Neukirchen-Vluyn. Die Grünen ziehen mit doppelt so vielen Mandaten in den Neukirchen-Vluyner Rat. Ihre Themen haben trotz Corona hohen Stellenwert bei den Wählern.
Am 4. November, acht Wochen nach der Kommunalwahl, wird der Rat der Stadt Neukirchen-Vluyn in seiner neuen Konstellation zusammen treten. Die Veränderungen im Fraktionsgefüge werden beträchtlich sein. So viel ist sicher: Die Grünen und ihre Themen erhalten in kommenden Ratsperiode ein bislang nicht da gewesenes Gewicht.
Sicher, der Grüne Christian Pelikan ist mit 15,3 Prozent bei der Bürgermeisterwahl hinter den Erwartungen zurück geblieben, auch hinter seinen eigenen. Dennoch hat er recht mit seiner Einschätzung, dass Themen seiner Partei „mitten in der Gesellschaft angekommen sind“, wie er am Wahlabend sagte. Trotz aller Einschränkungen in den vergangenen Monaten durch die Coronakrise und den damit verbundenen Ängsten bei vielen haben Klima- und Artenschutz, E-Mobilität und Nachhaltigkeit bei den Wählerinnen und Wählern ihren enormen Stellenwert behalten. Dass diese Themen auf Platz eins zurückkehren, wenn es gelingt, die Pandemie in den Griff zu bekommen, fällt nicht schwer vorauszusehen.
Die Grünen gehen mit acht Mandaten – doppelt so viele wie bislang – mit großem Rückenwind in den neuen Rat. Mit wem sie dort zusammen arbeiten, ob es gleich auf eine Koalition hinausläuft, wollen sie erst noch entscheiden. „Klimaschutz hat Priorität“, sagt die Ortsverbandsvorsitzende Angelika Speicher, die dem neuen Rat angehören wird. Eine stabile Mehrheit mit 22 von 38 Sitzen, die auch CDU--Chefin Karin Keesen wünscht, hätten sie jedenfalls in einem Bündnis mit den Christdemokraten. Gemeinsamkeiten gibt es. Beide Parteien lehnen etwa die Bebauung des Neukircher Feldes ab. Die Reaktivierung der Bahnstrecke von Neukirchen-Vluyn nach Moers stößt bei der CDU allerdings auf weniger Zustimmung.
CDU holt bei der Ratswahl elf Direktmandate. Vorher waren es vier.
Ein Erfolg ist die Wahl auch für die CDU. Mit 14 Sitzen hat sie ihr Ziel erreicht, wieder stärkste Fraktion zu werden. Bemerkenswert ist, dass die Christdemokraten elf Direktmandate – vorher vier – geholt haben, darunter scheinbar sichere SPD-Bezirke wie das Dorf Neukirchen. Zudem hat ihr Bürgermeisterkandidat Harald Lenßen mit 48,3 Prozent die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang denkbar knapp verfehlt, obwohl sein Hauptkonkurrent Ralf Köpke – erst recht als Newcomer – einen starken Wahlkampf geführt hat. Für Köpke, bei dem 36,3 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz gemacht haben, wird es allerdings schwer, Lenßens Vorsprung aufzuholen. Er muss einerseits die SPD-Wähler erneut mobilisieren und andererseits als unabhängiger Kandidat auf Distanz zur Partei bleiben, will er die Pelikan-Wähler gewinnen. Der Amtsinhaber hat jedenfalls die ungleich besseren Chancen, in zwei Wochen als Erster durchs Ziel zu gehen.
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Ihr Minimalziel, wieder Fraktionsstatus zu bekommen, hat NV Auf geht’s umsetzen können. Freilich hat die Wählervereinigung ein Mandat weniger, was nicht zuletzt den internen Auseinandersetzungen vor wenigen Wochen geschuldet ist, wie Fraktionsmitglied Klaus Wallenstein einräumt.
Als Fraktion kehrt auch die FDP in den Rat zurück. Klar sei nach dem Ergebnis von 5,5 Prozent, dass die Liberalen keine Mehrheitsbeteiligung haben werden, legt sich der Parteivorsitzende Christian Sluiters am Montag in einer Pressemitteilung fest: „Die Aufgabe der nächsten fünf Jahre ist klar: Opposition.“
>>> Stichwahl per Brief<<<
Da die Bürgermeister- und die Landratswahlen ohne absolute Mehrheit ausgegangen sind, müssen Harald Lenßen (CDU) und Ralf Köpke (unabhängig/SPD) sowie Ingo Brohl (CDU) und Peter Paic (SPD) am 27. September in den bekannten Wahllokalen in Stichwahlen.
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Für beide Wahlen besteht die Möglichkeit der Briefwahl. Bürgerinnen und Bürger, die bereits für den 13. September Briefwahl beantragt hatten, konnten auch direkt für die Stichwahlen Briefwahl beantragen. Die Unterlagen dazu werden frühestens am 18. September zugestellt. Wer einen neuen Antrag auf Briefwahl für die Stichwahl stellen möchte, kann dies jetzt tun. Eine persönliche Briefwahl vor Ort ist allerdings erst ab dem 18. September im Rathaus möglich.
Erst wenn die Wahlausschüsse bei Stadt und Kreis, die die Ergebnisse der Wahl vom Sonntag offiziell feststellen müssen, ist der Versand der Unterlagen für die Stichwahl möglich, teilt die Stadt mit..