Düsseldorf. Seit dem 1. Juli ist es in NRW erlaubt, Cannabis anzubauen. Theoretisch. Denn bisher hat nur ein Club eine Genehmigung erhalten. Woran das liegt.
Die Lüftungsanlage ist erstmal in einem Schrank verstaut, von den Wänden bröckelt der Putz. Es ist staubig, zudem liegt der Geruch von Bauschutt in der Luft. In einer Lagerhalle in Düsseldorf-Lierenfeld soll bald eine Anbaufläche für legales Cannabis entstehen. So ist zumindest der Plan von Timon Panke. Der Düsseldorfer Student hat gemeinsam mit seinem Freund Christopher Theissen im April 2023 den Cannabis Social Club „DuesselHanf“ gegründet, kurz nachdem die Legalisierungspläne der Ampel-Koalition spruchreif wurden.
Derzeit ist die Lagerhalle aber eine Großbaustelle. Dass hier bald eine Anbauvereinigung ganz legal Gras hochziehen wird, ist aktuell noch nicht zu sehen. Deswegen gibt es noch viel zu tun, ehe das Anbau-Equipment eingesetzt werden kann. „Wir haben hier noch viel Arbeit vor uns. Aber wir hoffen, dass wir im Dezember endlich mit dem Anbau loslegen können“, erklärt Timon Panke bei einem Ortsbesuch in der baldigen Anbauhalle.
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Cannabis-Anbau in Nordrhein-Westfalen: 80 Anträge, eine Genehmigung
Der Konsum von Cannabis ist seit dem 1. April in Deutschland erlaubt, auch der Besitz von bis zu 25 Gramm in der Öffentlichkeit ist seitdem straffrei. Seit dem 1. Juli gelten zudem auch die gesetzlichen Regelungen für die Anbauvereine. Die Vereine oder Cannabis-Clubs dürfen maximal 25 Gramm Cannabis pro Tag und 50 Gramm pro Monat an ihre bis zu 500 Mitglieder abgeben. Zumindest in der Theorie. Denn in Nordrhein-Westfalen erhielt Ende September erst eine Anbauvereinigung in Bielefeld ihre Genehmigung von der zuständigen Bezirksregierung Detmold. Insgesamt seien in NRW 80 Anträge für eine Anbaugenehmigung gestellt worden, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa), die meisten seien jedoch unvollständig eingereicht worden.
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Ginge es nach den beiden Düsseldorfer Club-Gründern, hätten sie schon längst mit der Zucht begonnen. Was aber bisher immer noch fehlt, ist die behördliche Erlaubnis. „Die Genehmigung von der Bezirksregierung Düsseldorf fehlt weiterhin. Solange dürfen wir nicht anbauen. Das bremst uns natürlich aus“, moniert Panke. Auch er hat bereits einen 43 Seiten umfassenden Antrag gestellt, seitdem hängen die Jungs von „DuesselHanf“ aber in der Luft.
Dass in Sachen Genehmigungen in NRW bisher kaum etwas passiert ist, wundert Chris Demmer nicht. „Es fehlt der politische Wille von Seiten der Landesregierung“, kritisiert der Sprecher des Hanfverbandes Düsseldorf. „Die Entscheidung, zu bestimmen, wer für die Genehmigungserteilung in NRW letztendlich zuständig ist, hat das Land erst Ende Juni, also wenige Tage vor Inkrafttreten der gesetzlichen Regelungen für Anbauvereine, getroffen.“ Erst seitdem steht für die Anbauvereinigungen und Cannabis-Clubs fest, dass die Anträge an die Bezirksregierungen geschickt werden müssen. „NRW war eines der letzten Bundesländer, das festgelegt hat, wie die Genehmigungsverfahren zu laufen haben. Deswegen wurde das Gesetz ein bisschen verschleppt“, meint Demmer.
