Im Wettbewerb um helle Köpfe ziehen Arbeitgeber alle Register. Welcher virtuose Personaler wüsste nicht, einen triumphalen Dreiklang aus attraktivem...

Im Wettbewerb um helle Köpfe ziehen Arbeitgeber alle Register. Welcher virtuose Personaler wüsste nicht, einen triumphalen Dreiklang aus attraktivem Vergütungsmodell, Karriereprogramm und Job-Enrichment anzustimmen? Umso mehr überrascht es, wenn er sich ausgerechnet dann im Ton vergreift, sobald er Kandidaten mit seinem Repertoire begeistern will. Denn seine Stellenanzeigen finden bei Bewerbern viel zu selten Anklang.

So ist bereits die Unternehmensdarstellung eintönige Litanei - oft zu lang, meist zu langweilig und mit Phrasen à la "innovativ" und "dynamisch" austauschbarer Einheitsbrei. Vergeben die Chance, Kandidaten schon jetzt mit einem wohlklingenden Nutzenversprechen zu begeistern! Aber vielleicht klappt es nach dem misslungenen Auftakt mit dem Jobtitel? Wohl kaum. Denn selten werden Worte so stark betont, ohne sich um ihre Bedeutung Gedanken zu machen. Titel, Mission, Bedeutung für das Unternehmen - all das ließe sich doch zu einer Herausforderung vereinen, die aufhorchen lässt! Stattdessen hören wir nur: Controller. Oder: Sachbearbeiter.

Es ist allein dem Wehgesang aus dem Unterbewusstsein des Personalers zu verdanken, dass er im Folgenden doch noch gegen die Bedeutungsleere anspielt. Aber was für potenzielle Bewerber nun nach spannender Aufgabe klingen könnte, degradiert er mit einem Stakkato zur lästigen Pflicht: Sicherstellung, Durchführung, Umsetzung . . . Und wo bleibt die Erfüllung?

Erinnern wir uns: Firmen stehen auf dem Arbeitsmarkt im Wettbewerb. Mit der Stellenanzeige wollen sie Kandidaten gewinnen. Und Kandidaten wollen wie von Orpheus' Gesang verführt werden. Da passt es nicht ins Bild, dass der Arbeitgeber dem Kandidaten nun auch noch bei den Anforderungen den Marsch bläst. Auch dabei macht der Ton die Musik - und "fließende Englischkenntnisse sind unbedingte Voraussetzung" klingt weniger nach Miteinander als nach Missstimmung.

Bei so vielen schrägen Tönen grenzt es an Realitätsverlust, dass zum Schluss ausgerechnet dem Kandidaten "Kommunikationsgeschick" abverlangt wird. Doch keine Bange. Wahrscheinlich wird er es gar nicht mehr hören.


Stefan G. Wolf ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens TMP Communication & Services.

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