Hat Toyota zu spät reagiert? Die Japaner sollen seit drei Jahren von den Problemen gewusst haben. Jetzt wird es teuer für das Unternehmen.

Hamburg. Es ist nur so groß wie ein Fingernagel und soll künftig einen milliardenschweren Schaden verhindern: Der Autobauer Toyota will ein kleines Stahlplättchen in seine Autos einbauen, das die Mechanik des Pedals stabilisieren soll, wenn der Fuß schon längst vom Gas genommen wurde. Allein in Deutschland werden bei der 1,4 Milliarden Euro teuren Rückrufaktion rund 216.000 Fahrzeuge der Modellreihen Aygo iQ, Yaris, Auris, Corolla, Verso, Avensis und RAV4 dazu in die Werkstätten beordert. Europaweit sind es 1,8 Millionen und in den USA 2,3 Millionen Autos.

Das Unternehmen hat von den Problemen offenbar bereits 2007 gewusst. Wie die „Financial Times Deutschland“unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, zeigten zu dem Zeitpunkt von Toyota in Auftrag gegebene Prüfungen, dass Gaspedalen während der Fahrt festklemmen können. Monatelange Tests hätten damals ergeben, dass bei dem Modell Auris mehrmals das Gaspedal in durchgedrückter Position steckenblieb, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Unterlagen über die Untersuchungen.

Das Unternehmen will die Probleme "zügig und lückenlos" beheben. Um Chaos zu vermeiden, sollen die Wagen nur nach und nach zur Kontrolle aufgerufen werden. "Das Kraftfahrtbundesamt und die Händler verschicken nicht alle Schreiben an die Kunden an einem Tag, sondern sukzessive", sagte eine Sprecherin von Toyota Deutschland in Köln. Damit versuche man, einen möglichen Ansturm zu lenken. Ab der kommenden Woche treffen in den Werkstätten die ersten sogenannten Distanzstücke für die Pedale aus den USA ein, die derzeit rund um die Uhr für den amerikanischen und europäischen Markt produziert würden.

"Toyota hatte in den vergangenen Tagen eine schlechte Kommunikationsleistung hingelegt. Zu lange wusste man nicht, wie viele Fahrzeuge und welche Modelle in Deutschland betroffen sind", sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg dem Abendblatt. "Besser wäre in solchen Fällen, den Schaden der Öffentlichkeit zu melden und zu beheben." Ein Grund dafür, dass die Panne ein solches Ausmaß nehmen konnte, liegt darin, dass Autohersteller immer mehr Modelle mit gleichen Teilen bestücken. Zudem werden inzwischen bereits 75 Prozent eines Autos von Zulieferern bestimmt.

Dudenhöffer verteidigt trotz der Panne die Strategie der Hersteller, gleiche Teile für viele Baureihen zu verwenden. "Die Risiken sind in der Branche erkannt, jetzt muss man sie eindämmen." Der Experte rät zu mehr Kontrollen und einer klaren Dokumentation, damit schnell erkannt werden kann, in welche Autos welche Teile eingebaut wurden.