Niedersachsens Ministerpräsident Wulff will die Entscheidung nicht akzeptieren. Er denkt über eine Ministererlaubnis oder eine Klage nach.
Düsseldorf. Das Bundeskartellamt hat die Übernahme der Cabriodach-Sparte des insolventen Autozulieferers Karmann durch den Konkurrenten Magna Car Tops Systems (CTS) untersagt. Die niedersächsische Landesregierung und die IG Metall reagierten am Mittwoch mit harscher Kritik auf die Entscheidung. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) prüft nun die Möglichkeit einer Ministererlaubnis, um das Votum des Kartellamts auszuhebeln. Auch eine Klage werde erwogen.
„Der Zusammenschluss von Magna und Karmann hätte in einem bereits hochkonzentrierten Markt dazu geführt, dass europaweit nur noch zwei große Anbieter von Cabrio-Dachsystemen existierten“, begründete Kartellamtspräsident Andreas Mundt die Entscheidung. „Eine derartige Beeinträchtigung des Wettbewerbs konnten wir nicht zulassen“, fügte er hinzu. Letztlich wären die „Verbraucher in Form von höheren Preisen“ zur Kasse gebeten worden, machte Mundt deutlich.
Wulff erklärte demgegenüber, durch die Entscheidung sei den Karmann-Beschäftigten die „nachweislich beste Perspektive„ genommen worden. Die IG Metall nannte das Vorgehen der Wettbewerbshüter „verantwortungslos“. Die Gewerkschaft fürchtet um 1280 Arbeitsplätze.
Die Wettbewerbshüter hatten in der Vergangenheit immer wieder Skepsis gegenüber Fusionen auf dem Markt signalisiert, da es für Cabrio-Dächer europaweit mit Edscha, Webasto, CTS und Karmann nur noch wenige Anbieter gebe. Die IG Metall hatte dagegen argumentiert, auch bei einem Verbot der Übernahme werde der Wettbewerb unter den Cabriodach-Zulieferern nicht gestärkt. BMW, Mercedes und Renault wollten nach Informationen der Gewerkschaft im Fall einer Untersagung ihre Aufträge für Karmann abziehen und nicht mit einem neuen Kaufinteressenten zusammenarbeiten. Diese Abwanderung müsse verhindert werden, forderte die Gewerkschaft nun. Sie setzt darauf, dass die Hersteller „an einer neuen Lösung mitarbeiten“. Der spanische Zulieferer CIE war in der Vergangenheit als alternativer Käufer gehandelt worden.