Kleve/Kranenburg/Nimwegen. Die heutige Draisinenstrecke soll nach Plänen des VRR wieder zur Bahnstrecke werden. Warum der Hippelandexpress auch im Gespräch ist.
„Nächster Haltbahnhof: Kranenburg“ – diese Ansage machen zurzeit höchstens Draisinen-Fahrer, wenn sie aus Groesbeek oder Kleve auf den ehemaligen Bahngleisen strampelnd unterwegs sind. Doch geht es nach den Plänen des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) sollen hier künftig wieder Personenzüge die Draisinen ablösen. Auch ein Düsseldorfer Fachplanungs-Büro, das diese Pläne jetzt im Verkehrsausschuss des Kreises vorstellte, empfiehlt die Reaktivierung der Bahnverbindung Kleve-Nimwegen.
Die Haltepunkte
Kleve, Donsbrüggen, Nütterden, Kranenburg, Nijmegen-Heyendaal und Nijmegen Centraal Station – das sind die Haltepunkte, die im Zielnetz 2040 des VRR bereits als Verlängerung der R10-Bahnverbindung eingezeichnet sind. Im 30-Minuten-Takt würden dann Züge zwischen Düsseldorf und Nimwegen pendeln, so die Pläne. Darüber hinaus soll der Abschnitt Geldern-Kleve deutlich ausgebaut werden.
Verkehrsplanerin Anke Berndgen vom Düsseldorfer Ingenieur-Büro Spiekermann hat nicht nur jenen Plan erläutert, sondern auch Einschätzen der Realisierung dieser und auch weiterer potenzieller Korridore für den schienengebundenen Personennahverkehr (SPNV) vorgestellt – mit durchaus überraschenden Ergebnissen.
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Sie und ihre Kollegen untersuchten potenzielle SPNV-Korridore, die sie nach Raumstruktur, heutigem ÖV-Angebot, Pendlerströmen aber auch Trassen (z.B. stillgelegte Schienen-Verbindungen) auswählten. Dann legten sie mehreren Bewertungskriterien an: Neben dem Nachfragepotenzial waren dies unter anderem eine Fahrzeitverbesserung, Eingriffe in die Natur oder auch Baurestriktionen, die Hindernisse darstellen könnten. Zehn solcher denkbaren Strecken, die teils oder ganz durch den Kreis Kleve führen, wurden von den Verkehrsplanern aufgelistet – und dann unter die Lupe genommen.
Ausbau des Abschnitts Geldern-Kleve wird als Favorit genannt
Aus den Ergebnissen der Bewertungen ergaben sich im Anschluss drei Empfehlungen für möglichen Verbindungen: Mit acht Plus-Punkten wird der Ausbau des Abschnitts Geldern-Kleve als Favorit angesehen, dicht gefolgt von der Reaktivierung der Strecke Kleve-Nimwegen (6 Pluspunkte). Als Drittes empfiehlt das Büro auch noch der Reaktivierung der Bahnverbindung von Kamp-Lintfort nach Geldern.
Für manchen sicherlich überraschend schaffte es auch die 1989 stillgelegte Strecke Xanten-Kleve auf die Liste möglicher SPNV-Korridore, die das Ingeniuerbüro untersucht hat. Ist es also denkbar, dass der altehrwürdige Hippelandexpress wieder zum Leben erweckt wird?
Echte Chance für eine Wiederbelebung des Hippelandexpress?
Dazu erläuterte Anke Berndgen: „Die Strecke ist entwidmet und im ersten Drittel – von Xanten nach Marienbaum –sowie in Kalkar durch einen Radweg und den Parkplatz eines Einkaufszentrums überbaut.“ Die Verkehrsplaner stufen den Aufwand für die Realisierung insgesamt als „hoch“, jedoch nicht als „sehr hoch“ ein. Die Planerin nannte als weitere Schwierigkeiten das Vorhandensein von Biotopen und, dass das Bodendenkmal „Colonia Ulpia“ auf dem ehemaligen Streckenabschnitt liege.
Andreas Mayer (Grüne) war von der Idee, den Hippelandexpress zu reaktivieren, durchaus angetan: „Xanten-Kleve, da habe ich mich jetzt bei ein paar Sachen gewundert. Auf den ersten Blick sehe ich das aber durchaus als chancenreich an.“ Dann ging es direkt ins Detail und bezog sich zunächst auf Kalkar: „Der Überbau der alten Trasse mit einem Parkplatz: Es kann ja auch sein, dass der Parkplatz weichen muss, vielleicht gibt es da ja Möglichkeiten irgendwo zu parken.“ Und den Radweg könne man ja auch „etwas verschieben.“ Außerdem: „Das Bodendenkmal ist ja unter der bestehenden Trasse. Da liegt jetzt Schotter drauf und ein Aufbau – da nehme ich wohl an, dass das Bodendenkmal bei einer Reaktivierung nicht neu gestört werden müsste. Das dürfte also nicht so ein Problem werden.“
Fachplanerin macht Andreas Mayer durchaus Hoffnung
Expertin Berndgen antwortete direkt darauf: „Sie haben recht: Wenn eine Strecke heute mit einem Parkplatz oder einem Radweg überbaut ist, schließt das die Möglichkeit einer Realisierung nicht komplett aus. Das haben wir hier in der Bewertung mit berücksichtigt.“