Düsseldorf. Weil die AfD ins Bürgerhaus Salzmannbau in Düsseldorf lud, demonstrierten mehrere Hundert Menschen. Die Partei musste durch den Hintereingang.
Es ist Donnerstag, 17.30 Uhr, als sich der Platz vor dem Bürgerhaus Salzmannbau in Düsseldorf langsam füllt. Menschen, geschmückt, mit Regenbogenfahnen und Plakaten in der Hand, stehen vor dem Gebäude, in dem nur wenig später die AfD ihren Bürgerdialog angekündigt hat. Um dieses Vorhaben der Partei zu stören, hat das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ) zum Gegenprotest gerufen.
Nicht nur vor, auch innerhalb des Gebäudes haben sich die Demonstrierenden ausgebreitet, 60 von ihnen haben eine Sitzblockade gestartet und wollen so verhindern, dass die AfD in die städtischen Räumlichkeiten kommt, in die sich die Partei zuvor eingeklagt hatte.
Anti-AfD-Protest vor Salzmannbau: „Zeigen, dass die AfD hier nicht erwünscht ist“
Auch Sandra und Julia sind heute gekommen, sie tragen Plakate bei sich und halten sie hoch. Warum sie hier sind? „Es schwingt auch wieder ein bisschen die Angst mit, dass das Ganze umschwenken könnte und die Gesellschaft immer weiter nach rechts rückt“, sagt Julia (42), die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Es ist wichtig, der AfD zu zeigen, dass sie hier nicht erwünscht sind“, fügt Freundin Sandra (47) hinzu. „Bei den Dingen, die die AfD erreichen möchte, verlieren wir alle“, so die Düsseldorferin weiter.
Im Hintergrund beginnt DSSQ damit, das Lied „Schrei nach Liebe“ durch die Lautsprecher abzuspielen. Reine Provokation? Nach der letzten Demo im Düsseldorfer Zoopark hatte die Polizei eine Strafanzeige gegen den Veranstalter wegen eines Gema-Verstoßes gestellt (wir berichteten).
Es ist 18 Uhr. Eigentlich sollte die AfD-Veranstaltung nun beginnen. Doch für die Teilnehmenden ist aufgrund der Kundgebung kein Hereinkommen durch den Vordereingang möglich. Oliver Ongaro sagt: „Die AfD muss durch den Noteingang rein und wir sind hier vorne mit dabei, so sollte es sein“. Dann geht das Programm mit dem nächsten Gema-pflichtigen Song weiter. Die AfD wird währenddessen durch den Seiteneingang auf der anderen Seite des Gebäudes geschleust.
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Protest gegen AfD-Veranstaltung in Düsseldorf: Queerer „Culture Club“ dabei
Ilona Rother, Kimi Porucki und Mark Seebürger sind mit Regenbogenfahnen geschmückt und schreien laut mit, wenn die Masse ruft „Ganz Düsseldorf hasst die AfD“. Die drei kommen von dem Düsseldorfer „Culture Club“, „die queerste Kleinkunstbühne Düsseldorfs“, erklärt Seebürger. Bereits seit Jahrzehnten bringt der Club queere Shows in die Jazzschmiede. „Wir sind quasi im Salzmannbau beheimatet“, erzählt Kimi Porucki (42). „Wir verteidigen hier unsere kulturelle Heimat“, stimmt auch Ilona Rother zu.
Ein Stückchen weiter hinten stehen Steffi Veenstra und Kaj Krüger. Die beiden gehen öfter zusammen auf Demonstrationen gegen die AfD, erzählen sie, als wir sie ansprechen. „Aber heute ist es besonders schlimm“, sagt Veenstra. Sie wohnt direkt gegenüber. Als sie von den Plänen der AfD erfuhr, spürte sie Wut, sagt die Düsseldorferin. „Dann war ich wie gelähmt. Wir kennen das Gebäude gut, unsere Kinder spielen hier Fußball. Mit einem Mann, der hier arbeitet, raucht man ab und zu mal eine nach Feierabend. Der hatte Tränen in den Augen, als die AfD sich anmeldete“, erzählt die Mutter.
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AfD-Veranstaltung in Düsseldorfer Salzmannbau verzögert sich
Mittlerweile ist es 19 Uhr, langsam leert sich der Platz und auch die Straße auf der anderen Seite des Gebäudes, wo kurz zuvor noch AfD-Teilnehmende mit Polizeibeamten ins Bürgerhaus begleitet werden mussten. Die Veranstaltung der AfD hat nun begonnen – mit etwa einer Stunde Verzögerung. Von 60 angemeldeten Teilnehmenden sind es am Ende knapp 10, die zu der Veranstaltung erscheinen.
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„Sie konnten es nicht so machen, wie sie wollten und das ist ein Erfolg“, spricht Oliver Ongaro (DSSQ) zu den Demonstrierenden. Auch diejenigen, die zuvor noch in dem Bürgerhaus auf dem Boden saßen, um die Veranstaltung zu blockieren, sind nun wieder draußen. Es wird ruhiger. „Wir freuen uns, es war ein Erfolg. Wir wollen die Veranstaltung mit allen Menschen, die gekommen sind, nun friedlich zu Ende bringen“, sagt auch Julia von Lindern von DSSQ.
Um 20 Uhr hat die AfD auch ihren angekündigten Bürgerdialog beendet, wie ein Polizeisprecher auf spätere Nachfrage der NRZ erklärt. Zwischen 400 und 450 Personen sind zwischenzeitlich vor Ort gewesen, um gegen die Veranstaltung zu demonstrieren – dabei blieb alles friedlich, so der Sprecher weiter.