass eine der wesentlichen ersten Entscheidungen die ist, die Verabschiedung des Haushaltes auf den kommenden März zu verschieben.

Bürgermeister Ralf Köpke kündigt an, parteiübergreifend mit dem Stadtrat zusammenarbeiten zu wollen. Für ihn ist es ein Start in einer schwierigen Zeit. Die Corona-Pandemie bringt gerade eine zweite Welle, und der Haushalt der Stadt wird dadurch arg in Mitleidenschaft gezogen.

⇒ Luftfilter aus Neukirchen-Vluyn

Im zweiten Halbjahr 2020 ist es eine Firma aus Neukirchen-Vluyn, über die auch bei jenen gesprochen wird, die bis dahin nicht wussten, dass Trox ein Global Player auf dem Markt ist. Trox entwickelt einen mobilen Luftfilter, der die Aerosole weitgehend aus der Luft filtern kann. Und während NRW-weit über die Ausstattung von Schulen, Gaststätten und anderen öffentlichen Räumen mit derartigen Filtern gesprochen wird, machen Stadt, Verwaltungsspitze und Politik in Neukirchen-Vluyn Nägel mit Köpfen. Alle Schulen und die städtischen Kitas werden mit diesen mobilen Luftfiltern ausgestattet. Bald werden auch aus den Nachbarstädten Rufe laut, dass man diese Anlagen haben wolle.

⇒ Wegbereiter gehen in den Ruhestand

Für Marion May-Hacker ist dieses Corona-Jahr das letzte Arbeitsjahr. Die Agenda-Beauftragte der Stadtverwaltung geht in den Ruhestand. May-Hacker hat etliche Projekte zum Umweltschutz und zum Thema Nachhaltigkeit auf den Weg gebracht, als sie vor 30 Jahren bei der Stadtverwaltung angefangen hat, steckten Umwelt- und Klimaschutz noch ganz am Anfang. Ihr Aufgabengebiet wird im August auf drei Schultern verteilt.

Auch für Michael Darda ist 2020 ein Jahr des Wechsels. Nach 30 Jahren Vorstandarbeit bei der Mittelstands-und Wirtschaftsunion übergibt er den Staffelstab an Alexander Maihoff. Franka und Johannes Leuchtenberg werden als Unternehmer des Jahres ausgezeichnet.

⇒ Anlass zur Freude

Anlass zur Freude gibt es bei all jenen, die sich in diesem Corona-Jahr für Bewegen hilft engagiert haben. Die soziale Aktion schließt mit einem neuen Rekord ab, mit dem niemand gerechnet hat: 110.000 Euro Spenden kommen zusammen und können an soziale Gruppen und Einrichtungen weitergeben werden. „Ein sensationelles Ergebnis“, freut sich Initiator Guido Lohmann.

⇒ Bautätigkeiten in der Stadt

Ansonsten wird 2020 durchaus gebaut in der Stadt. Im August wird der Grundstein für die neue Sporthalle an der Jahnstraße gelegt. Ursprünglich hat die Halle bereits im Sommer / Herbst 2019 fertig sein sollen. Angesichts von Umplanungen und Förderfragen hat sich der Baustart verschiedentlich verschoben und Anfang des Jahres kommt noch Corona dazu. Im August kann es losgehen. Insgesamt stehen Kosten in Höhe von 4,31 Millionen Euro an. Im Herbst 2021 soll die Halle fertig sein.

Bei der zentralen Sportanlage geht es auch auf die Zielgeraden. Ebenfalls im August wird an der Tersteegenstraße der symbolische Baustart für die letzten noch geplanten Fußballplätze und das Funktionsgebäude gefeiert. Als Bauzeit werden 14 Monate angegeben.

Im Oktober ist nach acht Monaten (Um-)Bauzeit die neue Kita an der Wiesfurthstraße fertig. Damit hat die Übergangslösung ein Ende. Insgesamt 70 Kinder können jetzt hier in der CJD-Kindertagesstätte spielen. Die Awo stellt ihre neue Begegnungsstätte fertig, einzig kann sie angesichts der Corona-Maßnahmen nicht sofort so genutzt werden, wie es vorgesehen war.

⇒ Der Vluyner Nordring 59

Und was wäre ein Jahresrückblick ohne den Vluyner Nordring 59? So richtig viel passiert in diesem Jahr nicht im Umfeld des Hochhauses, und damit bleibt die Situation unbefriedigend. Im Zuge des Wahlkampfes gerät das Thema noch einmal mehr in den Fokus, als sich eine Gruppe Neukirchen-Vluyner Investoren für die Immobilie zu interessieren scheint und auch der Eigentümer mit einer neuen Absichtserklärung aufwartet. Die Politik reagiert verhalten. Die Stadt beantragt eine neue Zwangsversteigerung.

Juristisch interessant wird es im kommenden Jahr mit der Fläche am Neukircher Feld weitergehen, auf der die RAG MI in Fortführung der Wohnquartiere auf Niederberg weitere Häuser bauen wollte. Hier stoppt die Politik im Herbst mehrheitlich alle Planungen.

⇒ Heimatpreise

Den ersten Heimatpreis der Stadt bekommt die Dorfmasche. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Musikschule und die IG Heidschnucken.