Emmerich. Die Emmericher Ärzte befürchten schlimmste Konsequenzen für Patienten, wenn das Willibrord-Spital schließt. Was sie vom Minister fordern.
Der Insolvenzantrag des Willibrord-Spitals erregt weiter die Gemüter. Die Angst vor einer mangelhaften medizinischen Versorgung bei der Schließung des Krankenhauses ist in der Stadt greifbar. Nun wird diese Sorge aus sehr profundem Munde geteilt.
Denn gezeichnet mit die „Emmericher Ärzteschaft“ ist ein offener Brief verfasst worden. Adressat ist Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Im Krankenhaus Kleve fehlen Kapazitäten
Die Verfasser des Schreibens führen dabei mehrere Gründe auf, warum „aus Sicht der Emmericher Ärzteschaft“ das St.-Willibrord-Spital „unbedingt erhalten bleiben“ muss. „Das Krankenhaus in Kleve ist schon jetzt sehr häufig wegen fehlender Kapazitäten für Notfälle durch Anfahrten vom Rettungsdienst abgemeldet! Wo sollen die Notfallpatienten aus Emmerich denn hin, wenn das Emmericher Krankenhaus nicht existieren würde?“, heißt es in dem offenen Brief an den Minister.
Argumente der Emmericher Ärzte
Folgende Argumente werden dabei in numerischer Aufzählung im Wortlaut genannt:
- Aufgrund unserer besonderen geographischen Lage zwischen den Niederlanden auf der einen und dem Rhein auf der anderen Seite ist die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung dringend erforderlich.
- Die Versorgung von 10.000 stationären Patienten pro Jahr in den umliegenden Krankenhäusern ist nicht möglich. Dort sind keine Kapazitäten für derart viele Patienten vorhanden.
- Die Versorgung von circa 30.000 ambulanten Patienten ist ebenfalls in umliegenden Krankenhäusern nicht möglich und schon gar nicht in den allgemeinmedizinischen Praxen oder auch in den Facharztpraxen. Die Wartezeiten in den vorhandenen Facharztpraxen betragen bis zu einem Jahr oder es werden teilweise keine neuen Patienten aufgenommen. Dies gilt für Pneumologen, Kardiologen und Gastroenterologen. Auch Termine beim Orthopäden und Chirurgen sind nur mit langer Wartezeit verbunden.
- Bei Sperrung der Rheinbrücke (zum Beispiel Verkehrsunfall, Schwertransporte, starker Sturm) beträgt die Fahrtzeit circa eine Stunde nach Kleve über Rees oder 45 Minuten nach Bocholt oder Wesel.
Ganz konkret wird zum dritten Punkt noch ein Fall aufgezeigt, der „ein alltägliches Beispiel für unser unterversorgtes Gebiet“ sei: Eine 50-jährige Patientin bekommt nach einer Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen im April mitgeteilt, dass sie Blut im Stuhl hat und dringend eine Darmspiegelung benötigt. Sie bekommt weder bei Gastroenterologen (Goch, Wesel, Bocholt) noch in den ermächtigten Krankenhäusern einen Darmspiegelungstermin. Es wurde ihr auch keiner in der Zukunft zugeteilt, da alle ausgebucht seien.
Auf den Vorschlag einer Praxis, einen Dringlichkeitscode auf die Überweisung zu bekommen und die Vermittlungsstelle der Kassenärztlichen Vereinigung anzurufen, ist sie sofort eingegangen und hat telefoniert. Auf den Rückruf wartet sie schon seit vier Wochen!
„Es müssen dringend und sofort Unterstützungsmaßnahmen zum Erhalt des Emmericher Krankenhauses von Seiten des Landes Nordrhein-Westfalen ergriffen werden“
Angst einer Patientin
„Die Patientin leide sehr unter der Angst, einen bösartigen Tumor haben zu können, welcher nicht zeitnah diagnostiziert wird“, schildern die Emmericher Ärzte eindringlich in ihrem offenen Brief. „Wir fragen uns: Wofür Vorsorge, wenn dann nicht geholfen wird?“
Mahnwache am Dienstag
Die Emmericher sollen auf die Straße gehen für ihr Krankenhaus. Deshalb ist jetzt auch eine Mahnwache geplant zum Erhalt des Willibrord-Spitals. Am Dienstag, 25. Juni, findet von 19 bis 21 Uhr auf dem Nonnenplatz in Emmerich eben diese Mahnwache statt.
Alle Bürger können mit Plakaten auf dieses wichtige Anliegen aufmerksam machen. Während der Veranstaltung werden Flyer mit wichtigen Argumenten für den Erhalt des Krankenhauses verteilt.
Für die Mediziner ist daher auch klar, was Emmerich unbedingt benötigt, damit auch in Zukunft eine adäquate medizinische Versorgung gewährleistet ist. Zum einen eine stationäre Basisversorgung – kardiopulmonal, gastroenterologisch und chirurgisch/unfallchirurgisch. Auch eine orthopädische Abteilung mit Schwerpunkt Endoprothetik sei erforderlich. Das gelte ebenso für eine große Geriatrie mit Alterstraumatologie und stationärer Schmerztherapie. „Wir brauchen unbedingt weiter einen Notarzt in Emmerich, da Anfahrten von Kleve, Wesel oder Bocholt viel zu weit sind“, fordert die Emmericher Ärzteschaft.
Personal bewirbt sich weg
Der Handlungsbedarf zur Rettung des Krankenhauses müsse zudem rasch und dringend geschehen, „denn das Personal bewirbt sich bereits weg, da die Zukunft im Emmericher Krankenhaus zu unsicher geworden ist“.
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Die Forderung an Minister Laumann (CDU) ist dann auch sehr eindeutig formuliert: „Es müssen dringend und sofort Unterstützungsmaßnahmen zum Erhalt des Emmericher Krankenhauses von Seiten des Landes Nordrhein-Westfalen ergriffen werden!“