Emmerich. „Schwerer Schlag“ – Bürgermeister Peter Hinze spricht über die Lage des Willibrord-Spitals: Was der Insolvenzverwalter gerade macht.
- Die St. Willibrord-Spital Emmerich-Rees gGmbH hat die Eröffnung eines Insolvenzverfahren am 24. Mai beantragt.
- Insolvenzverwalter Dr. Bero-Alexander Lau verschafft sich einen Überblick.
- Bürgermeister Peter Hinze berichtet, dass Fusionsgespräche mit Klever Trägergesellschaft gescheitert waren.
Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze hat sich in einem Video auf Facebook zur Insolvenz der St. Willibrord-Spital Emmerich-Rees gGmbH geäußert, was „ein schwerer Schlag“ sei. Der Insolvenzverwalter Dr. Bero-Alexander Lau „verschafft sich gerade ein Bild: Wie sieht die Situation tatsächlich aus im Krankenhaus? Wie lange bleibt das Krankenhaus tatsächlich im Betrieb? All diese Fragen werden in den nächsten Tagen zu beantworten sein“. Hinze werde sich vor allem dafür einsetzen, dass Emmerich eine notfallärztliche Versorgung behalte.
Gespräche zur Fusion seien „im Sande verlaufen“
Der Bürgermeister spricht erstmals über ein Scheitern der Fusionsgespräche mit der Katholischen Karl-Leisner-Trägergesellschaft. Dass es diese Gespräche schon länger gab, sei ja bekannt, „leider sind diese Gespräche im Sande verlaufen, beziehungsweise nicht zum richtigen Erfolg geführt worden“.
Natürlich mache er sich als Bürgermeister Gedanken darüber, wie die gesundheitliche Versorgung von Emmerich insgesamt weiter gehe. Hinze war schon länger mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, Landrat Christoph Gerwers und den Landtagsabgeordneten im Gespräch, „weil wir um die schwierige Situation des Krankenhauses wussten“.
Irritation um Fusion
Die Fusionsgespräche zwischen Pro Homine, die das St. Willibrord-Spital in Emmerich und das Marien-Hospital in Wesel betreibt, und der Katholischen Karl-Leisner-Trägergesellschaft mit Kliniken in Kleve, Goch, Kalkar sowie Kevelaer wurden im Juli 2022 aufgenommen. Der anvisierte Abschluss dieser Gespräche noch für das Jahr 2023 konnte nicht eingehalten werden.
Im März dieses Jahres sollte der Rat der Stadt Emmerich in einer nichtöffentlichen Sondersitzung über den Status quo informiert werden. Die Sitzung wurde kurzfristig abgesagt. „Die beiden Fusionspartner haben uns gebeten, die Sitzung zu verschieben, da sie noch rechtliche Fragen zu klären haben. Diesem Wunsch haben wir entsprochen“, hieß es vor zwei Monaten von Seiten der Stadt Emmerich.
+++ Das hatte die NRZ zuvor berichtet +++
Die Signale in der jüngeren Vergangenheit waren kaum zu übersehen, doch die Meldung, die am Freitag bekannt wurde, ist ein Paukenschlag: Die St. Willibrord-Spital Emmerich-Rees gGmbH, ein Konzernunternehmen der Pro Homine-Gruppe, die Trägerin des St. Willibrord-Spitals in Emmerich ist, hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht in Kleve gestellt.
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen der Leistungs- und Erlössituation des St. Willibrord-Spitals in Emmerich sah sich die Geschäftsführung gezwungen, den Insolvenzantrag zu stellen. Die Erlöse aus Leistungen des Krankenhauses sind trotz eines außerordentlichen Engagements aller Mitarbeitenden im Jahr 2024 weiter rückläufig bei gleichzeitig steigenden Kosten.
542 Mitarbeiter und 46 Azubis in Emmerich
„Das ist ein schwerer Schlag für die 543 Mitarbeitenden sowie 46 Auszubildenden und für uns alle ein bitterer Tag im St. Willibrord-Spital. Aber die dramatische Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation aufgrund rückläufiger Patientenzahlen, insbesondere während der letzten beiden Monate, lässt uns keine Wahl“, so Karl-Ferdinand von Fürstenberg, Geschäftsführer der Pro Homine. Zu diesem Verbund gehört das St. Willibrord-Spital seit 2003, dem Gründungsjahr der Pro Homine.
Das Insolvenzverfahren beschränkt sich ausschließlich auf die St. Willibrord-Spital Emmerich-Rees gGmbH. Weitere Gesellschaften und Einrichtungen der Pro Homine-Gruppe sind nicht betroffen.
Keine Alternative zur Insolvenz
Alternativen außerhalb eines Insolvenzverfahrens waren kurzfristig nicht realisierbar. Insbesondere die Vorschläge des Bundes zur Gesundheitsreform sind heute noch zu wenig konkret, als dass sich daraus bereits jetzt eine positive Perspektive für die Zukunft belastbar ableiten ließe. „Der Bund ist nicht bereit, die Inflationseffekte in den Kliniken auszugleichen, obwohl er die aktuelle Defizitkrise der Krankenhäuser ausdrücklich anerkennt“, heißt es in einer Pressemitteilung von Pro Homine.
Betrieb wird unverändert weitergeführt
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Der Betrieb des Krankenhauses in Emmerich wird unverändert weitergeführt. Das Gericht hat einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, der den Betrieb des Krankenhauses im Insolvenzverfahren steuern wird.
Das Willibrord-Spital verfügt über 271 Betten und sieben Fachabteilungen sowie acht medizinische Zentren. Jährlich werden etwa 10.000 Patienten stationär und 30.000 ambulant behandelt.
In der jüngeren Vergangenheit gab es ganz unterschiedliche Entwicklungen am Emmericher Krankenhaus. Ein Tiefschlag war etwa, als die Abteilung Gynäkologie/Geburtshilfe zum 1. Juli 2017 geschlossen wurde. Andererseits wurden auch Millionensummen ins Spital investiert. So gab es im Jahr 2022 4,2 Millionen Euro Fördergelder, die in die Renovierung der altersmedizinischen Abteilung geflossen sind.
Pro Homine hat Küchen geschlossen
Seit langem wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass die finanzielle Lage bei der gesamten Holding nicht gut sein soll. Ein Zeichen dafür gab es Anfang des Jahres, als bekannt wurde, dass Pro Homine seine eigenen Großküchen abschafft. Die Essensversorgung wurde zuvor über den Gastronomieservice für soziale Einrichtungen (GSS), eine eigene Dienstleistungsgesellschaft der Pro Homine, gewährleistet. Dort wurden die Gerichte in den drei Küchen für Patienten, Besucher, Gäste und Mitarbeiter der beiden Krankenhäuser in Emmerich und Wesel sowie den neun Senioreneinrichtungen zubereitet. Die Essensbelieferung übernimmt nun komplett ein externer Dienstleister.
Die Pro Homine-Gruppe betreibt insgesamt zwei Krankenhäuser, neun Altenhilfeeinrichtungen sowie ein Medizinisches Versorgungszentrum mit acht Kassenärztlichen Sitzen sowie ein Gesundheitszentrum. Insgesamt sind mehr als 3000 Menschen in der Gruppe beschäftigt.