Viel ist in diesen Tagen vom Scheitern des Kapitalismus die Rede. Und natürlich bietet das Desaster an den Finanzmärkten hinreichend Anlass dazu.

Viel ist in diesen Tagen vom Scheitern des Kapitalismus die Rede. Und natürlich bietet das Desaster an den Finanzmärkten hinreichend Anlass dazu. Doch machen wir uns nichts vor: Es gibt keine Alternative zur unternehmerischen Initiative. Sie ist letztlich die Triebkraft unserer Wirtschaft. Der Staat kann den Unternehmer und den unternehmerisch handelnden Mitarbeiter nicht ersetzen. Alle diesbezüglichen Experimente sind in der Vergangenheit ausnahmslos mit bitteren Folgen danebengegangen.

Es war kein Zufall, dass Adam Smith, der Begründer der Theorie der freien Marktwirtschaft, neben seiner berühmten Abhandlung über den "Wohlstand der Nationen" auch eine "Theorie der moralischen Empfindung" geschrieben hat. Denn schon im England des 18. Jahrhunderts hatte er begriffen, dass unser Wohlstand auf zwei Säulen ruht, dem unternehmerischen Erfolg und dem sozialen Ausgleich. Wir müssen uns um beides kümmern. In der Krise offenbaren sich die Fehler der Vergangenheit, die Schwächen des Unternehmens, die Defizite im Geschäftsmodell. Ein Seitenblick auf die erfolgsverwöhnte deutsche Automobilindustrie genügt, um das zu begreifen. So bietet jede Krise auch immer die Chance, Dinge im Unternehmen infrage zu stellen und nach besseren Antworten zu suchen. Denn genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Strategien für das Heraustauchen aus der Krise zu entwickeln.

Unternehmenskultur ist keine Schönwetterveranstaltung. Gerade in schwierigen Zeiten beweist sich die Qualität eines Arbeitgebers. Umfragen zeigen: Mitarbeiter erfolgreicher Unternehmen, denen sehr viel abverlangt wird, sind besonders zufrieden. Das heißt, sie suchen nicht die Kuschelecke. Sie schätzen aber die Sicherheit einer Beschäftigungsgarantie. Die offene Diskussion um die Frage "Wie geht es weiter?" mobilisiert Ideen und Engagement. Da stecken die Antworten, die wir jetzt brauchen.

Die Krise ist die Zeit der wahren Unternehmer und der Unternehmer im Unternehmen. Denn in der Krise befinden wir uns nur so lange, wie wir das auch glauben. Denken wir an die Zukunft, denken wir über Chancen nach!


Olaf Richter, geschäftsführender Gesellschafter der Richter Personalservice GmbH, Hamburg, Kiel und Pinneberg.

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