Düsseldorf. Die Düsseldorfer Fluggesellschaft hat die Anzahl der Spucktüten in ihren Fliegern um zwei Drittel reduziert. Das steckt hinter der Maßnahme.

Wird sich an Bord von Flugzeugen noch übergeben? Nur selten – vielleicht, wenn die Turbulenzen an Bord besonders heftig sind. Doch im Normalfall ist der Flug ein ruhiges, entspanntes und magenfreundliches Erlebnis. Das war in den 70er, 80er und 90er Jahren anders, als Eltern beim Einsteigen in den Flieger Panik hatten, ihre Kinder könnten sich während der Reise übergeben. Inzwischen sind die Flugzeuge ruhiger und die Kabinentechnik moderner geworden. Brech-Attacken kommen daher kaum noch vor.

Ryanair verzichtet komplett auf Spucktüten

Darauf haben die Fluggesellschaften reagiert. Bei Ryanair gibt es gar keine Spucktüten mehr. Allein schon deswegen, weil es an den Flugzeug-Sitzen der Billig-Airline keine Einsteckfächer oder Taschen gibt. Die Düsseldorfer Fluggesellschaft Eurowings hat die Anzahl der auch als „Kotzbeutel“ bezeichneten Tüten an Bord ihrer Flugzeuge radikal gekürzt.

1,5 Liter passen in eine Tüte

„Air Sickness Bags” sind bei Eurowings 125 Millimeter breit, 80 Millimeter tief und 220 Millimeter hoch. Das stattliche Fassungsvermögen beträgt 1,5 Liter.

1949 erfand Gilmore T. Schjeldahl die erste innen mit Kunststoff beschichtete Spucktüte. Aber bereits in der Frühzeit des kommerziellen Fliegens wurden Tüten bei Reisekrankheit benutzt. Angeblich kam 1925 bei einem Flug von Moskau nach Berlin zum ersten Mal ein Beutel zum Einsatz.

Heute gelten die Kotztüten als außergewöhnliche Visitenkarten von Airlines, für die es weltweit eifrige Sammler gibt.

„Um den Plastikgebrauch zu reduzieren, statten wir seit mittlerweile mehr als fünf Jahren jeweils nur den Mittelsitz mit einer Spucktüte aus“, so Eurowings. Denn die Tüten sind nicht nur aus Papier, sondern enthalten auch Plastik, damit sie dicht bleiben. Da bei Eurowings in einer Sechser-Reihe nur noch zwei Beuel ausgesteckt sind, wurde der Verbrauch um zwei Drittel reduziert.

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Immer noch benötigt die Fluggesellschaft, die mit Abstand Marktführer bei Abflügen und Passagieren am Düsseldorfer Flughafen ist, pro Jahr eine Million Tüten als Nachschub. Eurowings weist aber auch darauf hin, dass die offizielle als „Air Sickness Bags“ bezeichneten Beutel kaum noch benötigt werden. Zumindest nicht für den gedachten Zweck, so Eurowings: „Wer heute fliegt, sorgt vor, denn er oder sie weiß, dass einem im Flugzeug schlecht werden könnte. Das war in früheren Zeiten noch anders, als das Fliegen noch ein seltenes Event war.“

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Eurowings setzt auf flotte Sprüche

Auch bei Condor gehört die Spucktüte bei allen Flügen zur Grundausstattung. „Sie befinden sich in der Sitztasche an jedem Platz. Alle Sitztaschen werden regelmäßig vor dem Flug auf Vollständigkeit überprüft“, so eine Condor-Sprecherin. Dieser Prozess sei fester Bestandteil bei der Vorbereitung der Kabine des Flugzeugs, denn die Sicherheit und das Wohl der Gäste habe oberste Priorität.

Auch bei Tuifly steckt eine Kotztüten in jeder Sitztasche. Dass die auch für andere als den vorgesehenen Zweck benutzt werden, weiß Tuifly-Sprecher Aage Dünhaupt: „Unsere Gäste sehen die Tüten auch als Abfallbeutel und entsorgen darin auch mal Apfelkitschen, Kaugummis und anderen Müll.“

Immer noch gibt es an Bord von Flugzeugen sogenannte Kotztüten. Bei Eurowings wurden sie um zwei Drittel reduziert, dafür haben sie flotte Sprüche.
Immer noch gibt es an Bord von Flugzeugen sogenannte Kotztüten. Bei Eurowings wurden sie um zwei Drittel reduziert, dafür haben sie flotte Sprüche. © NRZ Düsseldorf | Götz Middeldorf

Bei Tuifly sind die Kotzbeutel in neutralem Weiß ohne Aufdruck gehalten, weil sie damit auch für die Airline-Töchter in Großbritannien, Schweden, Belgien und den Niederlanden produziert werden. Condor bedruckt ihre Spuckbeutel wie die Flugzeuge in ihrem Streifendesign. Eurowings hat sich für drei flotte Sprüche in violette auf weißen Tüten entschieden – auf einer Seite auf Deutsch, auf der anderen auf Englisch: „Keine Angst, wir nehmen es nicht persönlich“, „Ich wär‘ auch lieber eine Popcorntüte geworden“ und „Möchtest du was loswerden?” Und die ehemalige Air Berlin brachte es aus Mitgefühl für Mitreisende mit einem Tüten-Aufdruck auf den Punkt: „Kotz leise”.

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