Der Kleinwagen soll wegen Bremsproblemen in die Werkstätten. Bei acht weiteren Modellen waren die Gaspedal-Probleme schon 2007 bekannt.

Hamburg. Toyota plant nach Angaben des japanischen Verkehrsministeriums, nun auch seinen wegen Bremsproblemen in die Kritik geratenen Prius zurückzurufen. Ressortchef Seiji Maehara sagte, er habe von seinen Mitarbeitern erfahren, dass Toyota die Hybridfahrzeuge in die Werkstätten beordern oder freiwillig reparieren wolle. Toyota wolle nach seinen Informationen auch Schritte unternehmen, um die Probleme bei ins Ausland exportierten Prius-Autos anzugehen. Toyota kündigte eine Pressekonferenz im Tagesverlauf an. In Kreisen hieß es, Toyota bereite einen Rückruf von bis zu 300.000 Autos vom jüngsten Hybridfahrzeug-Modell seiner Prius-Reihe vor. Der Konzern tendiere dazu, die Autos wegen Bremsproblemen in die Werkstätten zurückzuordern, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person Reuters. Der Prius war im vergangenen Jahr das bestverkaufte Auto des Konzerns. Der Wagen gilt als Pioniermodell auf dem Hybridauto-Markt. Die neueste Prius-Version war im Mai 2009 auf den Markt gebracht worden. Seitdem wurden 311.000 Exemplare verkauft.

Toyota kämpft bereits mit dem Rückruf von bis zu acht Millionen Wagen wegen eines klemmenden Gaspedals und dem daraus resultierenden enormen Imageschaden sowie entsprechenden Folgen für die Bilanz. Diese Problem will der Autobauer mit dem Einbau eines kleinen Stahlplättchens lösen. Es soll die Mechanik des Pedals stabilisieren, wenn der Fuß schon längst vom Gas genommen wurde. Allein in Deutschland werden bei der 1,4 Milliarden Euro teuren Rückrufaktion rund 216.000 Fahrzeuge der Modellreihen Aygo iQ, Yaris, Auris, Corolla, Verso, Avensis und RAV4 dazu in die Werkstätten beordert. Europaweit sind es 1,8 Millionen und in den USA 2,3 Millionen Autos.

Das Unternehmen hatte von den Pedal-Problemen offenbar bereits 2007 gewusst. Wie die „Financial Times Deutschland“unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, zeigten zu dem Zeitpunkt von Toyota in Auftrag gegebene Prüfungen, dass Gaspedalen während der Fahrt festklemmen können. Monatelange Tests hätten damals ergeben, dass bei dem Modell Auris mehrmals das Gaspedal in durchgedrückter Position steckenblieb, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Unterlagen über die Untersuchungen.

Das Unternehmen will die Probleme "zügig und lückenlos" beheben. Um Chaos zu vermeiden, sollen die Wagen nur nach und nach zur Kontrolle aufgerufen werden. "Das Kraftfahrtbundesamt und die Händler verschicken nicht alle Schreiben an die Kunden an einem Tag, sondern sukzessive", sagte eine Sprecherin von Toyota Deutschland in Köln. Damit versuche man, einen möglichen Ansturm zu lenken. Ab der kommenden Woche treffen in den Werkstätten die ersten sogenannten Distanzstücke für die Pedale aus den USA ein, die derzeit rund um die Uhr für den amerikanischen und europäischen Markt produziert würden.

"Toyota hatte in den vergangenen Tagen eine schlechte Kommunikationsleistung hingelegt. Zu lange wusste man nicht, wie viele Fahrzeuge und welche Modelle in Deutschland betroffen sind", sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg dem Abendblatt. "Besser wäre in solchen Fällen, den Schaden der Öffentlichkeit zu melden und zu beheben." Ein Grund dafür, dass die Panne ein solches Ausmaß nehmen konnte, liegt darin, dass Autohersteller immer mehr Modelle mit gleichen Teilen bestücken. Zudem werden inzwischen bereits 75 Prozent eines Autos von Zulieferern bestimmt.

Dudenhöffer verteidigt trotz der Panne die Strategie der Hersteller, gleiche Teile für viele Baureihen zu verwenden. "Die Risiken sind in der Branche erkannt, jetzt muss man sie eindämmen." Der Experte rät zu mehr Kontrollen und einer klaren Dokumentation, damit schnell erkannt werden kann, in welche Autos welche Teile eingebaut wurden.