Bundesbank: Deutsche Wirtschaft schrumpft im Winter, wird aber 2013 anders als der Euroraum nicht in die Rezession abrutschen.

Frankfurt/Berlin. Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft sind trüb – zumindest kurzfristig: „Für das Winterhalbjahr 2012/2013 deutet sich sogar ein Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität an“, schreibt die Deutsche Bundesbank in ihrem am Montag in Frankfurt vorgelegten Monatsbericht.

Die Konjunktur stocke wegen der Rezession im Euroraum und der Verlangsamung des globalen Wachstums. Allerdings wird Europas größte Volkswirtschaft wohl nur eine Pause als Wachstumsmotor in der Eurozone einlegen.

Denn die Notenbanker verfallen nicht in Konjunkturpessimismus. Sie erwarten vielmehr, dass die Talsohle schon bald durchschritten sein wird: „Es gibt ... die begründete Aussicht, dass die wirtschaftliche Schwächephase nicht allzu lange anhalten wird und Deutschland bald wieder auf einen Wachstumspfad zurückkehrt.“ Nach einem realen Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,7 Prozent 2012 rechnen die Notenbanker für 2013 mit einer Rate von 0,4 Prozent.

Optimistischer ist das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Nach der am Montag präsentierten Konjunkturprognose des IMK legt das deutsche BIP 2012 um 0,7 Prozent und 2013 um 0,8 Prozent zu. Damit erhöhten die Forscher ihre Prognose vom Oktober für 2013 um 0,4 Prozentpunkte.

Zwar schädigten der strikte Sparkurs und die Rezession bei vielen Handelspartnern im Euroraum die Konjunktur in Deutschland stark, sagte IMK-Direktor Gustav A. Horn in Berlin: „Der private Konsum und der Export nach Osteuropa, Asien und Amerika sind aber kräftig genug, um die deutsche Wirtschaft in diesem und im kommenden Jahr leicht wachsen zu lassen.“

Allerdings dürften sich die Schuldenkrisen weder in Europa noch in den USA verschärfen, sagte Horn: „Die Situation bleibt fragil, die Unternehmen sind skeptisch.“

Auch die Bundesbank betonte, dass die aktuelle Konjunkturschwäche in Deutschland hauptsächlich von der Industrie ausgehe. Vor allem die Hersteller von Investitionsgütern hätten ihre Produktion zuletzt erheblich gedrosselt, weil die Kunden im In- und Ausland beim Kauf neuer Maschinen extrem zurückhaltend seien.

Positiv stimme allerdings, dass die Exporterwartungen wieder gestiegen seien. Vor allem aus Übersee seien zuletzt deutlich mehr Aufträge eingegangen. Nach Überzeugung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) wird die deutsche Exportwirtschaft das Rekordjahr 2012 im kommenden Jahr nochmals toppen. Das dürfte die Konjunktur anschieben.

„Die Exporte werden im laufenden Jahr um rund vier Prozent zulegen, im kommenden Jahr rechnen wir mit mindestens drei Prozent Exportwachstum“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber am Montag in Berlin. Damit werde die deutsche Industrie ihren Weltmarktanteil halten. 2011 hatten die Exporte laut Statistischem Bundesamt um 11,4 Prozent zugelegt.

Das Exportwachstum werde erneut auf das Konto der Länder außerhalb der EU gehen. „In diesem Jahr sind die Ausfuhren in die EU-Länder kaum gewachsen. Außerhalb Europas nimmt die Nachfrage nach Produkten „Made in Germany“ allerdings deutlich zu“, sagte Kerber. Die Exporte in Drittländer hätten schon 2012 um elf Prozent zugelegt. Seit 2009 sei der Anteil der deutschen Exporte in Drittländer von 38 auf 43 Prozent gestiegen.

Die Bundesbank baut ihre Hoffnung auf einen Aufschwung in Deutschland darauf, dass die Weltwirtschaft wieder Fahrt aufnimmt und der Reformprozess im Euroraum voranschreitet. Zudem müssten größere negative Überraschungen ausbleiben. Insgesamt sieht die Notenbank noch erhebliche Abwärtsrisiken. Da die deutsche Wirtschaft aber eine gute Grundkonstitution besitze, werde sie die Schwächephase ohne größere Schäden insbesondere am Arbeitsmarkt überstehen.