Düsseldorf. Beschäftigte, die Flugzeuge von Eurowings reinigen, arbeiten unter schlechten Bedingungen, sagen Gewerkschaften. Nun äußert sich die Airline.
Mit mehreren Info-Heftchen ausgestattet, fand sich Mahir Sahin am Montagvormittag (21. Oktober) vor Tor 36 des Düsseldorfer Flughafens ein. Denn dort müssen die Mitarbeitenden durch, die für die Reinigung der Flugzeuge eingesetzt werden. Für den Gewerkschaftssekretär der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IB Bau) aus der Region Rheinland stand zu Wochenbeginn auf der Agenda, den Beschäftigten der Firma Crombeen, die in Düsseldorf für die Flugzeugreinigung von Eurowings und Emirates zuständig sind, Unterstützung anzubieten.
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Denn: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Crombeen arbeiten am Flughafen Düsseldorf unter schlechten Arbeitsbedingungen“, sagt Mahir Sahin. Deswegen versucht die IG Bau nun, die „Kollegen dort gewerkschaftlich zu organisieren.“
Laut IG Bau gibt es keine Toilette für männliche Beschäftigte
Wie Sahin berichtet, erhalten die Reinigungskräfte am Düsseldorfer Flughafen von der Firma Crombeen lediglich 50 statt den tariflich festgelegten 80 Prozent an Sonntagszuschlägen, bekommen nur 24 statt 30 Urlaubstage und stehen permanent unter Druck, weil sie nicht viel Zeit für die Reinigung der Maschinen haben. „Bei den Betrieben, die nicht tarifgebunden sind und keinen Betriebsrat haben, stellen wir immer wieder fest, dass dort die Arbeitsbedingungen nicht gut sind und es zu Verstößen gegen den Rahmentarifvertrag kommt.“ Dieser sei aber auch für Unternehmen allgemein verbindlich, die nicht tarifgebunden sind, stellt der Gewerkschaftssekretär klar. „Das ist bei der Firma Crombeen aber nicht der Fall.“
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Und es gibt weitere Dinge, die Mahir Sahin anprangert: „Für die Beschäftigten von Crombeen gibt es keinen Umkleideraum. Das heißt, dass sie bereits in Arbeitskleidung zum Dienst und später wieder genauso gekleidet nach Hause fahren müssen. Außerdem gibt es nur eine Toilette für Frauen, männliche Mitarbeiter müssen im öffentlichen Teil des Flughafens auf die Toilette. Das ist skandalös.“ Zudem sei der Aufenthaltsraum so klein, dass „die Beschäftigten nicht genug Platz haben, dort ihre Pause zu verbringen“, so der IG Bau-Gewerkschafter weiter.
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Zwar wünsche sich Mahir Sahin, dass „die tarifgebundenen Betriebe mit Betriebsräten bei solchen Auftragsvergaben bevorzugt werden“, dennoch kann er dem Flughafen Düsseldorf in diesem Fall keinen Vorwurf machen. Denn für die Reinigung der Flugzeuge sind die Fluggesellschaften, also Eurowings und Emirates, die Auftraggeber, wie er betont. Und die Airlines nehmen einen unfairen Wettbewerb für die Flugzeugreinigung billigend in Kauf, schimpft Sahin. „Denn in der Auftragsvergabe werden oft die günstigsten Unternehmen genommen. Das ist so nicht in Ordnung. Deswegen richtet sich mein Appell auch an die Fluggesellschaften, die Aufträge tatsächlich auch an tarifgebundene Unternehmen zu vergeben, die Betriebsräte haben.“
Arbeitsbedingungen bei Crombeen: Eurowings äußert sich
Für eine Stellungnahme war die Firma Crombeen bislang nicht zu erreichen. Die Fluggesellschaft Emirates ließ eine Anfrage der NRZ bis zum Mittwochvormittag (23. Oktober) zunächst ebenfalls unbeantwortet. Dafür äußerte sich nun Eurowings etwas überrascht zum Sachverhalt. Wie die Düsseldorfer Airline mitteilte, sei die Firma Crombeen bisher als ein „zuverlässiger Dienstleister bekannt, mit dem wir sehr zufrieden sind“. Für Compliance-Sachverhalte sei jedoch ein Meldesystem installiert worden, „bei denen Hinweise zu Lieferanten und Dienstleistern abgegeben werden können“. Bislang habe es laut Eurowings darüber keine Hinweise gegeben, dass die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten von Crombeen schlecht seien. Zudem „lassen wir uns von unseren Partnern auch vertraglich die Einhaltung sozialer Standards versichern und behalten uns vor, diese bei Bedarf zu prüfen“, so ein Unternehmenssprecher weiter.
