Wesel. PV-Anlagen boomen, das bestätigt der NRZ-Immobilien-Check. Aber wie lange müssen Hausbesitzer in Wesel darauf warten? Und was kosten sie?

Stellen Sie sich mal vor, Robert Habeck klopft bei Ihnen an der Haustür und bringt 20.000 Euro vorbei. Einfach so, ohne Hintergedanken – einzige Bedingung: Das Geld muss in die eigene Immobilie investiert werden. Was würden Sie mit dieser Summe machen? Im NRZ-Immobilien-Check haben wir in unserer repräsentativen Umfrage genau diese Frage gestellt. Dabei kam heraus: Gleich 38 Prozent der Menschen im Kreis Wesel würden das Geld in eine neue Haustechnik investieren. Besonders beliebt hier: der Einbau einer Solaranlage zur Erzeugung von Strom (46 Prozent), der Einbau einer Wärmepumpe (29 Prozent) und der Einbau einer Solarthermischen Anlage (13 Prozent).

Daniel Hendriks bestätigt dieses Umfrageergebnis ganz klar. Der Betriebsleiter der Firma Dahlmann Solar aus Obrighoven kann den Boom der Photovoltaik-Anlagen aus seinen Auftragsbüchern ablesen. „Wir haben die starke Nachfrage in den vergangenen Monaten massiv gespürt“, erklärt der 41-jährige Solarteur, der die Entwicklungen in der Branche schon seit rund 20 Jahren mit einem praktischen Blick verfolgt. Die Gründe für den großen Absatz der PV-Anlagen sind vielfältig: Natürlich haben die zwischenzeitlich explodierten Energiepreise eine Rolle gespielt, die anhaltende Diskussion um die Energieversorgung der Zukunft ebenso, hinzu kommen und kamen finanziell attraktive Förderprogramme (so entfällt derzeit für Anlagen bis zu einer bestimmten Größe die Mehrwertsteuer) sowie der Wunsch von vielen Hausbesitzerinnen und -besitzern, sich nachhaltiger aufzustellen.

Photovoltaik-Anlage: Was ein Experte aus Wesel dazu sagt

Dass viele Menschen nicht nur mit dem Gedanken spielen, sich eine Solaranlage aufs Dach bauen zu lassen, sondern auch konkret investieren, zeigen Zahlen des Branchenportals Selfmade Energy. Demnach sind im ersten Halbjahr 2023 bereits 307 neue Photovoltaik-Anlagen in Wesel installiert worden – im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Wachstum von knapp 20 Prozent. Das Portal beruft sich bei seiner Auswertung auf das Statistische Bundesamt.

Fachmann Daniel Hendriks nennt einen entscheidenden Vorteil der Technik: „Photovoltaik-Anlagen sind die einzige Möglichkeit, sich bei der Energieversorgung ein stückweit unabhängig zu machen.“ Angesichts der Diskussion um die Abhängigkeit von russischen Gas im vergangenen Jahr, sei auch diese „Autarkie“ für viele Kundinnen und Kunden der Antrieb gewesen, ihr Geld in diese Haustechnik zu stecken.

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Aber natürlich geht es für viele Immobilienbesitzer auch einfach darum, weniger Geld für die Stromversorgung auszugeben. Wer dann noch eine Wärmepumpe versorgen muss und sein E-Auto lädt, der kann die Ausgaben für die PV-Anlage relativ schnell wieder rausholen. „In der Regel amortisiert sich die Ausgabe bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus nach neun bis elf Jahren“, sagt Hendriks. Für eine Anlage mit mittlerer Leistung und einer Speichermöglichkeit müssten Interessierte rund 20.000 Euro (da kommt der fiktive Robert Habeck wieder ins Spiel) einkalkulieren – mehr geht natürlich immer. Wer nicht sofort so viel Geld ausgeben möchte, kann Speichermodule auch nachrüsten.

Wartezeiten auf PV-Anlagen sind in Wesel kürzer geworden

Und wie sieht es mit den Wartezeiten aus? „Die Lage hat sich mittlerweile entspannt, die meisten Materialien sind wieder vorhanden“, sagt Daniel Hendriks. Zwischen drei und vier Monaten dauert es bei der Firma Dahlmann Solar derzeit vom ersten Angebot bis der erste Strom von der fertigen Anlage produziert wird. Bei den Stadtwerken Wesel geht es laut Geschäftsführer Rainer Hegmann sogar noch etwas schneller. „Die Wartezeit auf eine PV-Anlage beträgt aktuell vier bis sechs Wochen ab Beauftragung.“

Die Stadtwerke verkaufen und errichten in Wesel ebenfalls Solaranlagen. „Im letzten Jahr und Anfang dieses Jahres war die Nachfrage sehr hoch“, sagt Hegmann. Auch der Stadtwerke-Chef nennt viele Vorteile wie die Unabhängigkeit von schwankenden Strompreisen, die Wertsteigerung der Immobilie oder die Möglichkeit, sein E-Auto mit dem eigenen Strom zu laden. „Es ist wichtig, dass möglichst viel vom selbst erzeugten Strom auch selbst genutzt wird“, erklärt Hegmann. „Der Strom einer PV-Anlage ohne Speicher kann etwa 30 Prozent des eigenen Strombedarfs decken. Je mehr Strom selbst verbraucht wird, umso wirtschaftlicher ist die Anlage.“ Zudem sei es sinnvoll, die Energie auch dann zu verbrauchen, wenn gerade Strom produziert wird. Waschmaschine, Trockner und Spülmaschine sollten also tagsüber laufen.