In Deutschland ist es immer noch anstößig, wenn ein Unternehmen sich von einem Mitarbeiter trennt. Wut, Enttäuschung, Verzweiflung - diese Gefühle...

In Deutschland ist es immer noch anstößig, wenn ein Unternehmen sich von einem Mitarbeiter trennt. Wut, Enttäuschung, Verzweiflung - diese Gefühle herrschen bei vielen vor, die ihren Job verlieren. Verständlich auch deshalb, weil von außen häufig immer noch auf die Mitschuld des Einzelnen spekuliert wird.

Unangemessene Betroffenheit vernebelt leider allzu häufig gekündigten Arbeitnehmern den nüchternen Blick auf die eigene Wiedervermarktung und damit für die schnelle und erfolgreiche Neuorientierung.

International geht man mit dem Thema Trennung auf dem Arbeitsmarkt weniger aufgeregt um. Wenn wir im globalen Wettbewerb mithalten wollen, sollten die Mechanismen im Arbeitsmarkt besser verstanden sein, damit dieser Bereich "entemotionalisiert" werden kann.

Der berufliche Wechsel - aus welchem Grund auch immer - im Laufe einer beruflichen Entwicklung ist etwas völlig Normales. Beschäftigte wechseln auch die Firma, wenn sich woanders bessere Karrierechancen bieten. Der Arbeitgeber wiederum lotet aus, wer weiterhin ins Unternehmenskonzept und ins Team passt und mit wem das Arbeitsverhältnis daher fortgeführt wird.

"Employability" wird ein entscheidendes Zukunftsthema sein. In Selbstverantwortung wird der Mitarbeiter darauf Wert legen, ob sein Arbeitgeber die passende fachliche Ausrichtung bereithält. Die Anforderung des lebenslangen Lernens bleibt aktiv mit Leben gefüllt. Sonst könnte der Mensch eines Tages für den Arbeitsmarkt uninteressant werden. Deswegen wird er sich auch nicht mehr leisten, dass ihn die Firma aus vorgeblicher Fürsorge irgendwie in seiner Organisation hält, ohne ihn adäquat zu fordern.

Wie sieht der Arbeitsmarkt der Zukunft aus? Arbeitnehmer werden sich nicht mehr auf lebenslange Verweildauer in einer Firma einrichten. Loyalität ist künftig befristet auf der Basis des Arbeitsvertrages, mehr nicht. Erwerbstätige werden sich als Projektteilnehmer begreifen, nicht als Inhaber eines Arbeitsplatzes. Diese geänderte Form der Beschäftigung erfordert mehr Selbstverantwortung des Einzelnen. Und Arbeitgeber werden bemüht sein für gute Leute parallel Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten. Die Arbeitslosigkeit wird ihr gesellschaftliches Stigma verlieren. Denn Phasen der Nichtbeschäftigung sind normal zwischen zwei Projekten. Menschen und Unternehmen arbeiten künftig mehr als Partner auf Zeit.


Unser Gastautor: Claus Fehling, Geschäftsführer von GMC Management Consulting in Hamburg.

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