Düsseldorf. Charlotte Knobloch, Ex-Präsidentin des Zentralrats der Juden, ist Gastprofessorin an der Uni Düsseldorf. Die Termine und Infos zur Anmeldung.
- Die Holocaust-Überlebende Charlotte Knobloch wird Gastprofessorin an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf
- In diesem Wintersemester wird die 91-Jährige zwei Vorlesungen halten
- Die Anmeldung für die erste Veranstaltung ist gestartet
Die Holocaust-Überlebende und ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, übernimmt die Heinrich-Heine-Gastprofessur für das akademische Jahr 2024/25. Das kündigte die Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität (HHU) Mitte September an.
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„Mit der langjährigen Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern gewinnt die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf eine herausragende Persönlichkeit, die sich seit Jahrzehnten für jüdisches Leben in Deutschland, den interreligiösen Dialog und das Erinnern an den Holocaust einsetzt“, heißt es in einer Mitteilung der HHU.
Charlotte Knobloch gibt zwei Vorlesungen an der Uni Düsseldorf
Geplant ist, dass Charlotte Knobloch im Rahmen der Gastprofessur zweimal im größten Hörsaal der Düsseldorfer Universität sprechen wird. Dabei soll die 91-Jährige Einblicke in die „von ihr in besonderem Maße geförderte Erinnerungskultur, die Bedeutung von Toleranz und das jüdische Leben in Deutschland geben“, teilte die Heinrich-Heine-Uni weiter mit. Mittelpunkt der Veranstaltungen werden jedoch die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland und der signifikant erstarkende Antisemitismus sein.
Knobloch überlebte den Holocaust unter falscher Identität
Charlotte Knobloch kam 1932 in München zur Welt. Den Holocaust überlebte sie unter falscher Identität in Franken, 1945 kehrte sie nach München zurück. Seit 1985 ist sie Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, von 2006 bis 2010 war sie außerdem Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland. In diese Zeit fiel auch die Eröffnung der neuen Hauptsynagoge und des jüdischen Gemeindezentrums am St.-Jakobs-Platz in München
Knobloch war von 2005 bis 2013 Vizepräsidentin des World Jewish Congress, für den sie bis heute als Beauftragte für Holocaustgedenken tätig ist. Im Jahre 2008 erhielt sie das Große Bundesverdienstkreuz, 2010 das Große Verdienstkreuz mit Stern. Sie hat je eine Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv und der Universität der Bundeswehr inne. Seit 2009 ist sie zudem Schirmherrin des Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerkes.
Die erste Veranstaltung mit der Holocaust-Überlebenden wird am 31. Oktober um 16.30 Uhr im Hörsaal 3A im Rahmen einer Vorlesung stattfinden. Dann wird Knobloch den Titel ihrer 2012 erschienenen Biografie „In Deutschland angekommen“ um ein Fragezeichen ergänzen. Aufgrund des immer weiter um sich greifenden Judenhasses und der Wahlerfolge rechtsextremer Kräfte in Deutschland trägt ihre Vorlesung daher den Titel „In Deutschland angekommen?“.
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Wie die HHU nun bekannt gab, können sich Interessierte seit diesem Dienstag (8. Oktober) für die erste Vorlesung von Charlotte Knobloch am Düsseldorfer Campus anmelden. Die Universität Düsseldorf verweist darauf, dass der Einlass in den Hörsaal nur nach vorheriger Registrierung möglich ist. Unter www.hhu.de/gastprofessur/anmeldung können sich Interessierte ab sofort bis zum 18. Oktober für die Veranstaltung registrieren. Der Eintritt ist frei. Zudem werden Live-Übertragungen in benachbarten Hörsälen angeboten.
Charlotte Knobloch über Gastprofessur: „außerordentliche Ehre“
Charlotte Knobloch zeigt sich erfreut darüber, dass sie von der HHU eine Gastprofessur erhalten hat: „Ich danke der Universität für die außerordentliche Ehre der Heinrich-Heine-Gastprofessur und insbesondere auch für die Möglichkeit, dem ins Stocken geratenen Gespräch zwischen der jüdischen Gemeinschaft und der Mehrheitsgesellschaft auf diesem Weg einen neuen Impuls zu geben.“
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Und dieser Impuls sei auch notwendig, meint die angehende Gastprofessorin: „In einer Zeit, da Hass auf Juden und Israel sich immer stärker Bahn bricht und das demokratische Zusammenleben wie nie seit 1945 unter Beschuss steht, stellt sich auch für viele jüdische Menschen immer deutlicher die Frage nach der Zukunft in diesem Land. Darüber müssen und sollten wir offen sprechen – im Interesse aller.“ Auch an der Düsseldorfer Uni kam es zuletzt immer wieder zu antisemitischen Vorfällen.
Erste Veranstaltung findet am 31. Oktober statt
Nach Angaben der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität wird die Gastprofessur „an Persönlichkeiten vergeben, die sich in besonderer Weise um Toleranz, Freiheit und Menschenwürde verdient gemacht haben“. Erst im Frühjahr wurde Tote-Hosen-Sänger Campino diese Ehre zuteil. Im April hielt der Düsseldorfer zwei Vorlesungen auf dem Uni-Campus. Ziel der HHU-Gastprofessur sei es, „den gesellschaftlichen Diskurs über die Universität hinaus zu fördern und aktuelle Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten“, so die HHU weiter. Die Heine-Uni verstehe sich dabei als Bürgeruniversität, die einen aktiven Beitrag zum öffentlichen Leben leisten und den Austausch zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik intensivieren will.
„Wir sind sehr stolz darauf, diese starke und bewundernswerte Kämpferin gegen den Antisemitismus und für eine lebendige Erinnerungskultur als Heinrich-Heine-Gastprofessorin empfangen zu dürfen“, sagt Uni-Rektorin Anja Steinbeck. „Charlotte Knobloch mit ihrem jahrzehntelangen Engagement für ein friedliches Miteinander und gegen das Vergessen der Verbrechen des Nationalsozialismus ist eine unschätzbare Bereicherung für unsere Universität und die Gesellschaft als Ganzes.“
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Die zweite Veranstaltung ist am 11. Februar 2025 geplant. Der Eintritt zu beiden Vorlesungen ist frei. Hinweise zur Anmeldung der zweiten Vorlesung werden rechtzeitig auf der Website der Universität Düsseldorf unter www.hhu.de genannt, kündigt die Uni Düsseldorf weiter an.