Der Flughafen kündigte nun an, „aufgrund der seitens der Gewerkschaften erhobenen Vorwürfe das Gespräch mit Crombeen suchen“, wie ein Sprecher auf NRZ-Nachfrage mitteilte. Denn der Airport habe grundsätzlich „ ein hohes Interesse an einem positiven und wertschätzenden Umfeld für alle am Standort tätigen Unternehmen und deren Mitarbeitende.“
Dennoch betont der Flughafensprecher, dass die Vertragsgestaltung alleinige Sache der beiden Partner sei und dem Flughafen somit die Hände gebunden seien. Immerhin: Sollte Crombeen vorhaben, für ihre Angestellte größere Räumlichkeiten am Flughafen anzumieten, „versuchen wir, eine Lösung im Rahmen der infrastrukturellen Möglichkeiten vor Ort anzubieten“, kündigt der Sprecher an.
DGB-Vorsitzende Sigrid Wolf geht nicht von Streiks aus
Doch wie geht es nun weiter? Drohen jetzt Streiks der Reinigungskräfte und damit für Passagiere Flüge in dreckigen Fliegern oder gar Flugausfälle? Sigrid Wolf, Vorsitzende des DGB Düsseldorf, geht nicht davon aus. Denn viele der knapp 130 Angestellten bei Crombeen seien „überhaupt froh, einen Job zu haben.“ Deswegen trauen sich die meisten auch nicht, gegen die schlechten Arbeitsbedingungen vorzugehen. Aus Angst, gefeuert zu werden, mutmaßt Wolf.
Dies zeigte sich am Montag, als Mahir Sahin am Tor 36 versuchte, mit vielen Reinigungskräften vor deren Schichtbeginn ins Gespräch zu kommen und sie über ihre Arbeitsrechte aufzuklären. Viele wiegelten ab, oder waren kurz angebunden. Nur die wenigsten blieben stehen. Auch mit Medienvertretern wollte niemand reden. Eine Reinigungskraft bestätigte Mahir Sahin immerhin, dass die Mitarbeitenden bei Crombeen lediglich 24 Urlaubstage pro Jahr haben.
DGB richtet Appell an alle Reinigungsfirmen am Flughafen
Zudem komme es nicht selten vor, dass Arbeitszeiten und Dienstpläne auch vor Schichtbeginn gerne mal spontan geändert werden - ohne Rücksprache mit den Angestellten. Oftmals werden die Mitarbeiter quasi erst zu Schichtbeginn darüber informiert, dass ihre Schicht später beginnt, oder länger geht, schildert ein Angestellter dem IG BAU-Mann. Wer nicht mitzieht, muss mit Kündigung rechnen, erzählt die Reinigungskraft dem Gewerkschafter. Deswegen traue sich auch kaum jemand, sich in einer Gewerkschaft oder in einem Betriebsrat zu organisieren, vermutet Sahin.
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Sigrid Wolf richtet daher einen Appell an alle weiteren Unternehmen aus der Branche: ,,Alle Reinigungsfirmen, die am Düsseldorfer Flughafen aktiv sind, müssen sich zu gemeinsamen Standards bekennen. Nur so kann es einen fairen Wettbewerb, gute Löhne und saubere Arbeitsbedingungen geben“.