Seit Jahren kämpft der Autobauer Opel ums Überleben, die jüngsten Zahlen überzeugten die US-Konzernmutter General Motors nicht.
Rüsselsheim. Opel bekommt schon wieder einen neuen Chef. Überraschend trat Karl-Friedrich Stracke von dem Posten zurück, den er erst im April 2011 übernommen hatte. Die Geschäfte der Opel-Mutter General Motors (GM) in Europa mit den Hauptmarken Opel/Vauxhall soll kommissarisch der GM-Vize und Opel-Aufsichtsratschef Stephen Girsky führen, wie die Adam Opel AG am Donnerstag in Rüsselsheim mitteilte.
Die Suche nach einem Nachfolger für Stracke habe bereits begonnen. „Der Opel-Aufsichtsrat wird in Kürze einberufen, um einen kommissarischen Opel-Vorstandsvorsitzenden zu benennen“, erklärte der Autobauer. Mit einer Entscheidung ist dem Vernehmen nach in wenigen Tagen zu rechnen. Girsky ist der fünfte Manager innerhalb der vergangenen zehn Jahre, der Opel führt.
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Gründe für den überraschenden Chefwechsel nannte das Unternehmen nicht. Stracke (56), der auch den Posten als Präsident von GM Europe abgab, werde Sonderaufgaben für den Autokonzern übernehmen. Worum es dabei genau geht, blieb offen. Stracke soll künftig direkt an GM-Chef Dan Akerson berichten. Stracke war erst im Januar 2012 zum Präsidenten des GM-Europageschäfts ernannt worden.
„Die Arbeitnehmervertreter erwarten nun, dass schnellstmöglich ein geeigneter Nachfolger gefunden wird, der die Adam Opel AG führt“, ließ Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug mitteilen. Mit Girskys Benennung zum Präsidenten von GM Europe zeige der Autoriese aus Detroit, „dass das Europageschäft ein Eckpfeiler des Konzerns ist“. Es gelte nun, den Sanierungskurs bei Opel „im gegenseitigen Vertrauen fortzusetzen“, erklärte Schäfer-Klug.
Der aus Nordhessen stammende Ingenieur Stracke war am 11. April 2011 als Nachfolger von Nick Reilly an die Spitze von Opel gerückt, um den defizitären Autobauer zurück in die Gewinnzone zu führen. Dieses Ziel wurde klar verfehlt. Zudem leidet der Autobauer besonders stark unter der Krise im Euroraum: Der Absatz sank zuletzt kräftig.
Ende Juni hatte der seit Jahren ums Überleben kämpfende Traditionshersteller mit seinen deutschen Werken in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern erneut ein Sanierungskonzept vorgelegt. Von Werksschließungen oder Stellenabbau ist darin keine Rede mehr. Stattdessen sollen teure Überkapazität abgebaut werden, indem Modelle wie der kleine SUV Mokka, der Antara oder der Agila nicht mehr in Korea, sondern in Europa vom Band rollen. Der Plan greift zudem bereits angekündigte Investitionen in die Produktpalette von Opel/Vauxhall auf. Geplant sind zum Beispiel 23 neue Modelle in den kommenden vier Jahren. Unter anderem soll ab 2013 der Kleinstwagen Adam bei den Händlern zu haben sein.
Am Tag vor Strackes Rückzug veröffentlichte die „Bild“-Zeitung ein Interview mit dem Manager. Stracke räumte darin ein, Opel müsse „noch viel tun, um wettbewerbsfähiger zu werden“. Die Konzernmutter GM sei „zu Recht ungeduldig mit uns“: „Deswegen müssen wir so schnell wie möglich wieder profitabel werden. Wir dürfen unserer Mutter nicht länger auf der Tasche liegen.“ (dpa)