Kreis Kleve. „Preise sind so günstig wie nie“: Solaranlagen-Experte gibt Tipps zum Kauf und sagt, warum man lieber bei kleinen Fachbetrieben bestellen sollte.

Den rasanten Aufschwung der Photovoltaikanlagen in Deutschland hat Prof. Dr. Andy Stamm in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Perspektiven erlebt. Als Wissenschaftler an der Hochschule Rhein-Waal, für den die Bedeutung von Erneuerbaren Energien bereits früh klar war. Als Privatmann, der 2018 das Dach seines Hauses in Goch mit Solarmodulen bestücken ließ. Und als Mitgründer der Firma Erengo, die seit einem Jahr PV-Anlagen vor allem in den Kreisen Kleve und Borken installiert und sich auf einem zunehmend umkämpften Markt sehr schnell etabliert hat.

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„Durch die steigenden Zinsen flacht die Entwicklung derzeit aus meiner Sicht zwar etwas ab, doch es ist noch immer ein boomendes Geschäft. Das Interesse der Hauseigentümer an Photovoltaik ist weiterhin sehr groß“, sagt Stamm. Das bestätigen die aktuellen Zahlen des NRZ-Immobilienchecks. Darin wurden die Teilnehmenden gefragt, was sie mit geschenkten 20.000 Euro zuerst machen würden. 43 Prozent im Kreis Kleve würden das Geld demnach in Haustechnik investieren. Von dieser Gruppe wiederum würde eine deutliche Mehrheit von 57 Prozent konkret eine Solaranlage einbauen. Die Unsicherheit bei den Energiepreisen macht der Experte als Hauptgrund dafür aus. „Viele möchten sich davon unabhängig machen.“

Prof Dr. Andy Stamm ist an der Hochschule Rhein-Waal in der Fakultät Technologie und Bionik tätig und hat in Goch eine Firma für Photovoltaikanlagen mitgegründet.
Prof Dr. Andy Stamm ist an der Hochschule Rhein-Waal in der Fakultät Technologie und Bionik tätig und hat in Goch eine Firma für Photovoltaikanlagen mitgegründet. © Niklas Preuten

Empfehlung des Experten: PV-Anlage bei Elektrofachbetrieben bestellen

Vor seiner Promotion in Australien hat Stamm Elektroingenieurwesen studiert und zuvor bereits eine Ausbildung zum Elektroinstallateur abgeschlossen. Er kennt die Praxis und hat für Hausbesitzer, die über die Investition in eine PV-Anlage nachdenken, eine grundsätzliche Empfehlung: Sie sollten bei einem Elektrofachbetrieb bestellen. „Der kann alles aus einer Hand machen, während andere PV-Firmen die Module zwar aufs Dach bauen, den Wechselrichter aufstellen und die Batterie aufbauen, doch den Elektroanschluss nicht machen dürfen. Dann kann es passieren, dass man monatelang warten muss“, erläutert Andy Stamm.

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„Es gibt so viele, die sich in den letzten zwölf Monaten in dem Bereich selbstständig gemacht haben, weil man dafür keine Ausbildung im eigentlichen Sinne benötigt“, sagt der Professor für Elektronik und Embedded Systems mit Blick auf den unübersichtlichen Markt. Er warnt angesichts von schlechten Erfahrungen im Bekanntenkreis insbesondere vor Unternehmen, die deutschlandweit durch aggressive Werbung im Internet und Fernsehen auffallen.

Musterrechnung: Warum sich die Investition in eine Solaranlage lohnt

Diese großen Firmen hätten in der vergangenen Phase von langen Wartezeiten wegen Materialknappheit für eine standardmäßige Zehn-Kilowatt-Peak-Anlage mit einem Stromspeicher von sechs oder sieben Kilowatt 30.000 bis 35.000 Euro verlangt. Eine vergleichbare Anlage habe es bei kleineren Betrieben bereits für 23.000 Euro gegeben. „Mittlerweile sind aber auch die Großen deutlich günstiger geworden und rufen Kampfpreise auf“, stellt Stamm fest.

Generell gelte: „Die Preise sind so günstig wie nie. Wer das Geld investieren kann, sollte jetzt eine PV-Anlage kaufen“, rät der 44-Jährige, denn man müsse nicht lange überlegen, ob es sich finanziell lohnt. Eine Musterrechnung zeigt: Mit einer typischen Anlage in Südausrichtung auf einem Einfamilienhaus mit Speicher kann man bis zu 80 Prozent seines Jahresstrombedarf erzeugen und somit bei einem jährlichen Verbrauch von 5000 Kilowattstunden derzeit pro Jahr rund 1600 Euro an Stromkosten sparen. Hinzu kommt eine Vergütung von circa 500 Euro für die Stromeinspeisung. Auf 20 Jahre gerechnet erwirtschaftet ein Haushalt so 42.000 Euro.

Prof. Dr. Andy Stamm rät von gemieteten PV-Anlagen ab

Der Experte empfiehlt, möglichst viele Solarmodule auf dem Dach zu installieren, wenn die Geldmittel dafür vorhanden sind. Wenn auch ein Elektrofahrzeug und eine Wärmepumpe in absehbarer Zeit angeschafft werden sollen, dann müsse dies auch bei der Speicherkapazität bedacht werden. Die PV-Anlage muss übrigens nicht zwangsläufig immer nach Süden ausgerichtet sein. „Eine Ost-West-Ausrichtung ist für die Eigenheimversorgung eigentlich sogar besser, weil auch morgens und abends viel Strom erzeugt wird und so nur ein kleinerer Speicher benötigt wird“, erklärt Andy Stamm.

Balkonkraftwerke sind eine gute Alternative für Mieter.
Balkonkraftwerke sind eine gute Alternative für Mieter. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Während er von gemieteten PV-Anlagen abrät, weil sie sich über 20 Jahre deutlich nicht rechnen, gewinnt er den momentan sehr beliebten Balkonkraftwerken zumindest für eine Gruppe etwas ab: „Mieter können damit wirklich Stromkosten sparen. Beim Eigenheim lohnen sie sich aber nicht.“ Für Hausbesitzer komme jedoch ein anderer Vorteil zum Tragen: „Mit einer Photovoltaikanlage erhöht man massiv den Wert der eigenen Immobilie“, sagt der Fachmann aus Goch, der auf seinem eigenen Haus eine große Anlage mit 90 Modulen hat installieren lassen. „Wir speisen 70 Prozent ein und leisten damit auch unseren Beitrag zur Energiewende.“

>> Das ist die Erengo GmbH aus Goch

Prof. Dr. Andy Stamm hat die Erengo GmbH in Goch Ende Oktober 2022 mit Pascal Messing (Dachdecker) und Dominik Messing (Elektroinstallateur) gegründet. Das Unternehmen hat seitdem bereits zahlreiche Photovoltaikanlagen in der Region gebaut und angeschlossen. „Wir konnten anfangs dem Ansturm gar nicht Herr werden, obwohl das Geschäft nur über Weiterempfehlungen lief“, sagt Stamm.