Düsseldorf. Am Donnerstag lud die AfD zu einer Kundgebung in den Düsseldorfer Hofgarten. Etwa 1000 Menschen kamen zum Gegenprotest. Was sie bewirkten.
Während die AfD ihre Wahlkampfstände aufbaute, ertönten am frühen Donnerstagabend (30. Mai) im Düsseldorfer Hofgarten schallende Pfiffe und laute „Nazis raus“-Rufe. Die rechte Partei lud im Rahmen ihres Europawahlkampfes an Fronleichnam zu einer zentralen Kundgebung auf die Wiese vor dem NRW-Forum am Ehrenhof. Das anti-rassistische Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ) rief zu einem Gegenprotest in den zentralen Stadtpark auf.
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Mit dem Bundestagsabgeordneten Stephan Brandner und René Aust, Mitglied des Thüringer Landtags, als Redner wurden zwei AfD-Politiker zu der rechten Kundgebung in den Hofgarten eingeladen, die als Vertraute von Björn Höcke gelten. Höcke fiel in der jüngeren Vergangenheit immer wieder durch den Gebrauch von NS-Sprech auf und musste sich deswegen schon vor Gericht verantworten. Zudem soll René Aust engen Kontakt zu Maximilian Krah halten, der zuletzt durch seine Verharmlosung und Relativierung der Waffen-SS für internationale Empörung sorgte. Für DSSQ ein Grund, gegen die Kundgebung der rechtsextremen Partei zu protestieren und der AfD „den Tag zu versauen“, wie eine Teilnehmerin der Gegendemo durch das Mikrofon erklärte.
Düsseldorfer Ratspolitiker: Protest gegen die AfD das „wirksamste Zeichen aller Bürger“
Für 16.45 Uhr hatte das Bündnis eine Gegenkundgebung in Sichtweite zur AfD-Veranstaltung angemeldet. Zahlreiche Einsatzkräfte der Polizei, darunter viele Hunderschaften und Reiterstaffeln, hatten die Fläche vor dem NRW-Forum bereits im Vorfeld mit einem Zaun gesichert, um einen Zusammenstoß von AfD-Vertretern und Gegendemonstranten zu verhindern. Bereits einige Minuten vor Beginn der Veranstaltung fand sich Helmut Born im Hofgarten ein. Der Ratsherr der Düsseldorfer Linken wollte am Donnerstagabend Flagge gegen Rechts zeigen, wie er erklärte: „Ich bin der Meinung, dass die politische Situation sehr gefährlich ist, gerade in der jetzigen Situation, weil so viele Leute trotz der eindeutigen faschistoiden Tendenzen die AfD wählen.“
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Seit den Recherchen des Journalistenkollektivs „Correctiv“, das die Abschiebepläne der Rechtsextremisten im Januar diesen Jahres aufdeckte, sei es das „wirksamste Zeichen aller Bürger“, gegen die AfD auf die Straße zu gehen, so der Linken-Politiker weiter. Dass der Höcke-Flügel in der AfD in den vergangenen Jahren parteiintern immer mehr an Zuspruch gewinnt, sorgt bei Born „für Unbehagen“, wie er zugibt. Deswegen freut sich der Ratspolitiker, dass es seit Januar alleine in Düsseldorf vier große Veranstaltungen gab, bei denen die Zivilgesellschaft Flagge gegen die AfD gezeigt hat, wie beispielsweise zuletzt vor dem Salzmannbau in Bilk. „Es ist ein wichtiges Zeichen, damit die Stimmung in der Gesellschaft wieder in die richtige Richtung kippt.“
Uschi Frey-Kess engagiert sich seit einigen Jahren bei den „Omas gegen Rechts“. Weil auch sie ein Zeichen gegen Hass und rechte Hetze setzen wollte, kam sie ebenfalls in den Hofgarten zum angemeldeten Gegenprotest. „Als Omas wollen wir nicht nur für uns, sondern auch für die nachfolgenden Generationen dafür sorgen, dass Demokratie und Menschenfreundlichkeit erhalten bleiben. Dafür bin ich und dafür sind wir hier.“
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Anti-AfD-Demo in Düsseldorf: Sitzblockade sorgte für kleinen Tumult im Ehrenhof
Während ab 17 Uhr immer mehr Menschen dem Aufruf von DSSQ folgten und in den Hofgarten strömten, ließ der Beginn der AfD-Kundgebung zunächst auf sich warten. Auf der Seite des Gegenprotestes herrschte unterdessen gute Stimmung zu Liedern der Toten Hosen und den Ärzten. Direkt vor dem Zaun gab es die ersten Redebeiträge von Vertretern des anti-rassistischen Bündnisses und Fridays für Future. Auch Pater Wolfgang Sieffert von den Dominikanern zeigte am Mikrofon klare Kante gegen Rechts: „Die Politik der AfD ist menschenverachtend. Statt rechter Hetze und Ausgrenzung brauchen wir eine Gesellschaft, in der gegenseitige Wertschätzung und Respekt zählen“, betonte Sieffert und erntete Applaus von den rund 750 anwesenden Gegenprotestlern.
