Das Gewerkschaftsnahe IMK-Institut hat seine Wachstumsprognose für die deutsche Konjunktur 2013 überraschend angehoben.

Berlin. Im kommenden Jahr sollen sich die Aussichten für die deutsche Wirtschaft etwas verbessern und sich weiterhin der Schulden- und Finanzkrise im Euroraum entziehen können, so die Ansicht des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK).

Der private Konsum und der Export außerdem des Euroraums, also nach Osteuropa, Asien und Amerika, werde 2013 kräftig genug sein, um das Bruttoinlandsprodukt (BIP) leicht wachsen zu lassen, heißt es in einer Prognose des Instituts, das zur Hans-Böckler-Stiftung des DGB gehört.

„Es ist eine Gratwanderung. Die deutsche Wirtschaft hat gute Chancen mit einem blauen Auge davonzukommen, aber garantiert ist dabei gar nichts“, sagte IMK-Direktor Gustav Horn am Montag. Trotz Anlass für Optimismus bestehe die „die sehr ernstzunehmende Gefahr“, dass die Konjunktur nächstes Jahr abstürzen könne, betonte Horn zur Vorlage des IMK-Berichts unter dem Titel „Auf des Messers Schneide”.

Zwar schädigten der strikte Sparkurs und die Rezession bei vielen Handelspartnern im Euroraum die Konjunktur in Deutschland stark. Nach 0,7 Prozent Wachstum 2012 rechnet das IMK mit 0,8 Prozent im nächsten Jahr. Damit erhöhten die Forscher ihre Prognose vom Oktober für 2013 um 0,4 Prozentpunkte.

Knackpunkt für die Wirtschaft mit ihren Exporteuren ist laut IMK die globale Nachfrage und die Entwicklung in den USA. Falls die Politik in Washington den Absturz der USA von der Haushaltsklippe („Fiscal Cliff„) verhindert, könnte die weltgrößte Volkswirtschaft für Impulse sorgen, sagte Horn. Die Chancen für eine Einigung seien gestiegen. Wenn allerdings die drohende Kombination aus Steuererhöhungen und massiven Budgetkürzungen Anfang 2013 in Kraft tritt und sich die Krise im Euroraum wieder zuspitzt, hätte dies auch für Deutschland harte Folgen. Für diesen Fall befürchten die IMK-Experten im nächsten Jahr einen Einbruch des Außenhandels und ein Schrumpfen der Wirtschaft um 0,7 Prozent, nach 0,7 Prozent Wachstum 2012.

Als Beleg für die Vertrauenskrise der Unternehmen sieht das IMK die schwindende Bereitschaft zu investieren. Die Firmen dürften ihre Ausgaben in Maschinen und Anlagen in diesem Jahr um gut fünf Prozent senken und 2013 noch einmal um zwei Prozent. Grund sei das instabile Umfeld wegen der Schuldenkrise in der Euro-Zone, sagte Horn. Für den Währungsraum sieht er eher schwarz und sagt ein Schrumpfen der Wirtschaftskraft für dieses Jahr um 0,4 Prozent und für nächstes Jahr um 0,5 Prozent voraus. Der einseitige Sparkurs in den Krisenländern sei falsch und müsste abgeschwächt werden. „Das ist ein Teufelskreis, der nicht zu einer wirtschaftlichen Erholung führen kann“, warnte Horn.

Die Wirtschaftsleistung in den Ländern des Euroraumes wird laut IMK-Prognose 2013 um 0,5 Prozent sinken. Die deutschen Exporteure dürften aber gute Geschäfte mit Asien, Russland und den USA machen und ein Plus bei den Ausfuhren von 3,5 Prozent erzielen. Das IMK erwartet fürs neue Jahr einen Anstieg der Arbeitslosenzahl um knapp 100 000 auf 3,0 Millionen. Das entspräche einer Quote von 7,0 Prozent.