“Da heißt es zugreifen“: Der Schuldenstaat hat sich 1,5 Milliarden Euro frisches Geld verschafft. Bundesregierung reagiert erleichtert.

Athen. Mit dem Rettungspaket von Euro-Zone und IWF im Rücken hat sich Griechenland Luft in der Schuldenkrise verschafft – aber zu einem hohen Preis. Investoren liehen dem hoch verschuldeten südosteuropäischen Land am Dienstag mehr als 1,5 Milliarden Euro für maximal ein Jahr. Der Zinssatz liegt allerdings nur knapp unter den etwa fünf Prozent, die bei einer europäischen Hilfe für deutlich länger laufende Anleihen fällig würden. Kredite für ein halbes Jahr sind für Griechenland damit mehr als zehnmal so teuer wie für Deutschland. Am Markt wurde dennoch die hohe Nachfrage als Vertrauensbeweis bewertet. Die Bundesregierung äußerte sich erleichtert.

Die Auktion galt als Test, wie weit Griechenland sich noch ohne Unterstützung seiner europäischen Partner refinanzieren kann. Ende des Monats will die griechische Regierung in den USA um Investoren werben. Medienberichten zufolge sollen drei bis fünf Milliarden Dollar aufgenommen werden.

Griechenlands Finanzminister Giorgos Papakonstantinou geht davon aus, dass sich sein Land auch weiterhin Geld von Investoren leihen kann. „Die griechische Regierung hat nicht darum gebeten, dass der Hilfsplan aktiviert wird, auch wenn er für den Notfall bereitsteht.“ In Kreisen der deutschen Regierung hieß es, Griechenland habe testen wollen, ob es ausreichend Interesse und Vertrauen an den Finanzmärkten gebe. „Das ist geglückt.“ Der Euro gab zum Dollar dennoch leicht nach.

Insgesamt nahm Griechenland 1,56 Milliarden Euro auf, 360 Millionen Euro mehr als zunächst geplant, wie die Schuldenagentur PDMA mitteilte. Sowohl bei dem Papier mit einer Laufzeit von 52 Wochen als auch bei der 26-Wochen-Anleihe war die Nachfrage groß, die Sechs-Monats-Anleihe war sogar 7,7-fach überzeichnet. „Die Emission war sehr erfolgreich“, sagte Ioannis Sokos von BNP Paribas daher mit Blick auf die hohe Nachfrage.

Die hohen Kosten für die beiden Anleihen sind Experten zufolge aber ein Grund zur Sorge. Durch die Zinslast steigen die Schulden des Landes weiter. Die Rendite lag mit 4,85 Prozent für das Zwölfmonats-Papier und mit 4,55 Prozent für die zweite Anleihe deutlich höher als bei den vorangegangenen Emissionen im Januar. Zum Vergleich: Deutschland brachte am Montag ein Papier mit einer Laufzeit von sechs Monaten auf den Markt und muss dafür lediglich gut 0,4 Prozent zahlen. „Die Sätze liegen höher als erwartet worden war“, sagte ein Rentenhändler. Grund für die Vielzahl an Geboten sei, dass die EU hinter Griechenland stehe. „Man ist deshalb bereit, den Griechen Geld zu leihen, verlangt aber eine Prämie.“

In der vergangenen Woche waren die Risikoaufschläge auf griechische Staatsanleihen auf Rekordniveaus in die Höhe geschnellt. Als Reaktion darauf hatten sich die Finanzminister der Euro-Zone am Wochenende auf Details für ein Rettungspaket geeinigt. Sie hofften, dass sich der Markt beruhigt und die Zinskosten für Griechenland sinken. EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny sieht bereits Erfolge: „Eine an sich schwierige Situation wurde durch den Beschluss vom Wochenende doch deutlich entschärft.“ Inzwischen hat sich die Lage am Markt wieder beruhigt, für zehnjährige Papiere verlangen Anleger fast einen Prozent weniger Zins als noch vergangene Woche.

Die Käufer der Anleihen könnten froh sein, dass die Emission der beiden Geldmarktpapiere so kurz nach der Entscheidung vom Wochenende kam, sagte Unicredit-Experte Kornelius Purps. „Ich denke, dass zwei oder drei Tage später die Rendite deutlich niedriger wäre.“ Er bezeichnete die Rendite als „sensationell„ für die Investoren. „Da heißt es zugreifen, das darf man sich nicht entgehen lassen.“ Schließlich bestehe über die Laufzeit der Papiere kein Ausfallrisiko. Langfristig seien die Gefahren für das südosteuropäische Land aber nicht gebannt, sagte Jason Manolopoulos von Dromeus Capital. Es blieben Sorgen, was die Zahlungsfähigkeit angehe.

Das Rettungspaket für Griechenland hat für dieses Jahr ein Volumen von bis zu 30 Milliarden Euro, zu einem Zinssatz von fünf Prozent bei einer Laufzeit von drei Jahren. Bis zu 8,4 Milliarden davon würde Deutschland stellen. Hinzu kommen bis zu 15 Milliarden Euro des Internationalen Währungsfonds. Laut Beschluss der Euro-Staaten vom 25. März greift der Plan, wenn sich Griechenland nicht mehr ausreichend Geld am Kapitalmarkt leihen kann.