Anbaugenehmigung: Hohe Hürden für Cannabis-Clubs
Zudem habe das Verfahren hohe Hürden, merkt der Verbandssprecher an. So muss jedes Vorstandsmitglied der Anbauvereine neben einem polizeilichen Führungszeugnis auch einen Auszug aus dem Gewerberegister bei der Antragsstellung mit einreichen. „Die Bezirksregierung will prüfen, ob die Vereinsgründer geschäftsfähig sind“, erklärt Timon Panke, der all diese Unterlagen bereits vor dem 1. Juli eingereicht hat.
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Wer Cannabis in einem Verein anbauen will, muss vorher außerdem eine Präventionsschulung gemacht haben. Doch auch deswegen schlägt Chris Demmer kritische Töne an: „Dies wurde zwar bereits im Vorfeld per Gesetz festgelegt, teilweise wurden für die Anbaugenehmigungen aber Präventionsschulungen in NRW erwartet, die bis vor kurzem noch gar nicht angeboten worden sind.“
Für Timon Panke steht ab Mitte Oktober in Gelsenkirchen eine solche Schulung an. „Das ist der erst mögliche Termin, der frei war. Ich weiß gar nicht, ob in Düsseldorf sowas auch angeboten wird. Dann warten wir nur noch auf die Gebührenordnung vom Land NRW und hoffen, dass es anschließend schnell geht und wir dann endlich die Genehmigung erhalten.“
Düsseldorfer Verbandssprecher: „Investitionssumme von etwa 100.000 Euro“
Weil das Genehmigungsverfahren sich bisher so in die Länge gezogen hat, haben Timon Panke und seine weiteren Vorstandsmitglieder die Lagerhalle in Lierenfeld auch erst am Mitte September bezogen. Andere Cannabis-Club-Gründer aus Düsseldorf und der Region haben ihre künftigen Anbauflächen hingegen bereits zum 1. Juli angemietet, weiß der Student. „Weil sie aber bislang ebenfalls keine Genehmigung erhalten haben, haben sie zwei Monatsmieten quasi in die Tonne geschmissen, weil dort außer möglicher Umbauarbeiten nichts passiert ist.“
Und apropos Kosten: Wer einen Cannabis-Club gründet, und dabei auf die Zahl von maximal 500 erlaubten Mitgliedern kommt, muss mit Investitionskosten im sechsstelligen Bereich rechnen. „Wir sprechen von einer Summe von etwa 100.000 Euro, wenn eine Anbauvereinigung auf 500 Mitglieder kommt. Die Miete für die Halle, die Pflanzen, Dünger und Anbauzubehör sind ja auch nicht gerade günstig“, betont Hanfverband-Sprecher Chris Demmer. Aufgrund der hohen Hürden, der Kosten und dem langen Genehmigungsprozess habe „ein Verein aus Düsseldorf nun doch auf eine Antragsstellung verzichtet“, verrät Demmer.
DüsselHanf sucht aktuell nach Ladenlokal
Auch Timon Panke, Christopher Theissen und die weiteren Vorstandsmitglieder von „DuesselHanf“ gehen von Kosten „im sechsstelligen Bereich aus. Diese werden durch die Beiträge der Vereinsmitglieder, aber auch durch Kredite bezahlt“, erklärt Panke. Rund 470 Mitglieder hat der Düsseldorfer Club laut des Vereinsgründers. Mehr sollen es aber erstmal nicht werden. „Wir machen jetzt erst mal einen Cut.“
Sobald die Anbaugenehmigung endlich da ist, soll - sofern die Baustelle in der Lagerhalle fertig ist - dann auch endlich die Zucht beginnen. Bis die erste Ernte reif ist, wird es aber noch dauern. „Wenn wir im Dezember wirklich anfangen können, wird es hoffentlich im Februar die ersten fertigen Endprodukte geben. Eine Zucht dauert ja etwa drei bis vier Monate“, so Timon Panke.
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Der Verkauf des legalen Cannabis soll jedoch nicht in der Lagerhalle stattfinden. Parallel zu den Bauarbeiten läuft aktuell auch die Suche nach einem geeigneten Ladenlokal, dass nicht in einer Sperrzone liegt. „Ideal wäre eine Räumlichkeit in Pempelfort, Derendorf oder Flingern. Die Ackerstraße schwebt uns da zum Beispiel vor.“