Rees. Ein Millionen-Projekt: Marissa Ferienpark interessiert sich für das Reeser Meer. Rat soll am 16. März über Verkauf der Fläche entscheiden.
Seit vielen Jahren sucht die Stadt Rees einen Investor, der am Reeser Meer einen Ferienpark errichtet. Zig potenzielle Kandidaten standen schon mit dem blaustem vom Himmel bei Bürgermeister Christoph Gerwers auf der Matte. Wirklich voran kam es in kaum einer Verhandlung. Doch jetzt scheint es ein Unternehmen zu geben, das es ernsthaft angeht und die nötige Kraft mitbringt. Marissa Ferienpark ist startklar. Möchte „die größte touristische Einheit in NRW“ in Rees bauen. Am Mittwoch, 16. März, 17 Uhr, soll der Rat in einer öffentlichen Sondersitzung grünes Licht für den Verkauf der Fläche geben.
Am Wochenende war fast der komplette Rat am Dümmer See in Niedersachsen, wo der 2019 eröffnete Ferienpark von Marissa floriert. Bei herrlichstem Wetter erwischten die Politiker einen Tag, an dem neben 900 Ferienpark-Gästen auch noch 1000 Tagesgäste das öffentliche zugängliche Areal nutzen. Ein beeindruckendes Bild. Am Montag hatten Pressevertreter die Möglichkeit, sich vor Ort ein Bild zu machen. Erik Winther, einer von zwei geschäftsführenden Gesellschaftern, leitete den Rundgang.
Was im ersten Marissa Ferienpark aufgebaut wurde
Marissa setzt auf eine neue Generation von Ferienparks: „Bezahlbarer Luxus“, so nennt der Däne Winther den Standard. 473 Wohneinheiten wurden seit 2018 in Lembruch gebaut, verkauft und in Betrieb genommen. Derzeit befindet sich ein Tagungscenter für bis zu 400 Personen im großen Saal im Bau, das ab 2023 bis zu 200 Tagungen im Jahr ermöglicht. Dazu entstehen zwei Schwimmbäder, einer Saunalandschaft, Spa, Dachterrasse. Vier Gastronomien sind vor Ort schon im Betrieb, auch am Strand. Etliche Spielplätze, ein Skater-Park, ein Tiefseilgarten, ein Outdoor-Fitnessparcours, weitere Freizeitmöglichkeiten und ganz viel Natur sorgen für einen verlockenden Rahmen. Besonders für Familien.
Trotz Einschränkungen, teils Schließungen, wegen der Corona-Pandemie sei der Ferienpark am Dümmer See schon erfolgreich. 150 Millionen Euro wurden hier ohne Fördermittel investiert.
Das Umfeld profitiert von dem Ferienpark
Für die Region, wo vorher laut Winther „tote Hose“ war, habe das Projekt einen riesigen Einfluss. Im Umkreis von 15 Kilometern sei alles ausgebucht. Immobilien im Umfeld steigerten ihren Wert um 300 Prozent.
Ganz wichtig sei Marissa die Nachhaltigkeit: „Wir machen alles mit Respekt und in Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden“, betont Winther einen möglichst transparenten Umgang. Mit dem Wahrsmannshof oder dem Ruderverein in Rees werde man sicher die Kooperation suchen.
Interessant für Investoren: zehn Prozent Rendite aktuell
Das Konzept wird Investoren aufhorchen lassen. Zunächst mal würde es auch in Rees eine Entwicklungs- und eine Betreibergesellschaft geben. Letztere kümmere sich um Betrieb, Verwaltung, Pflege, Marketing. Die Entwicklungsgesellschaft plant, baut, finanziert, verkauft.
Verkauf – das ist der Punkt: Käufer der Ferienhäuser und -wohnungen haben hier eine Chance auf gute Renditen, die Geldanlagen heutzutage ja nicht mehr bieten. Am Dümmer See liege die Rendite derzeit bei zehn Prozent, unterstreicht Winther. Die Käufer verpflichten sich zur touristischen Vermietung, können nur eingeschränkt selbst nutzen. Es sind Standards in der Gestaltung einzuhalten. Fingen die kleinsten Ferienwohnungen mal mit einem Kaufpreis von 260.000 Euro an, so liege der Preis heute bei 440.000 Euro in Lembruch. Ein großes Ferienhaus ist von anfänglich 550.000 Euro inzwischen auf 930.000 Euro gestiegen.
Die Infrastruktur muss mit wachsen
„Die Nachfrage ist da“, betont Winther. War Naherholung vor zehn Jahren noch kaum bekannt, so gebe es heute einen starken Trend. Ganzjährig.
