Düsseldorf. 2023 wurde in Düsseldorf der Cannabis-Club „DuesselHanf“ gegründet. Die Gründer verfolgen ein ungewöhnliches Konzept - und haben viele Ideen.
- Im April 2023 haben zwei Studenten in Düsseldorf den Cannabis Social Club „DuesselHanf“ gegründet
- Gleich nach der Gründung gab es viele Anfragen für eine Mitgliedschaft
- Am Freitag (22. März) entscheidet der Bundesrat, ob das Cannabis-Gesetz in Deutschland ab dem 1. April kommen wird
Der 23. Februar 2024 dürfte für viele Menschen ein historischer Tag gewesen sein. Denn da stimmte der Bundestag für die Legalisierung von Cannabis und setzte der jahrzehntelangen Prohibition ein Ende. Ein Meilenstein in der Geschichte der Drogenpolitik in Deutschland. Planmäßig soll ab dem 1. April der Besitz von bis zu 25 Gramm für Erwachsene erlaubt sein, ab dem 1. Juli soll Cannabis in nicht gewinnorientierten Anbauvereinigungen oder Cannabis Clubs legal verkauft werden.
Bundesrat entscheidet am Freitag endgültig über das Gesetz
Für viele Gras-Konsumenten dürfte die Entkriminalisierung und Cannabis-Freigabe für große Freude gesorgt haben. Auch Timon Panke und Christopher Theyssen aus Düsseldorf zeigten sich nach der Abstimmung im Bundestag erleichtert: „Wir haben die Debatte im Bundestag im Stream verfolgt und sind froh über die Legalisierung. Das Gesetz muss jetzt nur noch durch den Bundesrat. Eine Teiletappe wurde aber auf jeden Fall schon mal erreicht.“
An diesem Freitag (22. März) entscheidet der Bundesrat in Berlin darüber, ob das Gesetz nun endgültig zum 1. April in Kraft treten wird. Neben der CDU zeigten zuletzt auch Vertreter der SPD und Grüne Zweifel, ob das Gesetz überhaupt kommen soll. Nun wollen Legalisierungsgegner dafür sorgen, dass das Cannabis-Gesetz zunächst in den Vermittlungssauschuss kommt. Geht es nach NRW-Justizminister Benjamin Lambach (Grüne), soll die Entkriminalisierung frühestens zum 1. Oktober kommen, auch weil in NRW zehntausende Fälle von Staatsanwaltschaften und Gerichten bis zum 1. April geprüft werden müssen. Eine zu kurze Zeit, findet der Grünen-Politiker.
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Idee kam bereits 2021
Die beiden Studenten haben im April 2023 den Cannabis Social Club „DuesselHanf“ gegründet. Kurz nachdem die Legalisierungspläne der Ampel-Koalition spruchreif wurden. Die Ursprünge des Vereins liegen jedoch weiter zurück, wie Panke berichtet: „Die Idee, ‚DuesselHanf‘ ins Leben zu rufen, ist sogar noch ein bisschen länger her. Im September 2021 wurde die Marke gegründet, kurz nachdem die Ampel-Regierung gewählt wurde. Die ursprüngliche Idee war, Cannabis-Shops zu eröffnen.“
Cannabis-Modellregion: Düsseldorf hat sich beworben
Nach Verabschiedung durch den Bundestag geht der Gesetzentwurf noch zur Beratung in den Bundesrat. Mit dem Cannabisgesetz (kurz: CanG) soll der private Eigenanbau durch Erwachsene zum Eigenkonsum sowie der gemeinschaftliche, nicht-gewerbliche Eigenanbau von Cannabis in Anbauvereinigungen legalisiert werden.
Als zweiter Schritt, den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach als eine „zweite Säule“ bezeichnet, soll in einem weiteren Gesetz die Grundlage dafür geschaffen werden, den Verkauf von Cannabis in lizenzierten Abgabestellen in Modellregionen zu ermöglichen.
Nach einem Ratsbeschluss vom 9. November 2023 hat die Landeshautstadt Düsseldorf mit einem Schreiben an den Bundesgesundheitsminister Interesse an einer Modellregion bekundet.
Neben Düsseldorf haben sich bereits viele Städte, darunter Berlin, Bremen, Hamburg und Köln, als Modellregion beworben. Wie eine Sprecherin der Stadt auf NRZ-Anfrage mitteilte, gebe es „weder einen Zeitplan für das Gesetzgebungsverfahren der ‚zweiten Säule‘ noch weitere Informationen darüber, wie die gesetzlichen Regelungen sowie die Rahmenbedingungen zur Umsetzung von Modellvorhaben aussehen könnten“.
Weil die Legalisierung jedoch nicht vorsieht, dass Coffeeshops wie in den Niederlanden zu den Abgabe- und Verkaufsstellen werden, mussten „wir uns den gesetzlichen Gegebenheiten anpassen und haben ‚DuesselHanf‘ gegründet“. Zwar ist DuesselHanf in der Landeshauptstadt nicht der erste Cannabis Social Club seiner Art, „dafür waren wir aber die ersten, die den Club offiziell beim Amtsgericht angemeldet haben“, sagt Panke.
