Kreis Kleve. Auf der letzten Fahrt waren wenigstens noch ein paar Kollegen dabei. In Xanten zugestiegen, begleiteten sie Günther Funke auf den Weg nach Kleve. Es ist die allerletzte Fahrt des legendären „Hippeland-Express'”, die Bahn-Verbindung zwischen Kleve und Xanten.

Am 28. Dezember 1989 war endgültig Schluss mit dem Nahverkehr und Günther Funke war der letzte Lokführer, der den Dieselzug 211 um 22 Uhr in den Klever Bahnhof einfuhr.

Besonders spektakulär sei es ja damals nicht gewesen. „Eine ganz normale Fahrt”, wie sich Günther Funke heute erinnert. Meist habe so spät am Abend niemand mehr im Zug gesessen. 90 Prozent der Fahrgäste seien Stahlarbeiter gewesen, die in Duisburg-Rheinhausen auf der Krupp-Hütte gearbeitet haben.

Legendäre Schließung

Nach der legendären Schließung des Werkes im Jahr 1987 habe die Zahl der Fahrgäste deutlich abgenommen. Hinter Xanten war die Welt quasi zu Ende: Es folgten noch die Stationen: Wardt, Marienbaum, Appeldorn, Kalkar, Till-Moyland, Hasselt, Qualburg und Kleve.

Günther Funke aus Kleve, der der letzte Lokfuehrer auf der Strecke Xanten - Kleve war. (Foto: Thorsten Lindekamp)
Günther Funke aus Kleve, der der letzte Lokfuehrer auf der Strecke Xanten - Kleve war. (Foto: Thorsten Lindekamp) © WAZ FotoPool

Der Klever Günther Funke ist die Strecke immer gerne gefahren, es ist ja auch schließlich seine Heimat. Aufpassen musste man allerdings schon, auch wenn die 25,7 Kilometer zwischen Xanten und Kleve zum Gähnen langweilig sein konnten. „Es gab sehr viele beschrankte Bahnübergänge. Und alle Kollegen haben irgendwann in ihrem Berufsleben mit Verkehrsunfällen Probleme gehabt”, erzählt Günther Funke.

Zu den Kollegen von damals hat der 59-Jährige kaum noch Kontakt: „Als Lokführer ist man verhältnismäßig oft alleine unterwegs. Es gibt kaum eine Bindung mit den Kollegen. Man läuft an den Bahnhöfen aneinander vorbei und grüßt, aber mehr auch nicht. Das fällt dann ziemlich schnell auseinander”, erzählt Funke. Probleme auf der Strecke musste man alleine regeln – das habe einen auch selbstständig gemacht.

Keine Tränen

Zwischen Rheinhausen und Kleve verkehrten immer die Lokomotiven 211 und 212. Davor war es die V100 und später die 215 E, die in den Bahnhöfen ohne Wendemanöver klar kam. „Das hat natürlich eine Menge Zeit eingespart”, erzählt Funke, der 30 Jahre für die Bahn gearbeitet hat.

Emotional sei es auf der letzten Fahrt nicht gewesen. „Für uns war ja schon früher klar, dass die Strecke unrentabel ist und das Aufkommen kontinuierlich zurückgegangen ist.” Enttäuscht sei Funke über die Streckeneinstellung auf jeden Fall nicht.

Historische Infos

Der Hippeland-Express wurde zwischen 1903 und 1904 von der Preußischen Staatseisenbahn gebaut und 1904 auch offiziell eröffnet. „Hippe” bedeutet in der Bergmannsprache übrigens „Ziege”. Der Name leitete sich von der bäuerlichen Landschaft zwischen Duisburg und Kleve ab und wurde durch den Volksmund geprägt. Die Deutsche Bahn sprach offiziell vom „Niederrheiner”, der über den linken Niederrhein pendelte. Die Bahn fuhr stündlich und wurde dann 1989 eingestellt. Wer nach Informationen über den Hippeland-Express sucht, der findet auf der Homepage von Christoph Holzapfel viel Wissenswertes: http://www.hippelandexpress.de/. Holzapfel führt die Seite seit 2003. Als Kind hat er in Xanten gewohnt und sah von seinem Zimmer aus die Strecke.