Rees. Nachdem Christoph Gerwers zum Landrat gewählt wurde, führt Andreas Mai die Geschäfte im Reeser Rathaus. Das macht er außerhalb der Verwaltung.
Nie im Leben hätte Andreas Mai daran geglaubt, dass er für längere Zeit als Vertreter des Bürgermeisters die Amtsgeschäfte im Reeser Rathaus führen würde. Denn er und der ehemalige Reeser Bürgermeister und jetzige Klever Landrat Christoph Gerwers waren quasi gemeinsam auf ihren Posten gestartet, liegen beim Alter nur sechs Wochen auseinander. „Es war so geplant, dass wir quasi zusammen in den Ruhestand gehen“, sagt Mai. Christoph Gerwers wäre nicht mehr zur nächsten Bürgermeisterwahl angetreten, Andreas Mai einige Monate später in den Ruhestand gegangen.
Jetzt ist es allerdings anders gekommen und Andreas Mai hat damit gleich mehrere Stellen in der Verwaltung auszufüllen, vertritt er jetzt nicht nur den Bürgermeister, sondern ist eben auch noch Kämmerer. „Ich habe jetzt wesentlich mehr Termine als vorher“, kommentiert er die Lage. Trotz Mehrbelastung findet er Freude an der aktuell neuen und auch nur temporären Aufgabe. „Wir sind in Rees Teamarbeit gewohnt“, sagt er mit Bezug auf die starke Unterstützung seiner Kollegen in der Verwaltung. „Allerdings bin ich froh, wenn wir wieder einen Bürgermeister haben.“
Von der Jugend an in der Reeser Verwaltung unterwegs
Die Reeser Verwaltung hat Andreas Mai von der Pike auf kennengelernt. Schon als Abiturient hat er ein wenig Zeit in der Kämmerei der Stadt verbracht. „Ich bin da familiär vorbelastet“, erklärt Mai. Denn seine Mutter arbeitete in der Kämmerei der Stadt und Andreas Mai war schon als Abiturient öfter dort – und fand Gefallen an der Verwaltungsarbeit, als er seinerzeit drei Wochen lang Ferienarbeit im Meldeamt machen durfte.
Nach dem Abitur ging es für Andreas Mai, der vor einigen Wochen seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, dann aber erstmal zum Bund – entgegen seiner eigentlichen Planung, denn er wollte direkt zur Stadt. Da landete er dann allerdings 1983, direkt nach seiner Zeit bei der Bundeswehr. Im dualen Studium wurde er zum Diplom-Verwaltungswirt und arbeitete bei der Stadt im Sozialamt. „Ich glaube, da hatte ich über die Jahre so ziemlich jeden Posten, den es da gibt“, erklärt er. Bis 1997 war er im Sozialamt unterwegs, dann wurde er Leiter der Personalabteilung und stellvertretender Hauptamtsleiter, bevor er 2001 als Leiter des Amtes wieder ins Sozialamt zurückkehrte. „Ein Riesenprojekt da war die Umstellung auf Hartz IV. Das war eine große Herausforderung für den jetzigen Sozialamtsleiter Michael Becker und mich“, erinnert sich Mai.
Dahin gehen, wo die Arbeit zu finden ist
Er studierte von 2008 bis 2009 noch Betriebswirtschaft an der Fernuni Hagen und wurde 2009 dann zum Kämmerer der Stadt Rees. „Dann kamen 2014 noch die Stadtwerke dazu“, erklärt Mai. Dort ist der Posten des Geschäftsführers quasi geteilt – und ein Teil davon ist sein Arbeitsbereich. Dass er dafür auch manchmal noch abends oder am Wochenende arbeiten muss, stört Andreas Mai nicht groß.
„Ich gehe immer ganz gerne da hin, wo die eigentliche Arbeit anfällt“, sagt er. Das heißt für ihn nicht nur, dass er regelmäßig schaut, wie es den Mitarbeitern im Rathaus geht. Er lässt sich auch seinen bei der Bundeswehr erworbenen Lkw-Führerschein verlängern und saß dann auch schon einmal für den Winterdienst des Reeser Baubetriebshofs am Lkw-Steuer. Oder übernimmt als „normaler Mitarbeiter“ des Betriebshofs mal einen Dienst an Karneval.
Engagierter Ehrenamtler – nicht nur in Rees
Nun könnte man meinen, bei so viel beruflichem Engagement bliebe wenig Zeit fürs Ehrenamt. Wer das meint, der kennt Andreas Mai schlecht. Mai engagierte sich als Jugendschöffe am Amtsgericht und Landgericht in Kleve und ist seit 2001 ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Duisburg. „Mein 25-jähriges Jubiläum bekomme ich da noch voll“, sagt Mai.
In den 80er- und 90er-Jahren war er Geschäftsführer des Familienzentrums Regenbogen in Haldern und des Sonnenschein-Kindergartens in Rees. Und außerdem ist er seit über 20 Jahren im Vorstand des Bürgerschützenvereins Rees-Feldmark, Groin und Bergswick aktiv – mittlerweile als Kassierer. „Damit sind meine Tage und meine Wochenenden ganz gut gefüllt“, sagt Andreas Mai.
Im Wald, in der Werkstatt und an der Luftgitarre
Damit ist die Liste seiner Hobbys allerdings noch lange nicht erschöpft. „Ich bin Schreiner ohne Gesellenbrief“, sagt Mai, dessen große Leidenschaft die Arbeit mit Holz ist. Auch hier ist er, durch seinen Vater, der Schreiner ist, familiär geprägt worden, war mit ihm schon als Kind unterwegs. „Mittlerweile habe ich in meiner Werkstatt mehr Werkzeuge als er“, erklärt Mai. Der auch sämtliche Kettensägen-Scheine hat, die man haben kann und gerne mal zum Sägen in den Wald geht. „Das ist ein schöner Ausgleich zum Bürojob“, sagt der aktuelle Chef im Reeser Rathaus. Dass er auch da noch einen weiteren Vorstandsposten bei der Forstbetriebsgemeinschaft Emmerich hat, der Gemeinschaft der Waldbesitzer der Städte Emmerich, Rees, Kleve und der Gemeinde Krudenburg, passt da ganz gut ins Bild – und hat ihm den eher scherzhaften Spitznamen „Oberforstrat“ eingebracht.
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Und Mai hat noch eine weitere Leidenschaft: „Wenn mich etwas richtig aufgeregt hat und die Werkbank nicht mehr reicht, dann höre ich zehn Minuten laute Rockmusik“, sagt Andreas Mai. Dann dröhnen Pink Floyd, Genesis oder Joe Cocker aus den Boxen der heimischen Stereoanlage. Dazu feiert der Kämmerer der Stadt Rees auch gerne mal. „Da kann ich dann auch gut Luftgitarre spielen“, sagt er. Denn wer gut arbeitet, der darf auch gut feiern können, meint Mai. Gute Laune verbreitet er aber auch gerne im Rathaus. „Man schafft gut gelaunt mehr als schlecht gelaunt“, sagt Andreas Mai. Und hofft, dass auch der zukünftige Bürgermeister der Stadt Rees, die Arbeitskultur in der Reeser Verwaltung weiter mittragen wird.