Am Niederrhein. Wie sparen Haushalte am Niederrhein Energie? Und wie hoch ist die finanzielle Belastung? Die wichtigsten Erkenntnisse des NRZ-Immobilien-Checks.

Zwischen steigenden Zinsen, schwankenden Immobilienpreisen und Heiz- und Energiekrise kann man schnell mal den Überblick verlieren. Deshalb setzt die NRZ seit Anfang dieses Jahres einen wichtigen Schwerpunkt auf alle Themen rund um die Wohn- und Immobilienlandschaft am Niederrhein. Nach Einführung unseres Immobilien-Newsletters haben wir in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen wurden knapp 1200 Eigentümerinnen und Eigentümer in den Kreisen Wesel und Kleve repräsentativ befragt. Wir wollten wissen: Wie lebt der Niederrhein? Was bewegt die Menschen vor Ort? Wie rüsten sich Haushalte für die Zukunft? Was würden sie als erstes umbauen, hätten sie die finanziellen Mittel? Und hat der eine oder andere vielleicht sogar Angst, das Eigenheim bald verkaufen zu müssen, weil die finanzielle Belastung einfach zu groß ist? Heraus kam ein Stimmungsbild der Immobilienwelt am Niederrhein. Das sind die fünf wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

Gasheizung häufig noch gefragt

Trotz steigender Energiekosten, schärferen Vorschriften und der wiederkehrenden Unsicherheit rund ums Thema Heizen, setzen gut zwei Drittel aller Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer in den Kreisen Wesel und Kleve noch auf fossile Brennstoffe. Die Mehrheit aller Haushalte (56 Prozent) heizt mit Gas, gleich zwölf Prozent mit einer Ölheizung.

Auch das kommende Heizungsgesetz scheint kaum zu beunruhigen: 36 Prozent aller Haushalte, die eine neue Heizungsanlage installiert haben – oder eine Installation planen – haben sich seit Beginn der Energiekrise (Anfang 2022) für eine neue Gasheizung entschieden. Fernwärme, die Potenzial für CO2-sparende Ressourcennutzung hat, wird von 17 Prozent bezogen. Nur jeder zehnte Haushalt heizt – Stand jetzt – mit Wärmepumpe, andere umweltfreundliche Energiequellen wie Photovoltaik, Erdwärme und Solarthermie werden von den wenigsten genutzt (vier sowie je drei Prozent). Kaminöfen nutzen ebenfalls die Minderheit mit acht Prozent und Pellet-Heizlösungen werden von drei Prozent aller Haushalte genutzt.

Hype um Solaranlage ungebrochen

Auch, wenn die Mehrheit der Eigentümerinnen und Eigentümer noch auf Heizmethoden mit fossilen Brennstoffen setzt, könnten zwischenzeitlich explodierende Energiepreise und attraktive Förderprogramme für einen Hype um Solaranlagen gesorgt haben. Die repräsentative Befragung zeigt, dass Haushalte, die 20.000 Euro zur Verfügung gestellt bekämen, vor allem auf die Installation einer Solaranlage zur Erzeugung von Strom setzen würden. Von allen Befragten in den Kreisen Wesel und Kleve würden 40 Prozent in eine neue Haustechnik investieren – davon mehr als die Hälfte (51 Prozent) in den Einbau einer PV-Anlage.

Und die Zahlen sprechen für sich: Lag die Anzahl neuer Photovoltaik-Anlagen in den Städten Moers und Neukirchen-Vluyn im Jahr 2020 insgesamt noch bei 313, sind in diesem Jahr bereits jetzt mehr als 2200 Anlagen und Balkonkraftwerke ans Netz gegangen – ein Plus von etwa 600 Prozent in nur drei Jahren.

Energiesparen vor allem aus Kostengründen

Energie gespart haben viele Haushalte am Niederrhein: Gleich 71 Prozent aller Befragten gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten bewusst auf ihren Verbrauch geachtet zu haben – und das nicht unbedingt nur aus Klimagründen. Entscheidender war hier das eigene Portemonnaie. 52 Prozent aller „Energiesparenden“ gaben an, entweder hauptsächlich oder eher aus Kostengründen gespart zu haben – 43 Prozent nannten gleichermaßen Kosten- und Klimaschutzgründe.

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Vor allem aber sind die Methoden vielfältig: Gerade bei der Strom- und Wassernutzung haben die Haushalte gespart und auch das Raumklima wurde häufiger angepasst. Andere Methoden wie zum Beispiel das häufigere Entlüften der Heizkörper, der Einbau intelligenter Thermostate sowie die Erhöhung der Kühl- und Gefrierschranktemperatur wurden am seltensten genannt.

Finanzielle Belastung bisher „moderat“

Steigende Energiepreise, höhere Steuersätze und mehr Zinsen bedeuten für Eigentümerinnen und Eigentümer oft eine erhöhte finanzielle Belastung, doch ist dem wirklich so? Die Menschen am Niederrhein scheinen bisher noch entspannt zu sein. Das lassen jedenfalls die Antworten unserer repräsentativen Befragung vermuten: Die absolute Mehrheit aller Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer gab an, finanziell nicht stark belastet zu sein – sieben Prozent sagten „sehr wenig“, 23 Prozent „eher wenig“ und 47 Prozent „moderat“ – die Belastung, die mit steigenden Kosten einhergeht, scheint von vielen also noch nicht als gravierend wahrgenommen zu werden.

Doch ganz sorglos scheinen Eigentümerinnen und Eigentümer am Niederrhein nicht zu sein: Knapp jeder Sechste hat laut repräsentativer Umfrage Angst davor, das Eigenheim mit Blick auf die steigenden Kosten bald verkaufen zu müssen.

Immobilie bleibt Wertanlage

Trotz finanzieller Belastungen und steigenden Kosten, ist und bleibt die eigene Immobilie für viele eine gefragte Wertanlage, wie aus den Ergebnissen der repräsentativen Befragung hervorgeht. Ganze 86 Prozent erklärten, dass sie sich immer wieder eine eigene Immobilie zulegen würden – und das vor allem wegen finanzieller Sicherheit (483 Nennungen) und Unabhängigkeit (341 Nennungen). 155 Mal erklärten die Kaufwilligen, dass ein Kauf günstiger als Mieten sei und 85 derjenigen, die sich wieder für eine eigene Immobilie entscheiden würden, schätzen vor allem den eigenen Garten.