Wegen fehlerhafter Bremsen hat der Autohersteller Toyota eine Rückrufaktion für sein Hybrid-Modell Prius in Japan beschlossen.

Tokio/Hamburg. Neuer Schlag für Toyota: Japanischen Medienberichten zufolge wird der weltgrößte Autohersteller nun auch seinen bislang erfolgreichen Hybrid-Wagen Prius wegen Problemen mit dem Bremssystem in die Werkstätten zurückrufen. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtete, sind mindestens 170 000 im Inland verkaufte Prius der jüngsten Generation betroffen. Der Rückruf werde in den nächsten Tagen bekanntgegeben.

Der lange Zeit erfolgsverwöhnte japanische Hersteller ruft bereits wegen der Gefahr klemmender Gaspedale Millionen Fahrzeuge zurück. Während in den USA bereits mit der Umrüstung begonnen wurde, will Toyota in Deutschland damit demnächst beginnen. Allerdings wird sich die Nachbesserung über mehrere Wochen hinziehen. „Bereits Ende der kommenden Woche werden wir an die Händler die Teile verschickt haben, die nötig sind, um die Gaspedale von 56 000 Fahrzeugen in Europa zu modifizieren“, sagte Toyota-Deutschlandchef Alain Uyttenhoven der „Wirtschaftswoche“. „In den Wochen danach werden wir weitere 90 000 Teile pro Woche ausliefern.“

Toyota muss allein in Deutschland rund 216 000 Autos wegen klemmender Gaspedale zurückrufen. In ganz Europa sind 1,8 Millionen Autos betroffen. Uyttenhoven zufolge kann das Kraftfahrtbundesamt erst Ende Februar die offiziellen Rückrufbriefe verschicken. Toyota wolle aber mit dem Beginn der Rückrufaktion nicht so lange warten.

Nach Einschätzung deutscher Autoexperten könnten auf Toyota deutlich mehr Kosten zukommen, als die von dem Unternehmen selbst veranschlagten 180 Milliarden Yen (derzeit rd. 1,5 Mrd Euro). Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft der Hochschule Geislingen sagte der „Automobilwoche“, allein Prozesse verunglückter Fahrer in den USA würden das Unternehmen deutlich höher belasten.

Das Debakel hinterlässt auch bei den deutschen Autokäufern Kratzer beim Image des bislang für Sicherheit und Qualität gelobten Herstellers. „Seit die negativen Schlagzeilen vor gut zehn Tagen begannen, ging bei uns in Deutschland der Absatz um rund 20 Prozent zurück“, wird Uyttenhoven von der „Wirtschaftswoche“ zitiert.

Im Fall des Prius-Bremsproblems beabsichtigt Toyota den Berichten zufolge, die betroffene Software auch im Ausland per Rückruf oder einer Servicemaßnahme zu reparieren. So sei auch in den USA ein Rückruf von 100 000 neuen Prius geplant. Toyota hat seit Verkaufsstart im Mai über 300 000 der Autos in 60 Ländern abgesetzt.

Toyota hatte zuvor erklärt, die Probleme mit den Bremssystemen seien keine grundsätzlichen Schäden. Daher wollte der Konzern das Problem eigentlich im Rahmen eines freiwilligen Servicedienstes beheben. Doch angesichts der massiven Kritik in Folge des Rückrufdebakels um klemmende Gaspedale sei das Management offenbar zu der Einsicht gelangt, dass ein Rückruf unvermeidlich sei, wenn man das Vertrauen der Kunden wiedererlangen wolle, hieß es. Toyota hatte in Japan und im Ausland eine ganze Reihe von Beschwerden erhalten, dass die Bremsen beim neuen Primus beim Fahren auf unebenen Straßen oder Schlaglöchern kurzzeitig nicht funktionieren.