Der VW-Konzern will Hunderte Mitarbeiter des insolventen Autozulieferers Karmann im neuen Osnabrücker Werk weiterbeschäftigen.

Osnabrück. Volkswagen will 621 Mitarbeiter des insolventen Autobauers Karmann in übernehmen. Der Autokonzern bot nach eigenen Angaben dem Insolvenzverwalter an, künftig 329 Mitarbeiter der Karmann-Metallgruppe zu beschäftigten.

Zudem stünden die Verhandlungen über die Technische Entwicklung von Karmann mit weiteren 292 Beschäftigten kurz vor dem Abschluss, teilte VW mit. Vorbehaltlich der Freigabe durch die EU-Kommission sichere man damit in beiden Karmann-Bereichen insgesamt 621 Arbeitsplätze.

Die 329 Mitarbeiter der Karmann-Metallgruppe, den Volkswagen eine weitere berufliche Perspektive geben will, sind bislang in Werkzeugbau, Anlagenbau und Presswerk tätig. Volkswagen werde in Osnabrück „von der Fahrzeugentwicklung über Werkzeugbau, Anlagenbau, Presswerk bis hin zur Produktion der Fahrzeuge alle Komponenten der automobilen Prozesskette abdecken“, kündigte der Produktionsvorstand der Marke Volkswagen, Hubert Waltl, an. Der traditionsreiche Automobilstandort blicke damit in eine erfolgreiche Zukunft.

Nach Angaben der Geschäftsführung von Volkswagen Osnabrück liegen die Vorbereitungen zur Aufnahme der Produktion an dem neuen VW-Standort im Zeitplan. Das Unternehmen hatte Ende 2009 in einer Vereinbarung mit der IG Metall zugesagt, ab Frühjahr 2011 auf dem ehemaligen Karmann-Gelände Golf Cabrios zu produzieren.

Der niedersächsische IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine sprach von einer „guten Lösung für die Beschäftigten und die gesamte Region“. Ermöglicht habe das Engagement von VW in Osnabrück erst ein Ergänzungstarifvertrag, mit dem die Belegschaft des Standorts bis Ende 2014 auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichte. Meine bedauerte, dass leider nicht alle noch vorhandenen Karmann-Arbeitsplätze erhalten blieben.

Auf einer Karmann-Betriebsversammlung bezeichnet der erste IG-Metall-Bevollmächtigte Hartmut Riemann die VW-Entscheidung als „einen Segen für die Region Osnabrück“. Leider könnten von ihr nicht alle ehemaligen „Karmänner“ profitieren.

Auf der Betriebsversammlung informierte das Team des Insolvenzverwalters Ottmar Hermann die Belegschaft über das VW-Angebot. „Es besteht die durchaus berechtigte Hoffnung auf eine gute Lösung für alle verbliebenen Karmann-Mitarbeiter“, sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters, Pietro Nuvoloni, auf dapd-Anfrage.

Nach Angaben von Nuvoloni hat der insolvente Autobauer Karmann derzeit noch knapp 1.300 Mitarbeiter, davon entfallen 450 auf die Metallgruppe, 400 auf die Entwicklungssparte und 330 auf die Sparte Dachsysteme. Weitere 90 Mitarbeiter seien in der Informationstechnik des Unternehmens oder direkt beim Insolvenzverwalter beschäftigt.

Das VW-Konzept zum Erwerb der Karmann-Metallgruppe bezeichnete Nuvoloni als „ein Bekenntnis von VW zum Auto-Standort Osnabrück“. Er bezeichnete die Gespräche mit VW über eine Übernahme der Karmann-Entwicklungssparte als weit fortgeschritten. Auch die Karmann-Beschäftigten, die zunächst nicht zum Zuge kämen, hätten Chancen auf einen späteren Arbeitsplatz bei VW.

Für die Karmann-Dachsparte, die in Osnabrück Cabrio-Dächer produziert, läuft nach Angaben von Nuvoloni mittlerweile ein zweites Bieterverfahren mit mehreren Interessenten. Das Verfahren sei aber noch nicht abgeschlossen. Den Zuschlag für die Dachsparte hatte zunächst Magna erhalten. Ein Verkauf an den Zulieferer scheiterte jedoch am Veto des Kartellamts.