Die große Herausforderung, das vermittelte etwa der Landrat am Dümmer See: Das Umfeld muss mit wachsen. Sprich: Straßenbau, ÖPNV, Radwege – das alles muss für den großen Tourismus fit gemacht werden. Kämmerer Andreas Mai sagt: „Wir müssen nicht mitgehen, sondern mitlaufen, wir werden rennen...“
Spart viel Zeit: In Rees gibt es einen gültigen Bebauungsplan
Winther und seine Kollegen haben 18 Monate lang gesucht, wo in Deutschland Marissa II entstehen könnte. Seit Mitte 2020, berichtet Wirtschaftsförderer Heinz Streuff, gibt es erste Kontakte nach Rees, wo Marissa „eine gute Lage und gute Bedingungen“ vorgefunden hat, sodass andere Flächen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und der Eifel ausgestochen wurden. Rees soll es sein.
Der große Vorteil in Rees: Während Marissa am Dümmer See von 2013 bis 2018 für die Entwicklung, die Flächennutzungsänderung und den Bebauungsplan brauchte, findet man in Rees sozusagen ein gemachtes Bett vor. Es gibt einen bestehenden Bebauungsplan: „Wir müssen nur den Bauantrag einreichen“, sagt Winther. Der Kreis Kleve ist für die Genehmigung zuständig.
Kritiker verstummten, weil ihre Immobilien an Wert gewannen
Erik Winther räumt ein, dass Marissa am Dümmer See zunächst mit Widerständen aus der Bevölkerung zu kämpfen hatte. Man konnte damals keine Referenzen vorweisen. „Wir spinnen, hat man uns gesagt. Das sei eine Totgeburt“, kann Winther heute schmunzeln. Die Politik war aber schnell begeistert; die Zusammenarbeit mit Städten und Kreisen lief gut. Aber die Skeptiker vor Ort, deren Immobilien nun viel mehr Wert sind, verstummten mit der Zeit. Alle Campingplätze der Region, die zum Teil leer standen, blühten jetzt wieder auf. Weitere 150 Millionen Euro seien im Umland in der Folge investiert worden.
In Niedersachsen ist der Marissa Ferienpark die größte touristische Einheit. Auch für NRW ist dies in Rees angedacht. Zumal das Areal in Rees 150 Hektar groß ist; am Dümmer See nur 18 Hektar. Bebaubar sind in Rees etwa 25 Hektar. Konservativ gedacht sei eine Investition von 200 Millionen Euro das Minimum.
Eröffnung könnte schon im Jahr 2024 erfolgen
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Die Zahl der Wohneinheiten in Rees ist noch offen. Marissa weiß, dass der Boden am Reeser Meer, oft sehr schlammig, genau untersucht werden muss. Hier sei sicherlich einiges aufzuschütten, wo das benachbarte Kies-Unternehmen eine Option sei. Die ersten 300 Wohneinheiten könnten am nördlichen Reeser Meer ohne große Probleme entstehen, so Winther. Auch in Rees würden viele öffentlich zugängliche Anlagen eingeplant. Nicht nur den Feriengästen würden Spielplätze, Strandbad und Co. zur Verfügung stehen.
Der Zeitplan hat bei vielen für Erstaunen gesorgt: Entwicklung ab 2022, Bau ab 2023 (insgesamt fünf bis sechs Jahre), erster Betrieb ab 2024. Marissa gibt Gas, sieht Rees als „Leuchtturmprojekt für NRW“, so Winther. „Wenn der Rat grünes Licht gibt, kann das sehr schnell gehen“, versichert der 60-Jährige.
In Rees könnte die Hälfte der Ferienhäuser am Ufer gebaut werden
Marissa hat schon rund 100.000 Euro für die Planung in Rees investiert. Zwei Architektenbüros haben bereits Modelle entwickelt. In Rees könnten die Häuser, so Winthers erste Gedanken, eher eine Holzoptik bekommen. Pultdächer hat er im Sinn. Der Bebauungsplan lässt maximal eine Zweigeschossigkeit zu. Da es in Rees eine größere Uferfläche gebe, könne man die Hälfte der Häuser direkt am Wasser bauen. Am liebsten alles mit Dünenlandschaften. Mit Erdwärme soll wohl geheizt werden. Vielleicht könnten in der Nähe Photovoltaikanlagen entstehen, denkt Winther laut nach.
Ob in Rees auch ein Tagungszentrum entstehen kann, sei noch offen. Dafür brauche man eine Marktuntersuchung und es müsse überprüft werden, ob der Bebauungsplan das hergebe, erklärt Winther.
Tag der Entscheidung: Öffentliche Ratssitzung am 16. März
„Am 16. März wird das im Rat öffentlich präsentiert. Gibt der Rat sein Ok, dann müssen wir als Stadt richtig reinhauen, aber das tun wir gerne. Marissa macht Dampf. Das hat uns überzeugt. Da steckt ganz viel Leidenschaft drin“, ist Christoph Gerwers überzeugt: „Wir haben großes Vertrauen, dass die Marissa Gruppe endlich den Ferienpark in Rees realisieren kann.“