Emmerich/Rees. Besonders die Emmericher empfinden die Finanzlast ihrer Immobilien als stark. Welche Kosten ihnen am meisten Angst um ihre Immobilien machen.
In welchem Ausmaß sind Sie momentan durch die laufenden finanziellen Aufwendungen, z.B. Zinsen und Kredittilgung, Heizung und Strom, weitere Nebenkosten, für Ihre Immobilie belastet? Diese Frage hat die NRZ im Rahmen des Immobilien Checks 2023 gestellt. Die Universität Duisburg-Essen hat für die NRZ die repräsentative Umfrage durchgeführt.
Die Volksbank Emmerich-Rees hat sich die Ergebnisse im Hinblick auf ihr Geschäftsgebiet angesehen. Denn während in Rees zwei Prozent eine „sehr starke“ und 22 Prozent eine „eher starke“ Belastung angaben, sind es in Emmerich gar sechs und 26 Prozent – nirgendwo im Kreis Kleve wird die Belastung so hoch empfunden wie in Emmerich. „Wir können gut nachvollziehen, dass die allgemein gestiegenen Kosten die Haushaltskassen belasten“, erklärt Martin Stevens von der Volksbank (Voba).
Vor zehn Jahren gab es noch keine Niedrigzinsen
Das Kerngeschäft der Bank, nämlich Kredite und die dazu gehörigen Zinsen, sollte dabei aber nicht das Problem darstellen: Das aktuelle Zinsniveau stelle aus Sicht der Voba noch kein Problem dar. „Bei einem Zinsablauf von Darlehen, die vor zehn Jahren abgeschlossen wurden, verändert sich bei einer Prolongation der Zins nicht gravierend nach oben. Lag der Zins bei Abschluss noch bei ca. 3,75 %, so müssen Darlehensnehmer derzeit mit einem Zins um die 4,25 % rechnen“, so Stevens.
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Zinsabläufe aus der Niedrigzinsphase seien in etwa fünf bis sieben Jahren zu erwarten. „Wir sind bei Kreditvergaben in der Phase davon ausgegangen, dass die Zinsen wieder steigen werden. So haben wir bei Abschluss der Darlehen darauf geachtet, dass wir eine Zinsbindung für die Gesamtlaufzeit des Vertrages bereits gesichert haben oder mit einem attraktiven Bausparvertrag immer noch niedrige Zinsen sichern können. Zudem haben wir in jedem Fall ausreichend geprüft, dass unsere Kreditnehmer ausreichend finanziellen Spielraum in der Liquidität vorweisen und zusätzliche Belastungen verkraften können“, erklärt Stevens.
36 Prozent der befragten Emmericher haben Angst, ihre Immobilie verkaufen zu müssen
Jeder fünfte im Kreis Kleve (19 %) hat laut Immo-Check-Umfrage Angst, seine Immobilie wegen der steigenden Belastung verkaufen zu müssen. Auch hier ist Emmerich Spitzenreiter: Nirgendwo im Kreis räumten mehr Befragte diese Angst ein, als in der Hansestadt mit 36 Prozent. In Rees waren es 22 Prozent.
Diese Sorge wirkt sich noch nicht im täglichen Geschäft der Volksbank aus: „Einen Trend bei den Immobilienangeboten im Geschäftsgebiet spüren wir nicht. Unsere Immobilienmakler und Kundenberater stehen hier im offenen Austausch mit unseren Kunden, um die für sie bestmögliche Lösung zu finden. Die Nachfrage nach Darlehen für die Sanierung oder Modernisierung einer Immobilie ist gestiegen, auch durch die gestiegenen Baukosten und den Wegfall von Förderprogrammen für einen Neubau“, so Stevens.
Bei sanierungsbedürftigen Immobilien gibt es die größten Sorgen
Tatsächlich ist die finanzielle Belastung durch Sanierungsmaßnahmen für die Kreis Klever ein Thema. 51 Prozent jener Befragten mit stark sanierungsbedürftigen Immobilien sehen eine hohe finanzielle Last. 48 Prozent dieser Gruppe sieht darin auch die Angst begründet, die Immobilie womöglich verkaufen zu müssen.
Dabei gebe es für viele Sanierungsmaßnahmen attraktive Fördermöglichkeiten, erinnert Stevens: „Den Durchblick im Förderdschungel zu haben ist nicht immer leicht.“ Die Einbindung eines Förderkredites sei immer dann sinnvoll, „wenn Kunden Energieeffizienz wichtig ist. Es gilt der Grundsatz: Je energieeffizienter das Haus, umso höher die mögliche Förderung. Auch hier spielt das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle“.
Volksbank achtet sehr auf Fördermöglichkeiten
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„Bei unseren Finanzierungsgesprächen ist die Einbindung von Förderkrediten in eine Gesamtfinanzierung ein wesentlicher Bestandteil“, schildert Volksbanker Stevens: „So haben wir in den Jahren 2022 und 2023 bisher 163 Förderkredite mit einem Volumen von 25.929.000 Euro vergeben. Damit sind wir die absatzstärkste Volksbank am Niederrhein und kommen in starkem Maße unserem Förderauftrag als Genossenschaft nach: Die Kunden der Bank bekommen ein zinssubventioniertes Darlehen und wir verzichten auf Marge.“
„Bei älteren Gebäuden begleiten wir die Finanzierungen dann, wenn Kunden höhere Energiekosten tragen können oder eine Sanierung möglich ist. Basis dafür ist seit einigen Jahren ein aussagekräftiger Energieausweis des Gebäudes“, führt Stevens fort.
>> Sonderfall Wohnungseigentümergemeinschaften
Aus Sicht der Volksbank gibt es noch einen Sonderfall. Nämlich Wohnungseigentümergemeinschaften. Hier biete die Voba einen „maßgeschneiderten Kredit“ mit günstigen Konditionen unter Einbeziehung von Fördermittel.
„Eine Sonderumlage wird für die Eigentümer nicht notwendig und unterschiedliche Vermögens- und Interessenslagen berücksichtigen wir gerne. Bei der Finanzierung kann jeder Eigentümer wählen, ob er für seinen Anteil einen Kredit benötigt oder die Zahlung aus Eigenmitteln vornimmt. Dabei entfällt eine Einzelprüfung der Wohnungseigentümer und auch die Bereitstellung von Sicherheiten oder Bürgschaften ist nicht notwendig.“ Dies spare den Kunden Zeit und Kosten.
Alle Ergebnisse der NRZ-Immobilien-Checks finden Sie hier.