Rees. . Viele Reeser möchten das ehemalige Hospital erhalten, andere sprechen sich für Teilabriss aus. Lebenssituation wird allgemein als gut bewertet.

Wie soll das ehemalige Krankenhausgelände in Rees künftig gestaltet werden? Dies war die zentrale Frage einer im Zeitraum von Juli 2018 bis Dezember 2018 durchgeführten Bürgerbefragung, die die Stiftung Maria Johanna Hospital in Auftrag gegeben hatte.

Das Ergebnis dieser Sozialraumanalyse stellte am Donnerstag Hedi Overhoff, freiberufliche Projektberaterin aus Nottuln, im Bürgerhaus Rees vor. So viel vorweg: Zur Sanierung oder zum Abriss des Krankenhausgebäudes gibt es keine einheitliche Meinung.

Der Erhalt des städtebaulichen Charakters des Gebäudes und der hohe Erinnerungswert ist für viele Reeser von großer Bedeutung. Demgegenüber werden aber auch die hohe Kosten gesehen, die mit einer Sanierung des Altbaus verbunden sind.

Einschätzungen zur Lebens- und Versorgungssituation

Für den innerstädtischen Bereich von Rees wurden außerdem Einschätzungen zur Lebens- und Versorgungssituation sowie wünschenswerte Verbesserungen erfragt. Basis hierfür war nicht nur die schriftliche Bürgerbefragung, sondern zusätzlich die Interviewergebnisse mit 14 sogenannten Schlüsselpersonen, also haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern von Vereinen und solchen aus sozialen und kommunalen Institutionen.

Hier bei Projektvorstellung, von rechts, Hermann Josef Becker, Hedi Overhoff, Pastor Michael Eiden und Hermann Hengstermann.
Hier bei Projektvorstellung, von rechts, Hermann Josef Becker, Hedi Overhoff, Pastor Michael Eiden und Hermann Hengstermann. © Konrad Flintrop

Die Einkaufsmöglichkeiten, insbesondere des täglichen Bedarfs (75%), die Wohnatmosphäre (79%), die nachbarschaftlichen Kontakte (73%) sowie die Sicherheit und Sauberkeit (70%) werden in hohem Maße von den Befragten als gut bzw. befriedigend eingestuft.

Demgegenüber halten lediglich 25 % die öffentlichen Verkehrsangebote für gut bzw. befriedigend und stufen 46 % diese als unzureichend ein. Begegnungsmöglichkeiten, Angebote für Familien und Wohnangebote für Familien, Senioren und Menschen mit Behinderungen erhalten ebenfalls überwiegend negative Bewertungen.

Positiv sehen die Befragten die Lebenssituation in Rees

Vor allem Familien mit Kindern sind es, die die Freizeitangebote im Spiel- und Hobbybereich und die Angebote für Alleinerziehende als unzureichend bewerten. Die Gruppe Ü50 hat die Altenpflege im Fokus und hält den Ausbau der Angebote für pflegende Angehörige, Senioren-Wohngemeinschaften und Betreutes Wohnen für notwendig.

Grundsätzlich positiv sehen die Befragten zu 85 Prozent die Lebenssituation in Rees. Neben der Innenstadtatmosphäre mit ihren schon erwähnten Einkaufsmöglichkeiten wurde die Lage am Rhein, die Rheinpromenade, die vielen Spazier- und Radwege sowie die Kulturangebote genannt. Im Gegenzug beklagten die Befragen neben dem unzureichenden öffentlichen Personennahverkehr auch fehlende gastronomische Angebote.

Was die Befragten für wünschenswert halten

Als Bedarf auf dem Gelände des alten Krankenhauses halten mehrheitlich die Befragten Folgendes für wünschenswert: Bau von barrierefreien Mietwohnungen (80%), Betreutes Wohnen für Senioren (79%), eine Tagespflege-Einrichtung (79%), generationsübergreifende Wohnangebote (76%), Gruppenangebote für ältere Menschen (75%) und einen generationsübergreifenden Begegnungstreff (73%).

Wobei bei den 20- bis 49-Jähgien der Fokus auf Wohnraum und Freizeitangebote für Familien mit Kindern liegt, bei den über 50-jähigen bei Tagespflegeeinrichtungen und barrierefreie Mietwohnungen sowie betreutes Wohnen für Senioren.

Diese Vorschläge wurden konkret gemacht

Konkret für das Quartier Krankenhaus haben die Befragten folgende Erwartungen/Vorschläge gemacht: Schaffung von bedarfsgerechtem, bezahlbarem und barrierefreiem Wohnraum für unterschiedliche Altersgruppen und mit verschiedenen Wohnungsgrößen; Einrichtung eines generationsübergreifenden Begegnungsorts mit Cafeteria, offen nicht nur für die Bürger des Wohnquartiers, sondern für alle.

Außerdem: Schaffung von Raum für selbst organisierte Angebote (z.B. Nachbarschaft, Kinder und Jugendliche, Alleinerziehende, Flüchtlinge), für eine Tagespflegeeinrichtung und für einen Beratungsstützpunkt mit gebündelter Präsenz von unterschiedlichen Diensten; ausreichende Grünanlagen mit Spielmöglichkeiten, genügend Sitzgelegenheiten; ein Sinnesgarten für Bewohner und Gäste in Tagespflege bzw. Altenheimbewohner für generations-übergreifende öffentliche Begegnungen.

Nun soll ein Wohnquartierskonzept entwickelt werden

Mit den nun vorliegenden Ergebnissen aus der Sozialraumanalyse will man nun Umsetzungsmöglichkeiten geprüft und ein Wohnquartierskonzept entwickelt werden, zumal mit einer Rücklaufquote der 2221 Fragebögen von 30,16 Prozent aussagekräftige und repräsentative Ergebnisse zur Verfügung stehen.

Befürworter der Sanierung sprechen von Teilabriss

Zurück zum Krankenahausgebäude selbst. Ein Befürworter äußersten hier beispielsweise den Satz: „Mit dem Abriss des Gebäudes verlieren wir ansonsten unsere Geschichte.“ Befürworter der Sanierung sprechen sich für einen Teilabriss, z.B. Erhalt des Haupteingangs und besonders schützenswerter Innenausstattung aus – darunter unter anderem Geländer, Fußbodenmosaiken und große alte Türen.

<<<2221 FRAGENBÖGEN WURDEN VERTEILT

Es wurden 2221 Fragebögen versandt bzw. ausgegeben. Es liegen Rückmeldungen von 670 Bürgern vor mit insgesamt 1510 Haushaltsangehörigen. Mit einer Rücklaufquote von 30,16 % stehen aussagekräftige und repräsentative Ergebnisse zur Verfügung.