Sie ist einfach zu doof. Und außerdem undiszipliniert und faul. Die Hamburger Wirtschaft lässt kein gutes Haar an der Jugend. 16 Prozent der...

Sie ist einfach zu doof. Und außerdem undiszipliniert und faul. Die Hamburger Wirtschaft lässt kein gutes Haar an der Jugend. 16 Prozent der Betriebe konnten im Ausbildungsjahr 2008 nicht alle Lehrstellen besetzen. Der Grund: "die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger", erklärte unlängst Handelskammer-Vizepräses Karl-Joachim Dreyer.

Die Schuldigen für die Misere sind rasch ausgemacht: Eltern und Lehrer haben eine Generation von Alleswollern und Nichtskönnern herangezüchtet. Dieses Urteil mag vielfach berechtigt sein, greift aber zu kurz. Wenn eine unsportliche, verwöhnte und demotivierte Generation Doof jetzt beim Einstieg ins Berufsleben scheitert, so ist das unser aller Verantwortung und Risiko.

Hierzulande steht Berufstätigkeit höher im Kurs als Familienarbeit. Und damit fängt der Fisch am Kopf an zu stinken. Denn die Personalverantwortlichen in den meisten Firmen stehen dem Thema Teilzeit eher skeptisch gegenüber. Karriere und Kinder - das passt nicht zusammen. Führungskräfte mit 25-Stunden-Verträgen können Sie mit der Lupe suchen.

Die Folge: Wer beruflich vorankommen will oder auf das Einkommen angewiesen ist, muss sein(e) Kind(er) wegorganisieren oder später allein lassen. Wie wichtig uns der Nachwuchs ist, zeigt der Umstand, dass für die Ausbildung zur Erzieherin ein Realschulabschluss reicht. Und seien wir mal ehrlich: So manche Kindergärtnerin oder Tagesmutter bringt kaum einen fehlerfreien deutschen Satz über die Lippen. In diese qualifizierte Obhut delegieren wir also werktags die Zukunft unserer Kinder in den prägenden ersten fünf Lebensjahren. Und wundern uns dann am Ende über die mangelnde Ausbildungsreife ...

Woher soll die denn kommen, wenn berufstätige Eltern ihren Nachwuchs vor der Glotze und mit Ballerspielen allein lassen, anstatt präsenter Ansprechpartner und Vorbild zu sein? Hier sind auch die Arbeitgeber gefordert, Eltern die Möglichkeit zu geben, dem Nachwuchs die nötige Ausbildungsreife zu vermitteln - und zwar Männern wie Frauen.


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