Wesel. Die Verunsicherung beim Thema Heizung ist groß. Häufig fällt die Entscheidung zwischen Gas und einer Wärmepumpe. Wann diese sich wirklich lohnt.

Angesichts des neuen Gebäudeenergiegesetzes (GEG), auch Heizungsgesetz genannt, ist die Wärmeversorgung zu einen komplizierten Thema geworden. Was tun, wenn die Heizung streikt? Gas oder Wärmepumpe? Da ist guter Rat teuer und sogar Fachleute müssen sich noch in das Thema einarbeiten – denn einiges am neuen Gesetzesvorhaben wirft noch Fragen auf, sagt auch Norbert Borgmann, Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klima im Kreis Wesel. Sein Tipp: Wer daran denkt, seine Heizung zu erneuern, sollte sich vorher gründlich bei einem Heizungsbauer und einem Energieberater informieren.

Dass die Unsicherheit groß ist, zeigen auch die Ergebnisse unserer Immobiliencheck-Umfrage: 54 Prozent der Immobilienbesitzer im Kreisgebiet heizen noch mit Gas. Und nur 12 Prozent der Eigentümer planen den Einbau einer neuen Anlage oder habe dies schon getan. Dabei liegen die Wärmepumpe oder eine neue Gasheizung weit vorne in der Gunst der Käufer. Die Zurückhaltung beim Austausch ist ein Trend, den Norbert Borgmann bestätigen kann. „Ich beobachte, dass es ruhiger wird. Die Nachfrage nach Heizungen hat stark nachgelassen.“

Neue Heizung: Das gilt für die Wärmepumpe

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Wenn aber die Anlage im Keller ihren Dienst einstellt, muss doch eine Lösung her. Solange die städtische Wärmeplanung noch nicht steht (Wesel dafür hat bis 2028 Zeit), können Besitzer einer Gebrauchtimmobilie auch nach dem Inkrafttreten des Gesetzes zum 1. Januar eine Gasheizung einbauen lassen, so Borgmann. Oder natürlich die alte Heizung reparieren lassen. Laut Gesetz soll aber die Wärmepumpe die Energie der Zukunft sein, sagt der Fachmann. Über die neuen Regelungen müssen die Heizungsbauer ihre Kunden dann aufklären, „das ist dann Pflicht“.

Norbert Borgmann ist Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klima im Kreis Wesel.
Norbert Borgmann ist Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klima im Kreis Wesel. © PR

Die Frage, ob es eine Gasheizung oder eine Wärmepumpe wird, hänge sehr vom Zustand des Gebäudes ab: „Wenn das Haus einigermaßen gedämmt ist, empfehle ich eine Wärmepumpe.“ Bei neueren Immobilien, die etwa ab der Jahrtausendwende gebaut wurden, sei dies oft der Fall und auch bei Häusern, die über eine Fußbodenheizung verfügen. Eine Wärmepumpe sei dann geeignet und effizient, wenn die Vorlauftemperatur der Heizung bei maximal 60 Grad liege, so Borgmann: „Je geringer, desto besser.“

So viel Strom sollte die Wärmepumpe verbrauchen

Bei der nachträglichen Dämmung des Hauses könnten Eigentümer auch mit weniger kostspieligen Mitteln oft schon einiges erreichen: „Gehen Sie kritisch durchs Haus.“ Abgedichtete Fenster, Rollokästen oder Haustüren sowie isolierte Rohrleitungen sind keine große Aktion. „;Man kann auch viel selber machen.“ Das Ziel sollte sein, dass eine Wärmepumpe für eine etwa 100 Quadratmeter große Wohnung nicht mehr als 4000 bis 5000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbraucht. Heizstrom liege derzeit bei unter 20 Cent die Kilowattstunde, so dass man – zumindest heute – unter 1000 Euro pro Jahr für Heizkosten bleibe. „Bei einem schlecht gedämmten Haus warne ich aber davor“, sagt Borgmann mit Blick auf die Wärmepumpe. Dann könnte es teuer werden.

Letztendlich bleibe sowohl beim Gas als auch bei Wärmepumpen eine Unsicherheit, erklärt der Obermeister. Beim Gas rechne er weiter mit exorbitant steigenden Preisen und auch die Netzentgelte könnten sich erhöhen, wenn immer weniger Gaskunden sie nutzen. Bei der Wärmepumpe sieht Borgmann den Strombedarf als Unsicherheitsfaktor. Bleibt das Netz auch mit zunehmend mehr Sonnen- und Windenergie bei hohem Bedarf stabil? Und letztendlich wisse man nicht, was die nächste Regierung nach der Bundestagswahl 2025 plane.

Diese Tipps hat der Energieberater für den Heizungstausch

Erst erkundigen, dann handeln. Das empfiehlt auch Energieberater Akke Wilmes von der Verbraucherberatung. Wer einen Heizkessel hat, der nicht älter als 15 Jahre ist, könne sich noch Zeit lassen. Bei älteren Modellen lohne es sich, über einen Austausch nachzudenken und sich Rat zu suchen, insbesondere dann, wenn das Haus vor 1990 gebaut wurde.

Eine Möglichkeit, auch bei einem nicht so gut gedämmten Haus eine Wärmepumpe zu nutzen, ist eine hybride Heizung, ergänzt Wilmes. Das könnte zum Beispiel eine Kombination aus Wärmepumpe und Gas oder einem Stückholzofen sein. Dies sieht er aber nur als ersten Schritt. Im Laufe der Zeit müssten weitere Dämmmaßnahmen am Gebäude folgen wie zum Beispiel neue Fenster, um vom herkömmlichen Brennstoff wegzukommen: „Die Energiewende besteht ja aus zwei Teilen.“ Also aus Heizung und Haushülle. Für letztere Maßnahmen soll im kommenden Jahr die Förderung von 15 auf 30 Prozent erhöht werden, weiß Wilmes.

Außerdem ist da noch der Nutzen für die Umwelt und das Klima: „Eine Wärmepumpe verbraucht 50 Prozent weniger Energie als eine Gasheizung.“ Wer tauschen will, sollte auf jeden Fall über seinen Gasverbrauch Buch führen, die Zahlen sind für den Energieberater aufschlussreich. Vorträge zum Thema hält Akke Wilmes bei den Volkshochschulen, Beratungen können unter wesel.energie@verbaucherzentrale.nrw oder 0281/47368415 vereinbart werden.