Währenddessen hatten mehrere Gegendemonstranten im Ehrenhof einen Zulauf zur AfD-Kundgebung mit einer Sitzblockade versperrt. Wie DSSQ-Sprecher Oliver Ongaro vor Ort erklärte, handelte es sich bei der Aktion am nord-westlichen Eingang zum Hofgarten um eine angemeldete Versammlung. Weil die AfD-Delegation um Stephan Brandner, René Aust und NRW-Chef Martin Vincentz von den sitzenden Protestierenden nicht durchgelassen wurde, musste sie von der Polizei und einem privaten Sicherheitsdienst über eine Mauer durch ein Gebüsch zum Veranstaltungsort geleitet werden.
Mit etwas Verspätung startete gegen kurz nach 18 Uhr dann auch die AfD-Kundgebung. Vor dem Zaun ertönte neben lauten Pfiffen und Trommelschlägen immer wieder die Parole „Ganz Düsseldorf hasst die AfD!“. Von den Redebeiträgen von Stephan Brandner und Co. war rund um das Veranstaltungsgelände aufgrund des Lärmpegels beim Gegenprotest wenig zu hören. Wenig später kam es an der Sitzblockade am Ehrenhof zu einem kleinen Tumult: Weil ein älteres Paar aufgrund der Blockade nicht zur AfD-Kundgebung kam, attackierte der Mann die sitzenden Demonstrierenden. Die Polizei musste daraufhin das erste Mal einschreiten. Ein Demonstrant wurde dabei vorläufig festgenommen, zu Schaden kam jedoch niemand. Danach beruhigte sich die Lage vor Ort wieder.
Polizei Düsseldorf zieht positive Einsatzbilanz
In der Folge strömten immer mehr Menschen in den Ehrenhof, auch von der Terrasse der nahegelegenen Tonhalle, um die Sitzblockade zu unterstützen. Nach rund 90 Minuten wurde die festgenommene Person unter dem Jubel der schätzungsweie 250 Menschen wieder freigelassen. Danach blieb es rund um den Hofgarten ruhig. Die Polizei zog daher ein positives Fazit zum Einsatz: „Zwischenzeitlich waren kleinere Gruppierungen rund um die Veranstaltungsfläche unterwegs, was für viel Dynamik sorgte. Wir mussten auch eine Anzeige wegen einer nicht-angemeldeten Versammlung stellen. Ansonsten blieb es im Hofgarten ruhig“, bilanzierte eine Polizeisprecherin auf NRZ-Nachfrage.
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Gegen 20 Uhr endeten dann sowohl die AfD-Kundgebung als auch die Veranstaltung von „Düsseldorf stellt sich quer“. DSSQ-Sprecher Oliver Ongaro bedankte sich am Ende der Gegenkundgebung bei den in der Spitze insgesamt rund 1000 Teilnehmenden für den Protest gegen die AfD. „Wir alle haben heute ordentlich Lärm gegen die AfD gemacht und gezeigt, dass sie in Düsseldorf nicht willkommen ist.“ Dabei rührte er auch die Werbetrommel für die nächste Protestveranstaltung, die zeitnah ansteht. Denn am kommenden Montagabend (3. Juni) tagt die AfD im Bürgerhaus Bilk an den Bilker Arcaden. DSSQ hat bereits eine weitere Kundgebung für 17.30 Uhr angemeldet.