Düsseldorf. Am Samstag haben sich Demonstranten im Düsseldorfer Zoopark versammelt, um gegen eine AfD-Kundgebung zu protestieren. So war die Lage vor Ort.
- Im Januar gingen bei der Anti-AfD-Demo in Düsseldorf rund 100.000 Menschen auf die Straße
- Am Samstag (16. März) hat das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ zu einer Gegendemo gegen eine AfD-Kundgebung im Zoopark aufgerufen
- Rund 1000 Leute sind in den Zoopark gekommen, 100 waren es auf AfD-Seite
Es ist Samstag, 10.30 Uhr. Langsam hört es auf zu regnen, dicke graue Wolken hängen am Himmel. Im Düsseldorfer Zoopark im Stadtteil Düsseltal ist es trotzdem überraschend bunt. Regenbogenfahnen und farbig bemalte Plakate schmücken die Aussicht in Park. Im Hintergrund ertönen Rufe wie „Nazis raus“ oder „AfD Faschistenpack, wir haben euch zum Kotzen satt“.
Mehrere Hundert Menschen haben sich auf der Grünfläche des Parks versammelt und sind dem Aufruf des Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ) gefolgt. Sie stehen mit Schildern vor einem Polizeigitter und rufen in Richtung Eingang. Denn hier hat sich um 11 Uhr der Düsseldorfer Kreisverband der AfD mit einem Pavillon, einer kleinen Bühne und mehreren Bannern zu einer Kundgebung angemeldet.
Protest gegen AfD-Kundgebung in Düsseldorf: Auch Omas gegen Rechts sind im Zoopark
Dabei geht es um ein leerstehendes Bürogebäude am Rande des Düsseldorfer Zooparks, in das in naher Zukunft Geflüchtete einziehen sollen. Von den Reden der AfD hört man auf der Gegenseite nur wenig, stattdessen gibt es hier laute Pfiffe und Live-Musik. „Heute nehmen wir der AfD den Zoopark weg und verderben ihnen den Tag“, sagt eine Sprecherin von DSSQ in ihr Mikrofon – die Menschen applaudieren.
Auf den Plakaten, die die Demonstrierenden bei sich tragen, steht so etwas wie „Nie wieder ist jetzt“, oder „Lieber solidarisch als solide arisch“. Auch die „Omas gegen Rechts“ sind heute zum Düsseldorfer Zoopark gekommen und halten ihr großes Banner in die Luft. „Bunt statt Braun“ steht darauf, garniert mit einer Regenbogenflagge. „Wir halten das für ganz dringend notwendig, hier zu sein. So können wir denen zeigen, dass die hier nichts verloren haben“, sagt Ute Sparschuh.
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Die 70-Jährige glaubt, dass die Stimmung mittlerweile endlich etwas umgeschlagen sei, so sagt sie. „Ich habe das Gefühl, dass die Demos langsam aber sicher etwas bewirken, gerade die großen im Januar“, erklärt sie. „Wir von den Omas gegen Rechts haben erlebt, wie die Gesellschaft mit der Zeit offener und bunter wurde und das wollen wir auch weiter verteidigen für unsere Kinder und Enkelkinder“, sagt Sparschuh.
Anti-AfD-Demo im Zoopark: AfD propagiere schlimme Zustände durch geplante Unterkunft für Geflüchtete
DSSQ, die gemeinsam mit dem„ Düsseldorfer Appell/Respekt und Mut“ und mehreren Parteien zu dem Protest aufgerufen hatten, erhofften sich durch die Gegendemo, dass das Stadtgebiet und die Umgebung mitbekomme, was hier passiert, erklärt Mit-Organisator Maximilian Lykissas. Die AfD propagiere „schlimme Zustände“ in dem Stadtteil, sollten Geflüchtete in die Unterkunft einziehen, sagt der 24-Jährige. „Sie behaupten, Frauen könnten abends nicht mehr alleine vor die Tür gehen. So ein Problem hat es in Düsseldorf nie gegeben und wird es wegen der Unterkunft auch nicht.“ Deshalb sei es wichtig, sich weiter gegen die „rechte Hetze“ zu stellen, so sagt der junge Aktivist.
