Düsseldorf. Tausende beteiligten am Samstag in Düsseldorf am Protest gegen die AfD. Die Veranstaltungen der Partei waren spärlich besucht. So lief die Großdemo.
Am Ende musste man die Route für den Protestzug in Düsseldorf doch noch etwas verlängern. Wie schon vor einem Jahr erschienen auch an diesem Samstag (15. Februar) mehr Menschen als gedacht, um gegen den Rechtsruck in Deutschland und ganz explizit die AfD zu demonstrieren. 100.000 waren es dabei zwar nicht, aber mit Teilnehmerzahlen von mehr als 13.000 (Schätzung der Polizei für den Protestzug) und 30.000 (Angabe des Veranstalters) ist man weit entfernt von den ursprünglich angemeldeten 500 Protestierenden.
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Großdemo in Düsseldorf: Tausende demonstrieren gegen rechts und die AfD
Dabei muss natürlich gesagt sein, dass auch diese Startzahlen in den vergangenen Wochen nach oben korrigiert wurden – das starke Auftreten der Düsseldorfer Zivilgesellschaft kam daher keineswegs aus dem nichts. Dennoch stand zwischenzeitlich zur Debatte, ob nicht auch das geplante Ende des Protests am Corneliusplatz an der Kö in den geräumigeren Hofgarten verlegt werden sollte. Doch hätten wohl auch 500 Gegendemonstranten eine deutliche Mehrheit zu den Anhängern und Mitgliedern der AfD gebildet. Zwei Veranstaltungen hatte die Partei am Samstag in der Landeshauptstadt angemeldet. Einmal eine Wahlkampfkundgebung am Schadowplatz und kurz davor noch eine „Warm-Up“-Veranstaltung – wie es die Partei selbst ausdrückt – mit dem Titel „Remigration schafft Wohnraum“ am Oberbilker Markt.
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Beide Veranstaltungen zogen letztlich nur wenige Dutzend Personen an. Zur Wahlkampfveranstaltung am Schadowplatz, bei der man laut Partei das „blaue Wunder“ erleben sollte, erschienen laut Düsseldorfer Polizei rund 80 Teilnehmer. Ihnen gegenüber standen laut Oliver Ongaro, vom Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“, das die Gegendemo veranstaltete, rund 2.500 Protestierende – laut Polizei waren es rund 1.000. Am Oberbilker Markt waren es rund 30 AfD Anhänger und einige hundert Gegendemonstranten. An beiden Orten störten „Nazis raus“- und Buh-Rufe sowie laute Pfeifkonzerte die Parteiveranstaltungen. Die Polizei bemühte sich jeweils, die Gruppen auseinanderzuhalten.
Weitere Eindrücke vom Demo-Geschehen in Düsseldorf gibt es auch auf Instagram.
Verwaltungsgericht Düsseldorf: Polizei muss AfD-Wahlkampfveranstaltung schützen
Erst am Freitag (14. Februar) hatte das Düsseldorfer Verwaltungsgericht entschieden, dass die Düsseldorfer Polizei sich dem Schutz der AfD-Veranstaltung auf dem Schadowplatz annehmen muss. Die Polizei hatte die Veranstaltung bis zuletzt als Wahlkampfveranstaltung und nicht als Versammlung eingestuft. So wäre der gesetzlich vorgegebene Schutz entfallen und die Partei hätte sich um eigene Sicherheitskräfte kümmern müssen. Diese Entscheidung sah das Verwaltungsgericht jedoch als „faktische Behinderung“ an und stimmte einem Eilantrag der AfD zu, welcher die Polizei letztlich doch zum Schutz der Veranstaltung verpflichtete.
Dass die Einsatzkräfte der Polizei dadurch dann auch durchaus mit den Gegendemonstranten aneinandergerieten, zeigte sich dann zum Start der Veranstaltung auf dem Schadowplatz. Immer wieder versuchten hier Gegendemonstranten zur AfD-Veranstaltung zu gelangen. Die Polizei eskortierte die diese dann wieder hinter die Ketten aus Einsatzkräften. Oliver Ongaro von DSSQ erklärte gegenüber der NRZ, er hielte die Gangart der Einsatzkräfte für „übertrieben und unnötig“.

