Vielleicht ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt, an den Grundfesten der deutschen Automobilindustrie zu rütteln. Wer angesichts kraterartiger...

Vielleicht ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt, an den Grundfesten der deutschen Automobilindustrie zu rütteln. Wer angesichts kraterartiger Löcher in der Firmenkasse nach staatlicher Milliardenstütze schreit, dem möchte man doch spontan durch den Neukauf eines Zweit- oder Drittwagens zur Hilfe eilen.

Dabei ist für die Autobranche schon längst der Rettungsschirm aufgespannt. Haben Sie sich mal überlegt, wie viele Fahrzeuge hierzulande als Firmenwagen geleast oder gekauft werden? In solche Dimensionen stoßen allenfalls noch Büromöbel- oder Konferenzkekshersteller vor.

Mit anderen Worten: Die deutsche Wirtschaft schnürt seit jeher ein sattes Sanierungspaket für die Kollegen aus der Autobranche - und per fiskalischer Abschreibung wird diese Stütze gleich noch vom Steuerzahler subventioniert. Und da Rettungsschirmen ja per se der Stallgeruch der Unvernunft anhängt, verwundert es auch nicht, dass gesunder Menschenverstand bei firmeneigenen Fuhrparks keine Rolle spielt.

Wie sonst ist zu erklären, dass der Großteil der Autoflotte sein Dasein auf firmeneigenen Parkplätzen fristet. Phaeton, Cayenne, X5, A8 und S-Klasse werden morgens mal kurz warmgefahren und erst nach acht bis zehn Stunden wieder bewegt. Autos, deren Sinn in Freude am Fahren besteht, dümpeln die meiste Zeit in trostlosen Tiefgaragen vor sich hin.

Die klassischen Außendienstler hingegen fressen ihre vielen Tausend Jahreskilometer bestenfalls mit Mondeos, Passats oder Vectras. Sie, deren Arbeitsplatz die Straße ist, müssen mit der Mittelklasse vorlieb nehmen. Das spart Benzin, ist aber vor allem Status. Je wichtiger eine Person in der Firmenhierarchie, desto größer ist sein Wagen. Wo Blech zählt, wo Bedeutung in PS erfasst wird, spielt Sinn keine Rolle.

Geschäftsführer, die bewusst einen Kleinwagen für die Fahrt zur Arbeit nutzen, werden immer noch mitleidig belächelt. Dabei ist ein solcher Schritt betriebswirtschaftlich und ökologisch vernünftig. Doch allen Sparorgien in deutschen Firmen zum Trotz ist der Rotstift in dieser Status-Bastion noch längst nicht angekommen.