Rees. In der Ratssitzung in Rees wurden die Pläne für das neue Freibad vorgestellt. Doch dann wurde diskutiert, ob man sich das Bad leisten kann.

Es war eine Hiobsbotschaft, die der Reeser Kämmerer Andreas Mai den Ratsherren der Stadt im Saal des Bürgerhauses verkündete: Er erwartet für die kommenden Jahre ein Defizit von 29 Millionen Euro im Reeser Haushalt. Und damit stand für die Politik auch der Bau des Freibades zur Diskussion, für den das Planungsbüro POS4 aus Düsseldorf zuvor die Pläne vorgestellt hatte.

Denn der Bau des neuen Freibades soll nicht nur mit rund sieben Millionen Euro zu Buche schlagen. Für den Betrieb des neuen Bades würden jährlich rund 700.000 Euro an Kosten anfallen. Und schon jetzt schlagen durch die Auflösung des steuerlichen Querverbundes mit den Stadtwerken, die derzeit keinen Gewinn, sondern Verlust machen, ebenfalls 700.000 Euro an Kosten für das Hallenbad im Haushalt zu Buche, die man vorher durch die Gewinne der Stadtwerke quasi ausgeglichen hatte.

Ungeklärte Finanzierbarkeit des Freibad-Neubaus

„Ich weiß nicht, wie wir das Freibad finanzieren sollen“, kommentierte Johannes Erlebach (CDU) nach den Erklärungen von Andreas Mai zur Finanzlage der Stadt. Denn der Kämmerer hatte schon verkündet, was eine solche Investition für Folgen haben könnte. Wollte man die Kosten für den Freibad-Betrieb im Haushalt ausgleichen, müsste man – das nur als Beispiel und nicht als konkreter Vorschlag – die Grundsteuer um 50 Prozent erhöhen.

Eine Aufnahme des Reeser Freibades aus der Luft. Das 50-Meter-Becken rechts soll für die neuen Becken genutzt werden. Das zweite Becken links im Bild soll teil der Rasenfläche werden. Ob diese Pläne umgesetzt werden, hängt von der Entscheidung der Politik ab.
Eine Aufnahme des Reeser Freibades aus der Luft. Das 50-Meter-Becken rechts soll für die neuen Becken genutzt werden. Das zweite Becken links im Bild soll teil der Rasenfläche werden. Ob diese Pläne umgesetzt werden, hängt von der Entscheidung der Politik ab. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Vor allem aus den Reihen der Grünen und der SPD kamen trotzdem Stimmen, die sich für den Bau des Bades aussprachen. „Wir haben jetzt seit sechs Jahren kein Freibad mehr und die Seen sind auch keine Alternative“, erklärte Helmut Wesser (Grüne) und lenkte den Blick auf den Anspruch von Rees, eine touristisch interessante Stadt zu sein. Bodo Wißen (SPD) wies darauf hin, dass Kämmerer Andreas Mai richtigerweise immer sehr konservativ rechne und die Stadt am Ende meist besser dastünde, als geplant. Außerdem gehe es um eine Investition in die Zukunft der Stadt, wie er betonte.

Dieter Karczewski (CDU) brachte die Idee in die Runde ein, die Entscheidung über den Bau des Freibades zu vertagen – und zwar auf die Zeit nach den Haushaltsberatungen. Diese Idee wurde zum Schluss als Antrag gestellt, dem sich die Ratsherren einstimmig anschlossen. Karczewski wies allerdings auch darauf hin, dass hier nicht einfach irgendwelche Mittel verteilt werden. „Am Ende wird das der Bürger bezahlen“, sagte er. Und das müsste man dann auch erklären.

Pläne für das Freibad überzeugten die Politik

Zuvor hatte Planer Andrè Pilling vom Büro POS4 Architekten aus Düsseldorf die Planung für das Freibad vorgestellt. Mit einer 3D-Animation nahm er die Ratsherren mit auf eine Reise durch das neue Freibad. Am bestehenden Parkplatz soll ein länglicher Bau entstehen, der sowohl Platz für eine Gastronomie – samt Terrasse in Richtung des Parkplatzes – und die Duschen und Umkleidekabinen bietet. Auch der Vereinsraum soll hier unterkommen. Der Zugang zum Gelände erfolgt barrierefrei durch einen Eingang in der Mitte des länglichen Gebäudes. Dahinter soll ein Weg auf das Gelände führen.

Links und rechts dieses Weges, der einen barrierefreien Zugang auf das Gelände ermöglicht, sollen ein Spielplatz für Kinder und ein Beachvolleyball-Feld entstehen. Weiter soll es dann zu der Beckenlandschaft gehen. In das noch bestehende 50-Meter-Becken des alten Freibades sollen zwei Aluminium-Becken eingebracht werden. Auf der eine Seite ein 25-Meter-Becken. „Das ist DSV-konform. Da können also auch Wettkämpfe stattfinden“, erklärte Andrè Pilling. Die übrige Fläche soll für ein Lehrschwimmbecken zur Verfügung stehen, das eine Wassertiefe von maximal 1,35 Metern hat. „Das ist ein Angebot für die nicht mehr ganz so kleinen Kinder. Die Kleinsten sollen in einem Kleinkind-Becken glücklich werden, das mit einem Sonnensegel überspannt werden soll. Dazu kommt ein Wasserspiel-Park, der für Extraspaß sorgen soll.

Gebäude für Bademeister und Technik

Unter dem Kinderbereich soll die Technik für den Betrieb des Freibades ruhen, die von einem Bademeister-Gebäude, dass sich zwischen den drei Becken befinden soll, gut zugänglich ist. Die Wärme für die Becken wird mit einer Luftwärmepumpe erzeugt. Das sei die kostengünstigste Lösung gewesen. Die Kosten für das neue Freibad taxierten die Planer auf rund 6,8 Millionen Euro. Ein Preisschild, das vor allem durch eine Steigerung der Baukosten um rund 20 Prozent allein seit Jahresbeginn zustande kommt.

Für die Planung gab es viel Lob, sowohl von der Politik, als auch von der Verwaltung, die lange nach passenden Planern für das Projekt gesucht hatte. Jetzt gilt es allerdings abzuwarten, wie sich die Reeser Politik angesichts der drohenden negativen Haushaltslage mit Blick auf das Freibad entscheiden wird.

>>>Wie es mit dem Bad weitergehen könnte

Entscheidet sich die Politik für das Freibad, könnte bereits zeitnah ein Bauantrag gestellt werden.

Die Architekten planten mit einem Start der Bauarbeiten im April 2023. Das Freibad hätte dann im Mai 2024 fertiggestellt sein können.

Die Unterlagen zum Projekt Freibad Rees sind auch auf der Homepage der Stadt einsehbar unter www.stadt-rees.de/aktuell/projekt-freibad-rees.