Kranenburg. Die Bahnstrecke zwischen Kranenburg – Groesbeek – Kleve ist seit vielen Jahren stillgelegt. Mit der Draisine geht’s radelnd über die Schienen.

Der erste Versuch ist ins Wasser gefallen, buchstäblich, aber egal, dann geht’s eben eine Woche später ein zweites Mal nach Kranenburg, bei besserem Wetter und noch besserer Laune! Denn was gibt’s schon Schöneres, als eine Fahrt mit der Draisine? Okay, zugegeben, Geschäftsführer Gerd Scholten muss vorher nochmal kurz erklären, was genau das ist: „Anfang der 1990er Jahre wurde die Bahnstrecke Kranenburg – Groesbeek – Kleve zugemacht. Falls es aber zu mal einer Reaktivierung der Strecke kommen sollte, muss die Trasse weiter erhalten werden.“ Die Idee zur Grenzland-Draisine war geboren. Und bevor er lang beschreibt, wie ein solches Gefährt aussieht und funktioniert, führt er es lieber gleich mal vor.

„Es gibt die Clubdraisine für neun bis 14 Personen“, erklärt Gerd Scholten, „und die Fahrraddraisine für zwei bis vier Personen.“ Letztere steht im Bahnhof schon bereit… bitte Platz nehmen! Aber natürlich nicht auf der knallgelben Sitzbank, sondern auf den roten Fahrrädern. Noch schnell die Sattelhöhe einstellen… Passt? Passt! Dann kann es ja losgehen, oder? Fast. „Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man am Straßenverkehr teilnimmt“, betont er. Das heißt: „An Stopp- und Vorfahrtsschildern anhalten.“ Außerdem gibt’s noch einige Schranken, die für den „zusätzlichen Pfiff“ sorgen, wie er sagt. Denn die müssen die Fahrenden selbst hochheben, aber keine Sorge, „das ist ist kein Hexenwerk“, versichert er. Na denn.

45 Minuten bis Groesbeek

Hinter uns ertönt noch ein „Tschüss und viel Spaß“, das für den ersten Anschub sorgt, dann sausen wir auch schon geschwind über die Schienen. Wir treten und treten und treten in die Pedale, sind dabei viel schneller als gedacht, und treten weiter… „Das ist wie Fahrradfahren im zweiten Gang“, hat Gerd Scholten gesagt. Ja, genau so ist es, können wir nach den ersten Minuten bestätigen. Aber wir möchten ja keinen neuen Rekord aufstellen, 45 Minuten sind für die Strecke zwischen Kranenburg und Groesbeek eingeplant, sondern die Fahrt, den Ausblick, den Moment genießen. Deshalb lieber mal einen Gang runterschalten, allerdings nur den mentalen. Denn eine Gangschaltung hat die Draisine nicht.

Stopp! Erst die Schranke hochheben, dann den Ampelknopf drücken und schließlich zügig die Straße überqueren.
Stopp! Erst die Schranke hochheben, dann den Ampelknopf drücken und schließlich zügig die Straße überqueren. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Dafür aber einen Lenker, auf dem es sich bequem abstützen lässt. Ach, das ist doch herrlich! Das Wetter meint es immer noch gut mit uns, „bei Regen wäre es wirklich nicht so schön“, sind wir uns einig, und die Natur präsentiert sich von ihrer frühlingshaften Seite. Überall blüht und sprießt es… da muss der Allergiker jetzt leider durch, bis er an der ersten Schranke schnell eine Tablette einwerfen kann. Da stehen wir nun, die Bremse ist eingerastet, und überlegen, wie wir taktisch am besten vorgehen. Am zweiten Übergang haben wir es dann raus: Erst die Schranke hochheben, dann den Ampelknopf drücken – sonst ist es zu schnell wieder rot – und zuletzt zügig die Straße überqueren. Geschafft!

Radeln mit Schmackes

Wir strampeln weiter, jetzt doch mit etwas mehr Schmackes, denn auch am platten Niederrhein gibt’s durchaus, nee, keine Berge, aber Hügelchen. Es rattert durchgehend, es klackert zwischendurch… so eine Draisine ist nicht gerade leise! Aber die vorbeikommenden Spaziergänger, Fahrradfahrerinnen und Inlineskater scheint es nicht zu stören, ganz im Gegenteil. Alle lächeln uns an – und wir lächeln zurück. Nach einiger Zeit fahren wir unter einem Bogen durch, auf dem uns ein Schild mit „Welkom in Nederland“ begrüßt. Plötzlich wird es richtig hell und wir hören einen uns entgegenkommenden Radfahrer brummen: „Ist ja klar, dass die Sonne in Deutschland nicht mehr scheint.“

Ankunft am Draisinen-Bahnhof in Groesbeek – bevor es wieder zurück nach Kranenburg geht. Seit 2008 sind die Draisinen im Einsatz.
Ankunft am Draisinen-Bahnhof in Groesbeek – bevor es wieder zurück nach Kranenburg geht. Seit 2008 sind die Draisinen im Einsatz. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Zum Glück sind wir jetzt aber erstmal auf der anderen Seite und bald auch in Groesbeek angekommen. Dort empfängt uns eine Mitarbeiterin freundlich, „bis spätestens 17 Uhr müssen Sie wieder hier sein“, sagt sie noch, dann sind wir schon auf der Suche nach einer Eisdiele. Die drei Kugeln vom „Ijssalon Passione“ haben wir uns jetzt wirklich verdient. Lecker! Und wo wir schon mal hier sind… springen wir noch schnell bei Albert Hejin rein, um etwas Käse und Vla zu kaufen. Mit vollem Rucksack geht’s zurück zur Station, wo die Mitarbeiterin die Draisine geschickt für uns umdreht. Und dann sitzen wir auch schon wieder auf dem Sattel, treten in die Pedale und sausen zurück nach Kranenburg. Was gibt’s schon Schöneres!

>>> Grenzenloses Erlebnis

Die Saison geht vom 1. April bis zum 31. Oktober. Die verschiedenen Touren sind dienstags bis sonntags buchbar, in den Schulferien und an Feiertagen auch montags.

„Die Ausgiebige“ ist circa 10 Kilometer lang und führt vom Bahnhof Kranenburg bis zum Spoykanal in Kleve. Abfahrt Kranenburg: 9 Uhr und 13 Uhr, Abfahrt Kleve: 11 Uhr und 15 Uhr.

„Die Grenzenlose“ ist rund 5,5 Kilometer lang und verläuft zwischen Kranenburg und Groesbeek. Abfahrt Groesbeek: 9.30 Uhr und 13 Uhr, Abfahrt Kranenburg: 11 Uhr und 15 Uhr.

Die Preise liegen montags bis donnerstags bei 13 Euro, freitags bis sonntags bei 16 Euro. Weitere Infos, auch zu weiteren Kombiangeboten: www.grenzland-draisine.eu