In jedem Fall war die Stimmung vor Ort aufgeheizt. Die vereinzelten Besucher und Gäste der AfD-Wahlkampfveranstaltung wurden beim Betreten und Verlassen des Schadowplatzes von Einsatzkräften der Polizei begleitet. Zwischenzeitlich wurden vor dem Eingang der Breuninger-Filiale zu den Kö-Bögen zurückgedrängt. Dennoch sprach die Polizei am Samstagabend von einer friedlichen Lage „ohne nennenswerte Zwischenfälle“. Insgesamt wurden sechs Strafanzeigen gestellt.
Jacques Tilly und die Toten Hosen: Prominente Gesichter nehmen an Anti-AfD-Demo in Düsseldorf teil
Rechtliche Probleme könnte es allerdings auch für die AfD geben. So machten zum Ende des Demo-Tages unter den Gegendemonstranten das – aktuell noch unbestätigte – Gerücht die Runde, nach der die Musikwahl der AfD auf dem Oberbilker Markt noch ein Nachspiel haben könnte. So soll die Plattenfirma der Toten Hosen rechtliche Schritte gegen die Partei prüfen. Diese hatte bei der Veranstaltung am Samstagvormittag nämlich das Lied „Tage wie diese“ gespielt. Die Plattenfirma selbst war für ein Statement am Samstagnachmittag bisher nicht erreichbar. Allerdings befanden sich unter den Teilnehmern des Protestzuges laut Berichten der Rheinischen Post auch die Hosen-Musiker Campino und Andreas Meurer. Die Band hatte sich zuvor in den sozialen Medien zur politischen und gesellschaftlichen Situation in Düsseldorf geäußert.
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Aber auch ansonsten konnten unter den Gegendemonstranten einige bekannte Gesichter der Düsseldorfer Stadtgesellschaft angetroffen werden. So unterstützte unter anderem der bekannte Düsseldorfer Karnevalswagenbauer Jacques Tilly den Protest mit zwei seiner Wagen. Der eine zeigt den verschimmelten Kopf Hitlers im blauen AfD-Anzug. Der andere zeigt einen Schwarm Fische, der mit der Aussage „Wir sind mehr“ einen Raubfisch verspeist.
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Daneben standen auch Vertreter von Kirchen, Gewerkschaften und Verbänden auf der Bühne von DSSQ. Unter ihnen war Pater Wolfgang Sieffert, der sich für vielfältige soziale Zwecke in Düsseldorf einsetzt. Noch während des Protestzug dehnte er seine Kritik am Rechtsruck in der deutschen Politik über die AfD hinaus aus. „Merz stellt sich dar als Brandbekämpfer und greift in das Regal mit den Brandbeschleunigern“, kritisierte der Geistliche den CDU-Kanzlerkandidaten. Daneben standen unter anderen noch die Schriftstellerin Ingrid Bacher, Klaus Churt vom DGB-Düsseldorf und der Kirchen-Superintendent Heinrich Fucks auf der sehr eng umstellten Bühne am Corneliusplatz.
„Demokratie bewahren“ und gegen „menschenverachtende Politik“: Das sagen die Demo-Teilnehmer in Düsseldorf
Doch auch Aktivisten waren froh, bei dem Protest eine klare Kante zeigen zu können. So waren etwa die Omas gegen Rechts vertreten. Deren Vorsitzende, Sybille Banach, sagte gegenüber der NRZ: „Wir sind hier, weil wir nicht wollen, dass die AfD so viel Raum bekommt. Wir alle sind in einer Zeit groß geworden, in der die Demokratie nach der NS-Zeit langsam wieder gewachsen ist. Das alles müssen wir uns bewahren.“
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Doch letztlich waren es die Menschen aus Düsseldorf, welche die Straßen füllten. Etwa Toni, die mit Mitgliedern einer AWO-Jugendwohngruppe aus Derendorf, die sie betreut, an der Demo teilnahm. „Wir sind hier, weil wir uns die menschenverachtende Politik nicht gefallen lassen“, erklärte sie. Gelobt wurde der Zusammenhalt in Düsseldorf unter anderem von Rebecca Theisen, die mit ihrem sechsjährigen Sohn an der Demo teilnahm. Sie erklärte: „Unser Sohn ist in Meerbusch in einem Kindergarten mit Mädchen und Jungs aus 27 Nationen. Da funktioniert Integration. Wir waren schon letzten Januar hier. Es ist ein tolles Gefühl der Solidarität.“
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