Emmerich. Ehemalige Krankenschwester des Willibrord-Spitals Emmerich äußert sich: „Jahrelange harte Arbeit eines Superteams wurde zunichtegemacht.“
Nach dem ehemaligen Chefarzt Dr. Christian Niemeyer hat nun auch Renate Beischer-Gerritsen, eine ehemalige Kinderkrankenschwester des Hauses, einen Leserbrief zum Insolvenzantrag des Willibrord-Spitals in Emmerich geschrieben.
„Seit Jahren schon hörte man immer wieder Gerüchte, genauer seit der Schließung Gynäkologie/Geburtshilfe, damals war ich selbst als Kinderkrankenschwester dort betroffen. Noch sehr genau kann ich mich an das flaue Gefühl, die Ängste meiner Kollegen/Kolleginnen und von mir selbst erinnern. Und nicht nur das, jahrelange harte Arbeit eines Superteams wurde zunichtegemacht, das Vertrauen so vieler Patientinnen einfach weggestrichen, wie ein Gericht auf der Speisekarte. Dann die Schließung der nächsten Station (2a), vor kurzem einer weiteren (3a).
Dann bräuchte es mehr Rettungswagen...
Was ist nur los mit unserer Politik unserem Gesundheitswesen? Niemand kann mir erzählen, das Menschen auf einmal weniger krank werden, weniger operiert werden müssen, kaum noch Kinder auf die Welt kommen, das es normal ist, mit einem Herzinfarkt, Schlaganfall, Beinbruch, Magenblutungen, Geburtswehen etc. kilometerweit und stundenlang durch die Gegend zu fahren, um Hilfe zu bekommen. Und seien wir doch mal ehrlich, wird da nicht ein Problem umgewälzt?
Entweder müssen Angehörige Betroffene demnächst durch die Gegend kutschieren, bis diese angehenden Patienten Hilfe bekommen, oder es wird einfach ein Rettungswagen gerufen. Dann bitte ich darum die hiesigen Kapazitäten an Personal und gut ausgestatteten Einsatzfahrzeugen ausreichend zu erhöhen! Oder muss nun ein alleinstehender, schlimmer noch älterer Mensch, mit dem Bus bei einer Zuckerentgleisung bis nach Wesel oder weiter fahren?
600 Mitarbeiter? Sind nicht viel mehr Arbeitnehmer betroffen?
Es werden Reformen beschlossen, die selten wirklich bis zum Ende gedacht scheinen. Was wird aus den fast 600 Mitarbeitern, ihren Familien, ihren Existenzen, ihren vielleicht bald leerstehenden Häusern? Das Krankenhaus war stets ein sicherer Arbeitgeber, als Kaufkraft hier im Ort, bei der Immobilienvermarktung und Vermietung, in Kindergärten und Schulen und in der Gastronomie. Es hängen doch noch viel mehr Arbeitsplätze an einer eventuellen Schließung, als diese fast 600. Was nutzt eine schöne Rheinpromenade bei einer leeren Innenstadt, die schon jetzt zu viele leerstehende Geschäfte aufweist.
Mit einer ausreichenden Anzahl an Arbeitsplätzen bliebe auch die hiesige Wirtschaft stabil, vielleicht müssten weniger Sozialleistungen fließen, die Kassen würden nicht noch leerer.
In Emmerich werden Vorhaben zu oft tot geredet – bitte nicht das Spital
Als vor 27 Jahren Zugezogene habe ich schon immer den Kopf geschüttelt, wie langwierig viele Vorhaben hier sind. Es wird diskutiert, wieder verworfen, wieder auf den Tisch gebracht, erneut abgelehnt... tot geredet. Ich hoffe inständig, das es bei der Erhaltung unseres (!) Willibrord-Spitals entscheidungsfreudiger und mutiger zugeht, das diese Angelegenheit nicht nur beiläufig, sondern mit höchster Priorität behandelt wird, und auf dem Tisch bleibt, bis sich Politik, Stadt und Land, private Interessenten mutig auf den Weg machen, Emmerich nicht noch öder werden zu lassen, das Menschen hier ansässig bleiben und werden, weil sie eine ausgewogene Infrastruktur vorfinden, sie hier auch im Notfall gesundheitlich gut versorgt werden.
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Und liebe Emmericher, ganz ehrlich, gehört dieses Krankenhaus nicht nur zum Stadtbild, zu einer guten Infrastruktur, sondern sind wir nicht alle in irgendeiner Form damit persönlich verbunden?
Klatschen und Tanzen? Jetzt mal Einsatz fürs Spital!
Wieviele Menschen von hier sind dort geboren, gestorben oder haben neuen gesundheitlichen Auftrieb erfahren. Waren nicht fast immer liebevolle Pflegepersonen an Ihrer Seite, die sich mit Ihnen gefreut, Ihnen Mut gemacht haben und Sie in schweren Stunden begleitet haben. Menschen die Ihnen, in welcher Form auch immer den Krankenhausaufenthalt angenehmer gemacht haben, die vielleicht sogar zu Ihrer privaten Nachbarschaft zählen. Nicht unerwähnt sollen alle diejenigen bleiben, die im Hintergrund agieren, und die Ärzte von denen vielleicht irgendwann einer eine ansässige Arztpraxis übernimmt.
Es wurde geklatscht und getanzt für das Pflegepersonal in diesem Land, für den unermüdlichen Einsatz während der Pandemie. Es wäre schön, wenn diese Mitarbeiter bald klatschen und tanzen könnten für den unermüdlichen Einsatz und einem positiven Resultat derjenigen, die ihr Schicksal nun in der Hand haben.“