Cannabis Social Club Düsseldorf: Bereits 4000 Anfragen für Mitgliedschaft
Gleich nach der Gründung des Social Clubs konnten sich Panke und Theyssen vor Anfragen für eine Mitgliedschaft in ihrem Verein kaum retten. „Wir hatten gleich zu Beginn über 1100 Anfragen. Deswegen gab es zunächst einen Annahmestopp“, erzählt Theyssen. Mittlerweile verzeichneten die Club-Gründer rund 4000 Anfragen. „Wir werden regelrecht überrannt.“
Laut Gesetzesvorgabe darf es pro Cannabis-Club höchstens 500 Mitglieder geben. „Die Zahl von 500 Mitgliedern pro Club ist schon sehr wenig. Deswegen glauben wir, dass wir in Düsseldorf mehrere Clubs eröffnen werden“, sagt der 30-Jährige.
Wer Teil des Düsseldorfer Cannabis Social Clubs werden, oder künftig dort Gras kaufen will, muss einen monatlichen Mitgliedsbeitrag in Höhe von zehn Euro bezahlen. „Für Studierende mit Studentenausweis, Rentner und Inhaber eines Düsselpasses gibt es eine Ermäßigung. Dann kostet der Monatsbeitrag nur fünf Euro“, so Timon Panke.
Düsseldorfer „DuesselHanf“ soll Dachverband für weitere Clubs werden
Das Konzept von DuesselHanf sieht laut den beiden Gründern vor, dass sich der Verein als Dachverband versteht, unter dem sich mehrere Cannabis-Clubs unterordnen und gründen sollen. Mitglieder können dann unter dem Label „by DuesselHanf“ ihre eigenen Abgabestellen eröffnen und Cannabis anbauen. Pläne für die Umsetzung liegen bei den beiden Düsseldorfern schon in der Schublade: „Wir haben ein Konzept für ein nicht-kommerzielles Franchise-System geschrieben. Damit möchten wir den Menschen, die jetzt schon Mitglied bei uns sind, an die Hand nehmen und zeigen, wie man seinen eigenen Cannabis-Club eröffnet. Wie eine Anleitung, quasi“, erklärt der 24-Jährige.
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Zudem haben sich die beiden Studierenden schon Gedanken darüber gemacht, was bei ihren Kunden in die Tüte kommen sollen, sofern die letzte Hürde im Bundesrat genommen wird: „Wir wollen uns mit dem Anbau ein Repertoire aufbauen und im besten Fall zehn Sorten anbieten“, kündigt Theyssen an. „Von stärkeren und milderen Sorten wird alles dabei sein.“
Wie viel man künftig in dem Cannabis-Club für ein Gramm Gras hinblättern müsste, stehe hingegen noch nicht fest. Dies hänge auch vom Arbeitsaufwand und der Ernte ab. Denkbar sei ein Preis um die zehn Euro, verrät der 30-Jährige. Weil Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Legalisierung in die Wege geleitet hat, wollen die Jungs von DuesselHanf den SPD-Politiker auf besondere Weise ehren: „Wir sind am überlegen, eine Sorte nach ihm zu benennen.“
Club-Gründer sehen Cannabisgesetz kritisch
Trotz der beschlossenen Legalisierung sehen die beiden Studierenden den Gesetzesentwurf dennoch kritisch: „Wir haben viele Kritikpunkte, aber wir nehmen, was wir kriegen. Damit kann man auf jeden Fall arbeiten. Aber: im Großteil geht das Gesetz völlig am Thema vorbei“, meint Timon Panke.
Denn die Ziele, die sich die Ampelkoalition durch die Cannabis-Freigabe gesetzt hat – die Eindämmung des Schwarzmarktes und der Jugendschutz – werden aus Sicht des 24-Jährigen durch die Gesetzesvorlage nicht erreicht. „Ab dem 1. April ist der Besitz von Cannabis, Stand jetzt, legal. Es gibt aber noch keine Bezugsquelle, wo man Cannabis legal kaufen kann“, merkt er weiter an.
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Deswegen hätte er erst die zweite Säule umgesetzt. „Dann gibt es qualifizierte Fachgeschäfte und Cannabis Clubs, die Menschen wären nicht mehr auf den Schwarzmarkt angewiesen und alle Konsumenten wissen dann auch, was sie da eigentlich rauchen.“ Zudem werden nun viele „bei ihrem Hausarzt anfragen, damit sie ein Rezept für die Apotheke bekommen“, vermutet Panke.
Und weil nach derzeitigem Stand die Social Clubs erst zum 1. Juli loslegen dürfen, wird es nach Einschätzung des Düsseldorfers dauern, bis die Ware in den Vereinen erhältlich sein wird. „Bis die erste Ernte fertig ist, sind wir im September, vielleicht erst Oktober. Bis dahin ist so ein bisschen Wilder Westen.“ Dass es zumindest bald zu einer Entkriminalisierung in Deutschland kommen wird, sei aktuell der wichtigste Aspekt, so Panke weiter: „Kiffer sind keine Straftäter.“ Wenn der Bundesrat sich nicht quer stellt, gilt dies dann ab dem 1. April offiziell per Gesetz.