Rees-Haffen. Vor einem halben Jahrhundert wurde die Halle in Haffen eingeweiht. Wie sich das Dorf für seinen einzig verbliebenen Versammlungsort einsetzt.

Die Schützenhalle an der Velthuysenstraße in Haffen ist seit 50 Jahren der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens im Reeser Dorf. Sie ist für die Bewohner bei Taufe, Hochzeit und Beerdigung da, bietet Raum für die großen Brauchtumsveranstaltungen der St. Lambertus Schützenbruderschaft und des Haffener Karnevals Vereins und zieht auch auswärtige Gäste an wie zuletzt beim Xmas-Bash von Punk Meets People.

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Schützenhalle statt Schulerweiterung

Dabei hätte die Geschichte eigentlich etwas anders verlaufen sollen. Nach der Eröffnung der Velthuysenschule im Jahr 1964 habe es ehrgeizige Pläne gegeben, erzählt Haffens Ortsvorsteherin Margret Derksen. Eine Erweiterung um einen Klassentrakt sowie der Bau einer Turnhalle und eines Sportplatzes waren angedacht. Doch diese Pläne wurden niemals umgesetzt, denn bereits zehn Jahre nach ihrer Eröffnung war die Grundschule wieder geschlossen.

Rees-Haffen feiert am 05.01.2025 das 50 jährige Bestehen der Schützenhalle
Ein Bild aus dem Archiv: Die Schützenkönigin von 1974/75, Louise Thols, versorgt die Arbeiter auf der Baustelle der Schützenhalle mit Getränken. © FUNKE Foto Services | Sabine Stein

Darin sah der Schützenverein seine Chance. Die St. Lambertus Bruderschaft schloss einen Vertrag mit der Stadt Rees und durfte 1974 gegen eine Pachtzahlung auf dem städtischen Grundstück, wo Turnhalle und Sportplatz geplant waren, eine Schützenhalle bauen. Feierlich eingeweiht wurde sie am 5. Januar 1975. „Der Bau in dieser Größe und komplett in Eigenleistung war einmalig am unteren Niederrhein“, ordnet Derksen ein.

Dachsanierung und Golddorf

Genau ein halbes Jahrhundert später feiert Haffen am Sonntag, 5. Januar, dieses Jubiläum – und noch mehr. Denn die Dorfgemeinschaft möchte auch auf die energetische Dachsanierung der Schützenhalle anstoßen. An nur zwei Wochenenden im Oktober 2024 erneuerten die Haffener das 50 Jahre alte Dach. NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen hatte der Schützenbruderschaft St. Lambertus dafür im Zuge der Struktur- und Dorfentwicklung einen Förderbescheid in Höhe von fast 52.000 Euro übergeben.

Schützenhalle in Haffen
NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (Dritte von links) übergab den Förderbescheid für die energetische Dachsanierung an die St. Lambertus Schützenbruderschaft Haffen. © NRZ | Niklas Preuten

Bereits seit September 2024 und dem Gewinn des Kreiswettbewerbs von „Unser Dorf hat Zukunft“ darf sich Haffen zudem offiziell Golddorf nennen. In diesem Jahr steht deswegen die Teilnahme am Landeswettbewerb an. Entweder kurz vor und nach den Sommerferien wird die Jury nach Haffen kommen und sich genau das Dorfleben ansehen.

Familientag mit Musik, Gastronomie und Gesprächen

50 Jahre Schützenhalle, erfolgreiche Dachsanierung und Golddorf: drei gute Gründe zum Feiern. Das rauschende Fest beginnt am 5. Januar um 11 Uhr. Das Tambourcorps Mehr Die Wacht am Rhein und das Blasorchester Bislich – „unsere beiden Haus- und Hofkapellen“, wie Margret Derksen sagt – werden den Tag musikalisch begleiten.

„Heute bringen sich die Kinder und Enkelkinder der Erbauer ein“

Margret Derksen
Ortsvorsteherin in Haffen

Brudermeister Hugo van Bebber, der Reeser Bürgermeister Sebastian Hense, Präses Martin Beckers und Ortsvorsteherin Derksen werden beim Familientag zur Haffener Bevölkerung und den auswärtigen Gästen sprechen. Es gibt niederrheinische Speisen und Getränke sowie für die Kleinen Spiel und Spaß. Historische Bilder und Zeitungsartikel an den Wänden zeigen den Wandel der Halle.

300 DM als Startkapital von jedem Mitglied

Die Schützenhalle bringt das Dorf zusammen. Das war schon beim Bau so, als jedes Mitglied der Schützenbruderschaft 300 DM dazu steuerte. „Alles wurde in Eigenregie errichtet, weil wir Experten für alle Gewerke dabei hatten“, sagt Margret Derksen. „Das zieht sich durch die ganzen 50 Jahren.“

Schützenhalle in Haffen
Die Front der Schützenhalle wurde 2017 modernisiert. © NRZ | Niklas Preuten

Denn auch bei den folgenden Um- und Anbauten packten die Haffener selbst immer kräftig mit an. Im Laufe der Jahre übernahmen und sanierten die Schützen die Toilettenanlage der benachbarten ehemaligen Grundschule, errichteten einen Schießstand mit Überdach hinter der Halle und bauten seitlich eine Sektbar an, in die später auch der Luftgewehr-Schießstand verlegt wurde.

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Neue Front im Jahr 2017

2017 modernisierten die Haffener dann innerhalb von drei Wochen die Front der Schützenhalle und errichteten eine neue Theke, denn „uns ist vor allem bei gutem Wetter immer aufgestoßen, dass die Halle ein total dunkles Loch war“, so Derksen. Durch den Umbau wurde es deutlich heller und freundlicher. Darüber hinaus floss immer wieder Zeit und Geld in die Unterhaltung der Halle, etwa in die sukzessive Erneuerung der Küche und der Türen.

„Dies zeigt, wie sehr unsere Dorfgemeinschaft in der Tradition unserer Vorfahren an dem Fortbestehen der Schützenhalle arbeitet“, stellt Margret Derksen fest. „Heute bringen sich die Kinder und Enkelkinder der Erbauer ein.“ Das ist wichtiger denn je, seitdem die letzten Gastwirtschaften geschlossen wurden und damit sämtliche übrigen Versammlungsorte in Haffen weggefallen sind.