Rees. Mehrere Bauprojekte sind in Rees geplant. Wo an der einen Stelle rege gearbeitet wird, ist an der anderen gerade Stillstand. Das sind die Gründe.
Es ist ein Projekt, dass die Stadt Rees seit mittlerweile über zehn Jahren beschäftigt: das Stadtgarten-Quartier auf dem ehemaligen Gelände von Post und Niag am Eingang zur Reeser Innenstadt. Eigentlich sollten die von den Firmen Hüls (Niag-Gelände) und Lütkenhaus (Post-Gelände) geplanten Projekte schon zumindest längst im Bau befindlich sein. Doch es hakt bei der Umsetzung.
„Die Baugenehmigungen liegen vor“, erklärt Andreas Mai, der derzeit als allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters die Geschicke im Reeser Rathaus leitet. Allerdings gibt es mehrere Gründe, warum bisher noch keine Bautätigkeiten zu verzeichnen sind.
Tod von Unternehmer führte zu Verzögerungen
Zum einen war da der plötzliche Tod von Unternehmer Paul Lütkenhaus. „Er war der Antreiber hinter dem Projekt“, erklärt Andreas Mai. Der Chef der Himmel-Unternehmensgruppe mit Sitz in Gescher hatte die Überplanung des ehemaligen Postgeländes maßgeblich vorangetrieben. 2020 war Paul Lütkenhaus noch persönlich angereist, um die Bauanträge beim Kreis Kleve einzureichen. Eigentlich sollten die Abbrucharbeiten beim ehemaligen Postgelände beginnen, wenn die Baugenehmigung vorliegt. Dann verstarb der Unternehmer im März 2021.
„Die Sache mit den Immobilien war für ihn eher ein Nebengeschäft“, erklärt Andreas Mai. Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich seine beiden Töchter als Nachfolgerinnen erstmal um das Kerngeschäft der Himmel Unternehmensgruppe kümmern mussten. Gleichwohl hatten sie direkt signalisiert, das Projekt im Rees im Sinne ihres Vaters fortführen zu wollen.
Allerdings hatte man sowohl bei Lütkenhaus als auch bei Hüls schon an die Stadt kommuniziert, dass man die Baukosten angesichts immens gestiegener Preise in der Baubranche neu kalkulieren müsse. Zudem machen auch die gestiegenen Zinsen für Kredite eine Kalkulation der Finanzierung bei derartigen Großprojekten schwierig. „Wenn schon ein Einfamilienhaus jetzt statt 350.000 Euro auf einmal 500.000 Euro kostet, kann man sich vorstellen, was das bei solchen Millionenprojekten ausmacht“, kommentiert Andreas Mai die Lage bei Krediten und Baukosten. Allerdings sei er hoffnungsfroh, dass sich die Lage auch wieder etwas entspannen wird und die Projekte dann angegangen werden können.
Weitere Projekte bei der Stadt hängen vom Quartier ab
Für die Stadt dürften die Verzögerungen trotzdem ärgerlich sein, da an den Bauvorhaben weitere Projekte für den Stadtbereich hängen. So kann etwa die bereits seit 2021 geplante Umgestaltung des Busbahnhofs in Rees erst anlaufen, wenn die Arbeiten mit schweren Maschinen auf dem angrenzenden Areal des Stadtgarten-Quartiers gelaufen sind. „Natürlich wollen wir das Projekt auch umsetzen“, sagt Stadtsprecher Jörn Franken. Ursprünglich war man bei der Planung davon ausgegangen, dass die Arbeiten am Stadtgarten-Quartier ebenfalls zeitnah starten würden. Zudem sollte das Sozialrathaus von Rees auf dem Gelände eine neue Unterkunft finden.
Mit dem Ferienpark am Reeser Meer steht ein weiteres Großprojekt im Stadtgebiet schon in den Startlöchern. Erst im November hatte der Rat der Stadt einstimmig die Verwaltung beauftragt, den Grundstückskaufvertrag für das Grundstück, auf dem der Ferienpark entstehen soll, mit der Wald und Welle Reeser Meer GmbH abzuschließen. Ursprünglich sollten auch hier, nach den ursprünglichen Plänen der Verantwortlichen, die Bauarbeiten für den Ferienpark in 2023 starten, der erste Betrieb 2024 stattfinden. Ob es dabei bleibt, steht noch nicht fest. „Da wurde bisher noch kein definitiver Termin kommuniziert“, erklärt Jörn Franken. Bleibt also abzuwarten, ob bei der derzeitigen Lage im Bausektor hier die Bautätigkeiten auch – wie vorgesehen – noch in diesem Jahr starten werden.
Entwicklung an der alten Grundschule geht gut voran
Alles rund läuft derweil auf dem Gelände der alten Grundschule in Rees. „Es gibt einige kleinere zeitliche Verzögerungen, aber wir bleiben da am Ball“, sagt Investor Johannes Hütten. Die ersten Mieter sind bereits im August des vergangenen Jahres in das Gebäude A, die frühere Grundschule, eingezogen. Mittlerweile ist das Gebäude komplett vermietet. Zum 1. Januar wurden jetzt auch die Wohnungen in Gebäude B, der ehemaligen Mädchen-Grundschule, fertig. „Da konnten die Mieter pünktlich einziehen“, sagt Johannes Hütten.
Die ehemalige Kindertagesstätte, auch als Gebäude C bezeichnet, entwickelt sich auch weiterhin ganz gut. Hier sind die Handwerker beschäftigt. Ab März soll die Tagespflege ihre Arbeit aufnehmen. „Wir planen jetzt einen Start zum 1. April“, erklärt Investor Johannes Hütten. Ganz ohne Verzögerung geht es derzeit in der Baubranche eben auch bei den gut laufenden Projekten nicht.
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