Und natürlich wolle DSSQ an die Dynamik im Januar anknüpfen, als die größte Demonstration der Stadtgeschichte stattfand und 100.000 Menschen in Düsseldorf gegen Rechts auf die Straße gingen. „Wir wollen nicht, dass der Protest verstummt. Die AfD ist weiterhin aktiv und deshalb müssen wir so viele Menschen wie möglich mobilisieren.“
Protest gegen AfD-Kundgebung in Düsseldorf: „Wir sind uns einig, dass wir die Geflüchteten willkommen heißen“
Mia Klepgen steht mit ihrem Kumpel Enno Van Gen Haßend und ihrem kleinen Bruder in der Menschenmenge vor dem Polizeigitter. Gemeinsam schwenken sie eine große Regenbogenfahne. Die drei leben in der Nähe der geplanten Unterkunft. „Von meinem Schlafzimmer kann ich genau auf das Gebäude gucken“, sagt die 17-jährige Mia. Anders als die AfD behauptet, habe in ihrer Nachbarschaft – ihres Wissens nach – niemand ein Problem mit den Geflüchteten. „Wir sind uns in der Nachbarschaft einig, dass wir sie willkommen heißen“, so die Demonstrantin.
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Nur ein paar Meter weiter hält Uwe Drecker sein Plakat in die Luft. „Menschlichkeit ist Rettung im Mittelmeer und Asyl für Menschen in Not“ steht darauf. Auch er wohnt nicht weit von der geplanten Unterkunft entfernt. „Heute ist es wichtig, dass wir hier sind“, sagt der Düsseldorfer. „Wir wollen uns der AfD entgegenstellen und das ist wichtig. Wir haben eine gute Demokratie und gute Grundwerte und es ist wichtig, dass diese erhalten bleiben“, sagt der Demonstrant.
1000 Menschen bei Gegendemo gegen die AfD im Düsseldorfer Zoopark
Mittlerweile spricht die Polizei von etwa 1000 Teilnehmenden auf der Demo gegen die AfD. Zur AfD-Kundgebung seien laut Polizeisprecherin etwa 100 Menschen gekommen. „Mich erschreckt es, dass auf der Gegenseite so viele junge Menschen stehen“, sagt Judith, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die 47-Jährige gehe auf jede Gegendemonstration gegen die AfD. „Wir können uns nicht mehr erlauben, nichts mehr zu tun. Wir waren viel zu lange still, jetzt ist die Zeit da“, sagt die Düsseldorferin, die in einem anderen Stadtteil lebt. „Wir müssen zeigen, dass Faschismus, Rassismus und Nazis in Deutschland nichts verloren haben.“
Die Rufe der Demonstranten hören währenddessen nicht auf. „Haut ab!“, rufen sie im Einklang den AfD-Demonstrierenden auf der Gegenseite zu. Ganz vorne mit dabei: Gudrun, 84. Auch sie möchte ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen. Die Seniorin kommt aus Erkrath und ist schon früh heute nach Düsseldorf gefahren, um bei der Gegendemo dabei zu sein. Warum? „Weil ich seit meiner Jugend auf Demos gegen Rechts gehe!“
Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“: „Sind zufrieden mit dem Ergebnis“
Ein schwarz-weißes Tuch hat sie um ihren Kopf gelegt, um sich zu wärmen. Während sie ganz vorne am Zaun steht, stützt eine Krücke ihren Körper. „Man muss auf die Straße gehen. Und ich gehe nicht nur gegen die AfD raus, es gibt es leider so viele faschistische Parteien in Deutschland“, sagt die Rentnerin.
Es ist kurz vor 14 Uhr, als der AfD-Kreisverband seinen blauen Pavillon einpackt und die Banner, auf denen unter anderem „Remigration jetzt!“ steht, wieder einrollt. Erst dann löst sich auch die Gegendemo langsam auf. Die Polizei erklärt auf Nachfrage, dass es an diesem Samstag zu keinen großen Auseinandersetzungen gekommen sei.
„Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis, sagt Oliver Ongaro von DSSQ. „Es ist wichtig, dass wir da sind. Auch, wenn die Aktion nicht so groß war wie im Januar. Aber für eine Stadtteil-Demo sind 1000 Leute gut“, findet Ongaro. Man müsse weiterhin das Bild zerstören, dass Geflüchtete in Stadtteilen stören würden und uns an die Willkommenskultur von 2015 zurückerinnern, sagt er. Dann ertönt das letzte Lied im Zoopark aus den Lautsprechern der Organisatoren.