Das Verkehrsministerium in Washington schaltet sich in das Toyota-Drama ein. Möglicherweise ist auch der Corolla betroffen.

Tokio/Washington. Die US-Regierung hat eine Untersuchung der Sicherheitspannen bei Toyota eingeleitet. Das Verkehrsministerium in Washington forderte den japanischen Autobauer am Dienstag zur Herausgabe von Akten über die Rückrufaktionen der vergangenen Wochen auf. Die Regierung will prüfen, wann Toyota von den Sicherheitsmängeln erfahren hat und ob der Autohersteller angemessen darauf reagierte.

Toyota in den USA teilte mit, es werde mit der Verkehrsbehörde NHTSA kooperieren. Innerhalb von 30 bis 60 Tagen muss der Autobauer Unterlagen vorlegen, danach können Strafen verhängt werden. Verkehrsminister Ray LaHood sagte, die Regierung prüfe die Verhängung von Bußgeldern für die Art und Weise, wie Toyota bisher mit Rückrufen umgegangen sei. Die Höchststrafe wären 16 Millionen Dollar.

Verbraucherschützern zufolge sind in den USA seit 2000 bis zu 34 Menschen in Toyotas ums Leben gekommen, die Sicherheitsmängel aufwiesen.

Probleme beim Corolla?

Die Abteilung für Qualitätskontrolle von Toyota teilte mit, sie gehe Berichten über mögliche Probleme mit der Lenkung bei Corolla-Modellen nach. Ob ein Rückruf der in den USA beliebten Modellserie erfolgen müsse sei noch nicht geklärt, sagte der Leiter der Abteilung, Shinichi Sasaki.

Sasaki teilte mit, „nach unseren Untersuchungen spürt der Fahrer beim Lenken einen Widerstand“. Sollte sich dies als Mangel herausstellen, werde Toyota die Fahrzeuge in die Werkstätten rufen. „Wir prüfen diese Frage gerade.“ Die Zahl der Beschwerden liege aber unter hundert.

Unterdessen hat sich der Autobauer mit ganzseitigen Anzeigen in den japanischen Medien am Mittwoch für die Mängelserie entschuldigt, die zum weltweiten Rückruf von 8,5 Millionen Autos geführt hat. „Wir entschuldigen uns aus tiefstem Herzen für die Unannehmlichkeiten, die wir Ihnen bereitet haben“, heißt es in den Anzeigen.

Als Lehre aus dem millionenfachen Rückruf will Toyota weltweit ein neues Bremssystem in alle zukünftigen Modelle einbauen. Das kündigte Vorstandschef Akio Toyoda am Mittwoch an. Das neue System drosselt den Motor, wenn das Gas- und das Bremspedal gleichzeitig betätigt wird. Bezüglich des Rückrufes des Hybrid-Modells Prius wegen Bremsenproblemen sagte Toyoda, bis zu 80 Prozent der Reparaturen könnten bis Ende dieses Monats durchgeführt werden. Der Prius war bislang ein Verkaufshit.

Produktionsstopp in US-Werken

Verständlicherweise hat die Pannenserie die Kunden von Toyota verschreckt. Der japanische Hersteller wird seine Wagen nur noch schwer los und stoppt deshalb die Produktion in zweien seiner US-Werke. „Wir müssen dies tun, um zu verhindern, dass sich bei den Händlern ein zu großer Bestand ansammelt“, sagte ein Toyota-Sprecher.

In der Fabrik im texanischen San Antonio stehen die Bänder im März und im April für jeweils eine Woche still. Hier wird der Pick-up Tundra hergestellt. Im Werk Georgetown im US-Bundesstaat Kentucky ruht die Produktion am 26. Februar und möglicherweise zwei Tage im März und einen Tag im April. Von dort kommen die Mittelklasse-Wagen Avalon, Camry und Venza.

Die Mitarbeiter werden nach Angaben des Sprechers in der Zeit Reparaturarbeiten in den Werken vornehmen und sollen in Fortbildungen gehen. In Texas beschäftigt Toyota 1850 Menschen, in Kentucky knapp 6850. Bereits jüngst hatten nordamerikanische Werke stillgestanden, weil Toyota auf neue Gaspedale wartete, die nicht mehr klemmen.

Im Januar waren die Verkäufe in den USA erstmals seit zehn Jahren unter die Marke von 100 000 gefallen. Die Kunden wanderten häufig zu General Motors und Ford ab. Diese beiden Marken, so prophezeien Marktforscher, werden auch im Februar besonders stark von Toyotas Schwäche profitieren.