Die US-Verkehrsbehörde geht Beschwerden von Fahrern nach, die wegen klemmender Gaspedale schon in der Werkstatt waren.

Washington. Repariert und doch nicht sicher? Toyota-Besitzer, deren Autos bereits wegen klemmender Gaspedale oder rutschender Fußmatten in der Werkstatt waren, klagen darüber, dass die Wagen immer noch ohne ihr Zutun beschleunigen. Der Chef der US-Verkehrssicherheitsbehörde, David Strickland, forderte die Fahrer auf, sich bei ihren Händlern zu melden.

Mitarbeiter seiner Behörde haben sich bereits mit den ersten Autofahrern kurzgeschlossen, die sich beschwert hatten. Bislang gebe es aber noch keinen bestätigten Fall, sagte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums, dem die Behörde untersteht. Insgesamt gingen zehn Beschwerden ein. Der Hersteller selbst wiegelt ab: „Wir sind überzeugt, dass Toyota-Autos sicher sind“, sagte ein Firmensprecher am Donnerstag.

US-Politiker zweifeln an dieser Aussage. Toyota habe noch keine schlüssige Antwort auf die Frage gegeben, warum ihre Wagen ungewollt beschleunigten, sagte Bart Stupak auf „Bloomberg TV“. Die US-Amerikaner könnten sich deshalb nicht sicher fühlen, schob er hinterher. Der Kongressabgeordnete leitet einen der Ausschüsse, die Licht in das Toyota-Debakel bringen sollen.

Bereits in den Anhörungen der letzten beiden Wochen hatten Experten und Abgeordnete Zweifel daran geäußert, dass es sich um ein rein mechanisches Problem handelt. Toyotas US-Statthalter James Lentz räumte ein, dass es für die Mehrzahl der gemeldeten Vorfälle keine Erklärung gebe. Chefkonstrukteur Takeshi Uchiyamada schloss allerdings Fehler in der Elektronik aus. Ausführliche Tests hätten keine Schwierigkeiten ergeben.

Die US-Behörde für Verkehrssicherheit bringt inzwischen 52 Tote mit der Pannenserie bei Toyota in Verbindung, die Klagen häufen sich. In vielen Fällen ist die Beweislage aber dünn. Anders beim Polizisten Mark Saylor und drei Familienmitgliedern, die im August ihr Leben bei einem Unfall verloren. Hier sehen US-Medien gute Chancen für die Hinterbliebenen, Schadenersatz von Toyota zu bekommen. Am Dienstag reichten die Angehörigen Klage vor einem Gericht in San Diego gegen den Hersteller und einen Händler ein.

Der Unfall von Mark Saylor und seiner Familie hatte landesweit für Schlagzeilen gesorgt und brachte letztlich den Rückruf ins Rollen. Der Polizist (45), seine Frau Cleofe (45), Tochter Mahala (13) und Schwager Chris Lastrella (38) saßen in einer Lexus-Limousine, die sich nicht mehr stoppen ließ. Der Wagen rammte mit mehr als 160 Kilometern in der Stunde einen Geländewagen, kam von der Straße ab, überschlug sich und ging in Flammen auf. Die letzten Sekunden im Leben der vier Menschen sind auf Tonband festgehalten. Chris Lastrella hatte den Notruf gewählt.

Toyota-Konzernchef Akio Toyoda hatte den Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen, als er in der vergangenen Woche Rechenschaft vor dem US-Kongress ablegen musste. Die Mutter von Cleofe und Chris, Fe Lastrella, war ebenfalls vor den Untersuchungsausschuss getreten und rührte mit ihrem Auftritt Millionen Menschen.

Verkehrsminister Ray LaHood versprach mehrfach Aufklärung. Die neuen Beschwerden könnten deshalb auch für ihn unangenehme Fragen nach sich ziehen. Zahlreiche Abgeordnete hatten das Vorgehen der Verkehrssicherheitsbehörde als zu lax gebrandmarkt. Die Beamten, so der Vorwurf, unterhielten zu enge Kontakte zur Industrie.

Weltweit ruft Toyota mehr als acht Millionen Autos zurück, um Gaspedale und Fußmatten bei ihnen zu richten. Die meisten betroffenen Fahrzeuge sind in den USA zugelassen. Wegen kurzzeitig aussetzender Bremsen müssen knapp eine weitere halbe Millionen Hybridwagen in die Werkstätten.