Düsseldorf. AfD-Skandalpolitiker Maximilian Krah ist am Montagabend in Düsseldorf aufgetreten. Viele Menschen demonstrierten dagegen. So lief der Protest.

Laute „Nazis raus“-Rufe begleiteten Maximilian Krah, als der AfD-Politiker am Montagabend (9. September) am Bürgerhaus in Düsseldorf-Bilk eintraf. Der EU-Abgeordnete, der vom Bundesamt vom Verfassungschutz als völkisch-nationalistisch, islamfeindlich, fremden- und verfassungsfeindlich eingestuft wird, kam auf Einladung der AfD Düsseldorf in die Landeshauptstadt und hielt am Abend im Bürgerhaus Bilk einen Vortrag über Europa.

Doch noch bevor Krah in Bilk auftauchte, versammelten sich am Vorplatz der Düsseldorf Arcaden bereits zahlreiche Menschen, die mit Bannern und Plakaten gegen den Auftritt des rechtsextremen Politikers demonstrierten. Zu dem Protest aufgerufen hatte das anti-rassistische Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ). Wie die Polizei Düsseldorf am Montagmittag auf NRZ-Anfrage mitteilte, wurden am Montagabend rund 200 Protestierende vor dem Bilker Bürgerhaus zu einer angemeldeten Gegendemonstration erwartet. Polizeisprecher Andre Hartwich ging dabei jedoch davon aus, dass es „auch weitaus mehr werden“ könnten. Und er sollte Recht behalten.

Protest gegen Krah-Auftritt in Düsseldorf: Polizei spricht zwei Platzverweise aus

Denn in der Spitze folgten rund 800 Menschen dem Aufruf von DSSQ und zeigten vor dem Shopping-Center und vor dem Eingang des Bürgerhauses Flagge gegen Hass, Hetze und Rechtsextremismus. „Ganz Düsseldorf hasst die AfD“ schallte es immer wieder von den Protestierenden, während die Polizei, die ebenfalls mit zahlreichen Kräften vertreten war, den Eingang zum Bürgerhaus sicherte, um eine Konfrontation zwischen Demonstranten und AfD-Vertretern und Anhängern zu verhindern.

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Um ein Aufeinandertreffen zu unterbinden, drängte die Polizei die Protestierenden von der Ecke Bachstraße/Friedrichstraße immer weiter Richtung des Vorplatzes der Arcaden. Dies sorgte für Tumulte, eine Person wurde aus dem Mob herausgezogen, zu Boden gerissen, zunächst in Gewahrsam genommen und erhielt anschließend einen Platzverweis. „Unnötig, richtig unnötig“, kommentierte ein älterer Passant die Aktion der Polizei, der mit seinem Hund am Bürgerhaus vorbei ging und sich das Treiben am Bilker S-Bahnhof aus nächster Nähe ansehen wollte.

Zum Start des angemeldeten Protestes gegen den Auftritt von Maximilian Krah um 18 Uhr war die Stimmung vor Ort zunächst angespannt. Dies änderte sich erstmal nicht, auch weil wenig später ein weiterer Demonstrant ebenfalls einen Platzverweis erhielt. DSSQ-Sprecher Johannes Dörrenbächer zeigte sich über die Gangart der Düsseldorfer Polizei überrascht: „Die Polizei war extrem aggressiv heute und war auch sehr hart in der Wortwahl. Das wundert mich bei einem breiten und bürgerlichen Protest doch sehr.“

Krah verharmloste in einem Interview die SS

Maximilian Krah gilt - zumindest in der Öffentlichkeit - auch innerhalb der AfD als umstritten. Er steht unter dringendem Korruptionsverdacht. Zudem sorgte Krah im Vorfeld der diesjährigen Europawahl mit Äußerungen in der italienischen Zeitung „La Repubblica“ für einen Skandal und behauptete, dass nicht alle SS-Männer Verbrecher gewesen seien. Damit „relativiert und verharmlost“ Krah die Taten der SS während des zweiten Weltkrieges, kritisiert DSSQ.

Die Aussagen in dem Interview sorgten unterdessen dafür, dass sogar die rechte ID-Fraktion im Europäischen Parlament reagierte und alle AfD-Abgeordneten ausschloss, Krah sich aus dem Bundesvorstand der AfD zurückziehen musste und er im Rahmen des Europawahlkampfes auch nicht mehr auftreten durfte - trotz Spitzenkandidatur für die AfD.

Laut Polizeiangaben kamen am Montagabend dennoch rund 110 Personen zu der AfD-Veranstaltung. Erst als die letzten Teilnehmer im Bürgerhaus Bilk eintrafen, lockerte sich die angespannte Stimmung. Abgesehen von den zwei Platzverweisen verlief der Protest gegen den Auftritt von Maximilian Krah aus Sicht der Polizei friedlich, wie ein Sprecher vor Ort erklärte. Auch weil die zahlreichen Beamten das Bürgerhaus abriegelten.

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Bündnis DSSQ protestiert am 20. September gemeinsam mit Fridays for Future

Auch das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ zog nach dem Ende der Veranstaltung ein positives Fazit. Denn immerhin kamen weit mehr als die angemeldete Zahl von 200 Teilnehmenden. „Es ist ein mega-gutes Zeichen für Düsseldorf, dass am Ende so viele Menschen gekommen sind. Schlimm ist, dass es überhaupt notwendig geworden ist, weil die AfD in Düsseldorf ja derzeit die besonders großen Faschisten einlädt“, so DSSQ-Sprecher Johannes Dörrenbächer.

Denn bereits in den vergangenen Monaten kamen immer wieder hochrangige AfD-Politiker zu Veranstaltungen in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt. Anfang Juni lud unter anderem Klaus Esser, verkehrspolitischer Sprecher der AfD im Landtag, zu einem Treffen ins Bürgerhaus Bilk. Ende Mai traten mit dem Bundestagsabgeordneten Stephan Brandner und René Aust, Mitglied des Thüringer Landtags, ebenfalls zwei prominente AfD-Politiker bei einer rechten Kundgebung im Hofgarten auf. Deswegen sei es immer wieder wichtig, dass „die gesamte Stadtgesellschaft aufsteht und sich dagegen wehrt“, meint Johannes Dörrenbächer.

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Wie am Montag begleitete DSSQ diese rechten Veranstaltungen auch zuletzt immer mit großem Gegenprotest. Nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen will das anti-rassistische Bündnis auch weiterhin mobil machen gegen Rechtsextremismus und Hetze: „Nach den hohen Wahlerfolgen der AfD bei den Landtagswahlen im Osten bleiben wir dabei, Auftritte der extremen Rechten dürfen in Düsseldorf nicht zum Normalzustand werden. Wir schauen nicht zu, wenn die AfD immer mehr an Macht gewinnt und die Geschichte droht sich zu wiederholen. Nie wieder, ist jetzt“, erklärt Oliver Ongaro, Sprecher von „Düsseldorf stellt sich quer“.

Am Freitag, 20. September, wird sich in Düsseldorf wieder quer gestellt. Gemeinsam mit Fridays for Future wird DSSQ am Schadowplatz gegen den Rechtsruck in Deutschland und für eine klimagerechte Welt demonstrieren. Beginn der Veranstaltung ist um 15 Uhr.